Berlin ist die neue Hauptstadt Deutschlands und ebenfalls eine
bekannte Kulturmetropole in Europa. Mitte September wird China als
Schwerpunktland der Asien-Pazifik-Wochen 2001 seine reiche Vielfalt
an traditionellen und modernen Kulturschätzen entlang der
Prachtstraße „Unter den Linden“ und am majestätischen Brandenburger
Tor demonstrieren. Welche Besonderheiten zeichnen diese kulturelle
Veranstaltung aus? Welche Vorbereitungen haben die chinesische
Regierung und die nichtstaatlichen Organisationen getroffen?
China.org.com interviewte vor kurzem Zhao Qizheng, Leiter des
Presseamts beim Staatsrat und geschäftsführender Vorsitzender des
Chinesischen Organisationskomitees für die Asien-Pazifik-Wochen,
und Li Bing, Vizeleiter des Presseamts beim Staatsrat und
geschäftsführender Vizevorsitzender des Chinesischen
Organisationskomitees für die Asien-Pazifik-Wochen.
Von unseren Mitarbeitern Li Yafang und Zheng Wenhua
Die 3. Asien-Pazifik-Wochen werden vom 17. bis zum 30. September
2001 in Berlin stattfinden. Auf Einladung der Stadtregierung von
Berlin wird China diesmal als Schwerpunktland gemeinsam mit anderen
asiatisch-pazifischen Ländern an diesem Ereignis teilnehmen.
Chinas Beitrag zu den Asien-Pazifik-Wochen 2001 umfaßt aufgrund
seines Status als Schwerpunktland 30 Projekte in den Bereichen
Kultur, Wirtschaft, Städtepartnerschaft „Beijing-Berlin“ u. a. Das
Kulturprojekt umfaßt die Qingzhouer Steinskulpturen-Ausstellung,
die Ausstellung zeitgenössischer chinesischer Kunst, die Filmwoche,
das A-cappella-Konzert des berühmtesten Chors aus der Inneren
Mongolei, Tanzaufführungen des Guangdonger Modernen Tanzensembles,
eine traditionelle chinesische Modenschau u. a. Im wirtschaftlichen
Bereich werden im Rahmen der Chinesisch-Europäischen
Wirtschaftskonferenz Vortragsveranstaltungen und Foren hinsichtlich
der chinesisch-europäischen Wirtschaftsbeziehungen, der
Erschließung Westchinas und des Umweltschutzes abgehalten werden.
Um die Städtepartnerschaft zwischen Beijing und Berlin zu feiern,
wird die Straße „Unter den Linden“ in Berlin im traditionellen
chinesischen Stil geschmückt und darüber hinaus das China-Festival
und Feierlichkeiten im Garten des „Wieder gewonnenen Mondes“
veranstaltet werden.
Die „Asien-Pazifik-Wochen· Schwerpunktland China“ werden dazu
beitragen, daß alle Gesellschaftsschichten in Deutschland mit China
vertrauter werden und die chinesisch-deutsche Freundschaft
gefördert wird. Hinsichtlich dieser internationalen
Großveranstaltung interviewte china.org.com vor kurzem Zhao
Qizheng, Leiter des Presseamts beim Staatsrat und
geschäftsführender Vorsitzender des Chinesischen
Organisationskomitees für die Asien-Pazifik-Wochen, und Li Bing,
Vizeleiter des Presseamts beim Staatsrat und geschäftsführender
Vizevorsitzender des Chinesischen Organisationskomitees für die
Asien-Pazifik-Wochen.
China.org.com: Wie lautet Ihr Kommentar zum Wirtschafts- und
Kulturaustausch zwischen China und Deutschland in den letzten
Jahren?
Zhao Qizheng: Ich hielt im Vorjahr im Rahmen der Veranstaltung
„Demonstration der chinesischen Kultur in den USA“ eine Rede mit
dem Thema „Die USA und die Amerikaner aus der Sicht der Chinesen“.
