Die Nuo-Oper und das Puppenspiel, in denen Masken eine wichtige
Rolle spielen, gehören zur zweiten Kategorie der chinesischen
Volkskunst. Sie haben einen Entwicklungsprozeß vom Kaiserhof in die
Hütten des Volkes mitgemacht. In China ist die folgende Legende
über die Entstehung der Maske sehr populär: Ein König namens Gao
Changgong aus der Südlichen und Nördlichen Dynastie war allgemein
als tapfer und kampferprobt bekannt. Da er aber sehr gut aussah,
trug er, um den Feind zu erschrecken, immer eine abscheuliche Maske
vor dem Gesicht. Unabhängig von dieser Legende ist es bewiesen, daß
die Nuo-Oper und das Puppenspiel anläßlich von
Bestattungszeremonien entstanden sind, um die bösen Geister zu
verjagen. Mit der Zeit entwickelte sich im alten China aus diesem
Ritual ein fester Bestandteil zur Unterhaltung des Kaiserhofs. Nach
einer Weile ging man dazu über, sich der erwähnten Legende zu
bedienen, und setzte Masken der Nuo-Oper oder des Puppenspiels als
Abschreckungsmittel in Kriegen ein. So gelangten diese Masken in
das Blickfeld des Volkes und sind bis auf den heutigen Tage
erhalten geblieben.
Die Nuo-Masken, die normalerweise aus Holz und Ton hergestellt
werden, blicken auf eine langjährige Geschichte zurück und werden
deshalb auch „lebende Fossilien der chinesischen Oper“ genannt. In
einigen Regionen der nationalen Minderheiten wie z. B. Miao, Dong
und Tujia nehmen sie einen festen Platz in der darstellenden Kunst
ein. Selbstverständlich werden Nuo-Masken, wie der Name es sagt,
vor allem in der Nuo-Oper angewendet. Ihre Besonderheit liegt in
ihrem symbolischen Wert und ihrem groben, übertriebenen sowie
primitiven Stil. In der Grenzregion zwischen den Provinzen Jiangxi
und Hunan stehen noch heute Ruinen der Nuo-Tempel. Dort finden
während des Frühlingsfestes Zeremonien statt, bei denen mit
Nuo-Masken Tänze und Gesänge vorgeführt werden. Das Ziel solcher
Handlungen ist auch heute noch, auf eine gute Ernte zu hoffen und
böse Geister zu verjagen.
Im
östlichen Teil der Provinz Gansu im Nordwesten Chinas pflegen die
Bewohner die Sitte, das eigene Gesicht während des Frühlingsfestes,
das insgesamt 15 Tage dauert, zu bemalen. Sehr wahrscheinlich hat
sich diese Tradition aus der Gestaltung von Nuo-Masken entwickelt.
Hauptsächlich Jugendliche machen sich den Spaß mit bemalten
Gesichtern und unter dem Klang von Trommel- und Gongschlägen
während des Frühlingsfestes durch ihr Dorf zu marschieren. Leider
tanzen und singen sie nicht dabei, sondern es ist ihr Ziel, eine
unheimliche Atmosphäre zu schaffen. Bei der Gesichtsbemalung werden
entweder Figuren aus Legenden oder aus literarischen Werken Chinas
als Vorbild genommen. Darüber hinaus hängt die Bevölkerung in
diesem Gebiet heute auch gerne bemalte Schöpfkellen, als Schutz vor
Geistern, im Haus auf .
Die Angst vor Dämonen geht aber auch noch in anderen Regionen
Chinas um. Deshalb werden dort Masken, die die Kraft haben, die
bösen Geister zu bannen, ebenfalls im Haus aufgehängt. Der Ausdruck
solcher Masken erinnert an Tierkopfdarstellung auf Ziegeln,
Schildern oder Bronzewaren.
Die bunten Tierkopfmasken aus Fengxiang, Provinz Shaanxi, sind z.B.
Vertreter einer typischen kunsthandwerklichen Produktion des
Volkes. Es ist ein alter Brauch in diesem Gebiet, solche Masken von
den Großmüttern und Onkeln mütterlicherseits als
Geburtstagsgeschenk zu bekommen.
Unter den verschiedenen Maskentypen ragen die wertvollen Masken der
Tibet-Oper besonders hervor. Diese Opernform existiert heute nur
noch in Tibet. Die Farben der Masken haben alle eine bestimmte
Bedeutung und erklären den Charakter des Darstellers.
Beispielsweise versinnbildlicht die rote Maske Würde und
Heftigkeit, weil sie sich aus der Farbe des Feuers ableitet; die
grüne übernimmt die Farbe des Wassers und symbolisiert Frieden und
Gefügigkeit; die gelbe wird für die Darstellung von Buddhas oder
Geister und die schwarz-weiße für Hexen und Denunzianten
angewendet.