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Von Feng Zhongping
Österreich ist ein wichtiges Mitglied der EU. In den letzten Jahren
sind die chinesisch-österreichischen Beziehungen mit der ständigen
Entwicklung der Beziehungen zwischen China und der EU in eine neue
Entwicklungsperiode eingetreten. Dieses Jahr ist die 30. Wiederkehr
der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen China und
Österreich. Auf Einladung des Staatspräsidenten der Volksrepublik
China, Jiang Zemins, wird der österreichische Bundespräsident, Dr.
Thomas Klestil, vom 15. bis 19. Mai China besuchen. Jetzt sind die
Beziehungen zwischen beiden Ländern mit einer neuen
Entwicklungschance konfrontiert.
China und Österreich nahmen am 28. Mai 1971 offiziell diplomatische
Beziehungen auf. Im September desselben Jahres akkreditierten beide
Länder ihren Botschafter bei der Regierung der Gegenseite. Im
Oktober 1972 unterzeichneten beide Länder ein Handels- und
Zahlungsabkommen, wodurch die vorhandenen nichtstaatlichen
Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern auf die Stufe der
zwischenstaatlichen Handelsbeziehungen gehoben wurden. Später
machten sowohl die politischen Beziehungen als auch die
Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern
Fortschritte. Im April 1974 stattete der österreichische
Außenminister, Dr. Rudolf Kirchschläger, China einen Besuch ab. Das
war die wichtigste österreichische Delegation, die in den ersten
Jahren nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden
Ländern China besuchte. In den 80er Jahren betrachtete China nach
der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik die Verstärkung der
Zusammenarbeit mit den westeuropäischen Ländern, einschließlich
Österreich, als einen wichtigen Bestandteil seiner Außenpolitik,
was der Entwicklung der Beziehungen zwischen China und Österreich
neue Impulse gab. Die gegenseitigen Besuche zwischen Führern und
Beamten beider Länder nahmen zu, und beide Seiten unterzeichneten
wichtige Abkommen über wissenschaftliche und technische
Zusammenarbeit, den Schutz von Investitionen, die Vermeidung der
Doppelbesteuerung usw. Im April 1984 besuchte Staatskommissar und
Außenminister Wu Xueqian Österreich. Das war der erste
Österreich-Besuch eines chinesischen Außenministers nach Aufnahme
diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern. Im September
1985 besuchte der österreichische Bundespräsident, Dr. Rudolf
Kirchschläger, China. Er war der erste österreichische Präsident in
der Geschichte, der China besuchte. Österreich war eines der
westlichen Länder, die als erste nach dem „4. Juni“-Ereignis ihre
Beziehungen zu China wiederherstellten. Im Oktober 1991 stattete
Staatskommissar und Außenminister Qian Qichen Österreich einen
offiziellen Besuch ab. Im Januar 1992 besuchte der Präsident des
österreichischen Nationalrates, Dr. Heinz Fischer, China. Im April
1993 besuchte Dr. Franz Vranitzky als der erste österreichische
Bundeskanzler in der Geschichte der Beziehungen zwischen China und
Österreich China. Im Juni 1994 stattete Ministerpräsident Li Peng
auf Einladung Österreichs einen offiziellen Besuch ab.