Für die Asien-Pazifik-Wochen in Berlin habe ich das Vortragsthema
„China in der Reform“ gewählt. Diese unterschiedlichen
Vortragsthemen bedeuten, daß es zwischen den
chinesisch-amerikanischen Beziehungen und den chinesisch-deutschen
Beziehungen einen Unterschied gibt. Es mangelt sowohl den USA wie
auch Deutschland an Verständnis für China. In den amerikanischen
Medien findet sich jedoch ein verzerrteres China-Bild als in den
deutschen Medien.
Die deutsche Bevölkerung verfolgt besonders aufmerksam die
Veränderungen in China und die Entwicklung der deutsch-chinesischen
Beziehungen. Deutschland ist in Europa nach Großbritannien der
zweitgrößte China-Investor. Deutsche Investoren sind in China
bereits auf Konkurrenten wie Japan und die USA in der
Automobilindustrie, Frankreich im U-Bahnbau und die USA in der
Zivilluftfahrt gestoßen. Daher hofft Deutschland, mit der
Entwicklung Chinas vertrauter zu werden und neue Chancen und neue
kooperative Projekte zu erschließen. In der internationalen Arena
haben China und Deutschland in den Bereichen Aufrechterhaltung der
Weltordnung, Multipolarität der Welt und Wahrung gewisser Regeln
des Welthandels gemeinsame Interessen.
China.org.com: Wie sieht der Status quo der Wirtschafts- und
Handelskooperation zwischen China und Deutschland aus?
Zhao: Deutschland weist im Investmentbereich viele Besonderheiten
auf. Z. B. ist Deutschlands Investitionssumme für Einzelprojekte,
darunter Santana-Autos und Kommunikationsprodukte von Siemens, am
größten; teilweise beläuft sie sich auf das 2-3fache der USA bzw.
Japans im jeweiligen Bereich. Darüber hinaus hat Deutschland große
Investitionen in den U-Bahnbau Chinas, von der Konstruktion und
Produktion von Schienen und Waggons und dem Aufbau eines
Verwaltungssystems bis zum Marketing und zur Inbetriebnahme
getätigt. Hinzu kommt ein hoher High-Tech-Gehalt.
Ein Deutscher fragte mich einst, welche Wettbewerbsvorteile
Deutschland und Japan in Chinas Wirtschaftsbereich hätten? Ich
antwortete, daß Japan sich Vorteile in den Bereichen der
geographischen Lage und der nahen Kulturbeziehungen erfreue. In
diesen beiden Bereichen ist Deutschland unterlegen. Warum erzielt
der chinesisch-deutsche Handel dennoch große Erfolge? Der Grund
liegt hauptsächlich darin, daß deutsche Projekte dem
Technologietransfer Priorität eingeräumt haben. Beispielsweise ist
China mittlerweile in der Lage, 97% der Santana-Autos selbst zu
produzieren. In der Produktion der Santana-Autos wird der deutsche
Standard allerdings nach wie vor streng befolgt. Daher muß jeder
Bauteil vor der Montage zur Überprüfung nach Deutschland
transportiert werden. So können wir die Qualität jedes von China
produzierten Santana-Autos garantieren.
Der chinesisch-deutsche Handel hat große Erfolge erzielt und
erfreut sich guter Entwicklungsaussichten. China hat im Zuge der
Reform besagte Vorteile von Deutschland erkannt. Daher will ich
gerne die deutsche Bevölkerung über die Veränderungen und Chancen
in China informieren, um ihr zu helfen, mit China vertrauter zu
werden.
China.org.com: Warum wählten die Asien-Pazifik-Wochen diesmal China
als Schwerpunktland?
Zhao: Soweit ich weiß, war China erste Wahl, da es über die
Bedingungen, als Schwerpunktland zu fungieren, verfügt. Erstens ist
China in der Lage, ein reichhaltiges Kulturprogramm, das unter den
Deutschen Anklang finden wird, anzubieten. Zweitens hat China die
finanzielle Stärke für die Organisation großer Veranstaltungen.