Seit Mitte der 90er Jahre entwickeln sich die Beziehungen zwischen
China und der EU mit dem stetigen Wachstum der chinesischen
Wirtschaft und der ständigen Erhöhung der internationalen Stellung
Chinas in einem rasanten Tempo. Im Juli 1995 veröffentlichte die
EU-Kommission einen Bericht über die langfristige Politik für die
Beziehungen zwischen China und der EU, in dem es heißt, daß die
Entwicklung der Beziehungen zu China der „Grundstein“ der
Außenpolitik der EU ist. Im Dzember desselben Jahres überprüfte und
billigte der EU-Rat dieses Dokument. Im „Schluß aus der
Überprüfung“ heißt es: „Die nie dagewesene Entwicklung Chinas
zeigt, daß es bald eine politische, militärische und
wirtschaftliche Großmacht in der Welt sein wird. Deshalb ist es die
vorrangige Überlegung Europas, mit China Beziehungen, die dessen
Realität und potentiellem Einfluß in der Welt und der Region
entsprechen, herzustellen.“ 1996 arbeitete die EU eine Reihe
konkreter Maßnahmen zur Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen der
EU und China aus und setzte für die Politik der EU gegenüber China
fünf Ziele, nämlich die Beziehungen zu China hinsichtlich der
Außenpolitik und der Sicherheit zu stabilisieren, China zu
ermöglichen, sich ins Welthandelssystem einzugliedern, China bei
der nachhaltigen Entwicklung und beim Kampf gegen die Armut zu
unterstützen und China zu veranlassen, das Rechtssystem
durchzusetzen und die Menschenrechte zu respektieren. 1998 nahm die
EU ein Dokument über die Herstellung einer Partnerschaft mit China
an, in dem darauf hingewiesen wird, daß die politischen Beziehungen
zwischen China und der EU aufs Niveau der Beziehungen zwischen der
EU und den USA, Rußland und Japan gehoben werden sollten.
Vor diesem Hintergrund traten die chinesisch-österreichischen
Beziehungen in eine neue Entwicklungsperiode ein. Die
Spitzenpolitiker beider Länder schenkten der Entwicklung der
politischen Beziehungen zur Gegenseite große Aufmerksamkeit. Im
September 1995 besuchte der österreichische Bundespräsident, Dr.
Thomas Klestil, China. Im September 1996 besuchte Li Ruihuan, der
Vorsitzende des Landeskomitees der Politischen Konsultativkonferenz
des Chinesischen Volkes, Österreich. Im Oktober desselben Jahres
besuchte der österreichische Bundeskanzler, Dr. Franz Vranitzky,
nochmals China. Im März 1997 besuchte der Präsident des
österreichischen Nationalrates, Dr. Heinz Fischer, zum zweiten Mal
China. Im März 1998 besuchte Vizekanzler und Außenminister, Dr.
Wolfgang Schüssel, China. Im März 1999 stattete Staatspräsident
Jiang Zemin Österreich einen Staatsbesuch ab. Das war der erste
Österreich-Besuch eines chinesischen Staatsoberhauptes. Während des
Aufenthalts von Staatspräsident Jiang in Österreich schätzten die
Führer beider Länder die Beziehungen zwischen beiden Ländern
positiv ein. Beide Seiten stimmten darin überein, daß sich die
freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern auf allen
Gebieten ununterbrochen entwickele und daß der häufige Verkehr
zwischen den Führern beider Länder dazu beitrage, die Beziehungen
der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern zu
fördern. Staatspräsident Jiang erklärte, daß sich die chinesische
Seite zusammen mit der österreichischen Seite darum bemühen werde,
die gute Entwicklungstendenz des freundschaftlichen Austausches
zwischen beiden Ländern auf allen Gebieten beizubehalten.
In
den bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen und der
wirtschaftlichen und technischen Zusammenarbeit wurden wichtige
Fortschritte erzielt. Im September 1996 unterzeichneten beide
Regierungen ein neues Abkommen über die wirtschaftliche,
industrielle, technische und technologische Zusammenarbeit. 2000
belief sich das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern auf 780 Mio.
US$, ein Anstieg um 14% gegenüber 1999. China exportierte nach
Österreich hauptsächlich Textilien, Kleidung, Getreide, Speiseöl
und andere Nahrungsmittel, Viehzuchtprodukte, kunsthandwerkliche
Waren und Buntmetalle und importierte aus Österreich hauptsächlich
technische Anlagen, Maschinen, Mineralien und Erzeugnisse der
Chemie- und Leichtindustrie. Beide Länder haben im Bau von
Wasserkraftstationen, Eisenbahnlinien, Landstraßen und Spezialwagen
sowie im Hüttenwesen, Maschinenbau und Umweltschutz vielfältige
Kooperationen durchgeführt.
Mit der Entwicklung der politischen Beziehungen und der
Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen China und Österreich
ist der Kulturaustausch zwischen beiden Ländern sehr rege.
Kulturdelegationen besuchen häufig gegenseitig. Chinesische
Akrobatentruppen und Kinderensembles und das Tibetische Ensemble
besuchten nacheinander Österreich, während das österreichische
Strauss-Orchester, die Wiener Sängerknaben und die Wiener
Philharmoniker China besuchten. Seit 1998 führte das chinesische
Zentrale Nationale Orchester jedes Jahr im Wiener „Goldenen Saal“
das „Frühlingskonzert“ auf. Außerdem haben beide Seiten ihre
Kooperation in den hochtechnologischen Bereichen wie Informatik,
neue Werkstoffe, Fernabtasten und Elektronik verstärkt. Auch die
Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten im Erziehungs- und
Militärwesen machte ununterbrochen Fortschritte.
Die politischen Beziehungen zwischen beiden Ländern werden noch
enger sein. Erstens. Zwischen China und Österreich gibt es keine
grundlegenden Interessenkonflikte. In den internationalen
Angelegenheiten treten beide Seiten für die Multipolarisierung der
Welt ein. Die österreichische Regierung vertritt die Ansicht, daß
die Angelegenheiten der Welt nicht allein von den USA entschieden
werden sollten, daß es eine multipolare Welt geben solle und daß
zwischen der EU, den USA, Rußland, Japan und China ein
Gleichgewicht hergestellt werden solle. Sie unterstützt die EU,
eine strategische Partnerschaft mit China zu entwickeln. Zweitens.
Österreich befindet sich zwischen Ost- und Westeuropa. Mit der
Durchführung des Osterweiterungsplans der EU werden sich die Rolle
und der Einfluß Österreichs in der EU vergrößern, und China wird
noch größeren Wert auf die Zusammenarbeit mit Österreich legen.
Drittens. Die österreichische Regierung trifft dafür ein, in der
Frage der Menschenrechte in China Konfrontation durch Dialog zu
ersetzen, was eine gute Grundlage für die Verstärkung der
zukünftigen politischen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern
legt. Österreich nennt sich eine Großmacht im Sinne der
Menschenrechte und betrachtet die Verteidigung der Menschenrechte
als den Grundstein seiner Außenpolitik. Aber es unterstützt den
Beschluß der EU, auf der UNO-Konferenz über Menschenrechte 1998
keinen antichinesischen Antrag zu stellen, und trat dafür ein, die
Menschenrechte-Frage nicht von der Öffentlichkeit, sondern von
Experten diskutieren zu lassen. Es würdigt die Unterzeichnung der
internationalen Konvention über Menschenrechte durch China.
Die zukünftige Wirtschafts- und Handelskooperation zwischen China
und Österreich hat ein großes Potential. Der österreichische
Bundespräsident Klestil betonte mehrmals, daß der riesige Markt
Chinas eine große Anziehungskraft für Österreich habe. Die
wirtschaftlichen Interessen sind zweifelsohne einer der wichtigen
Gründe für die Entwicklung der Beziehungen zu China durch
Österreich. Zugleich ist Österreich ein entschlossener Unterstützer
für Chinas Beitritt zur WTO. Mit der tiefgehenden Entwicklung der
Globalisierung der Wirtschaft, besonders dem Beitritt Chinas zur
WTO und der Durchführung der Strategie für die großangelegte
Erschließung Westgebiete, hat die Wirtschafts- und
Handelskooperation zwischen China und Österreich noch bessere
Aussichten. Österreich erfreut sich in den Bereichen Hüttenwesen,
Stahlprodukte, Verkehrswesen und Umweltschutz großer Überlegenheit.
Man kann damit rechnen, daß sich die Zusammenarbeit zwischen beiden
Ländern in diesen Bereichen weiter vertiefen wird.
Der Autor ist Wissenschaftsrat des Chinesischen Forschungsinstituts
für Zeitgenössische Internationale Beziehungen
(CIIC/15. Mai 2001)
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