Um
die Vorbereitungen für die Asien-Pazifik-Wochen gut zu leisten, ist
das Presseamt beim Staatsrat als verantwortliche Einheit der
chinesischen Seite für die Organisation und Koordination dieser
Veranstaltung bestimmt worden. Das Außenministerium, das
Ministerium für Außenhandel und Wirtschaftliche Zusammenarbeit, das
Kulturministerium, das Staatliche Hauptamt für den Umweltschutz,
das Staatliche Hauptamt für das Rundfunk- und Fernsehwesen und das
Staatliche Amt für den Denkmalschutz sowie zuständige Abteilungen
einiger Provinzen, autonomer Gebiete und regierungsunmittelbarer
Städte, darunter Beijing und die Innere Mongolei, haben bei den
Organisations- und Vorbereitungsarbeiten mitgewirkt.
China.org.com: Könnten Sie uns über die wichtigsten
wirtschaftlichen und kulturellen Projekte dieser Veranstaltung und
das Ziel der Regierung, diese Projekte auszuwählen,
informieren?
Zhao: Deutschland ist ein Land mit einer ausgezeichneten
kulturellen Tradition. Es gibt weltweit kaum ein Land, in dem so
viele bekannte Wissenschaftler, Musiker und Philosophen wie in
Deutschland aufgetaucht sind. Daher ist es nicht leicht, in
Deutschland eine Kulturveranstaltung, die den Deutschen zusagt, zu
organisieren. Im ganzen Vorbereitungsprozeß stellte die deutsche
Seite viele strenge Forderungen. Ihr Ziel ist es gewesen, für
Deutschland unbekannte kulturelle Inhalte zu präsentieren. Hierfür
haben wir der deutschen Seite 30 Projekte angeboten, darunter
werden die Steinskulpturen aus Qingzhou von ihr hochgeschätzt.
Li
Bing: Wir hoffen, durch dieses Ereignis der deutschen Bevölkerung
sowohl essentielle Schätze der traditionellen chinesischen Kultur
wie die Peking-Oper und einige volkstümliche Sitten und Gebräuche
als auch Beispiele der Integration von moderner und traditioneller
chinesischer Kultur wie die Aufführung moderner Tänze und die
Rock-Musik von Wang Yong, zu vermitteln.
China.org.com: Die chinesische Regierung schenkt dieser
internationalen Kulturveranstaltung zweifelsohne große
Aufmerksamkeit und hat dafür unermüdliche Anstrengunen unternommen.
Was ist Chinas Ziel?
Zhao: Die chinesische Kultur dem Ausland zu vermitteln bedeutet
nicht, daß wir voll Hochmut auf die Völker anderer Länder
herabsehen, sondern, daß wir eine Haltung einnehmen, voneinander zu
lernen und uns auszutauschen. Wir wollen hören, wie Europäer,
einschließlich der Deutschen, die chinesische Kultur bewerten. Dies
ist für die Entwicklung einer fortschrittlichen Kultur in China von
hohem Wert. Eine fortschrittliche Kultur muß auf einer
ausgezeichneten traditionellen Kultur basieren und Inhalte aller
fortschrttlichen Kulturen in der Welt aufnehmen. China hat niemals
fremde Kulturen abgelehnt und kann wiederum selbst mit seiner
Bildenden Kunst und Musik die anderen begeistern. Ich bin davon
überzeugt, daß die deutschen Zuschauer und Experten uns nach der
Besichtigung der chinesischen Ausstellungen, einschließlich der
Steinskulpturenausstellung aus Qingzhou, ihre Eindrücke und Kritik
geben werden, mit denen wir uns auseinandersetzen werden. Darüber
hinaus ist unser Ziel, daß die chinesische Kultur sich konstruktiv
mit der deutschen austauscht und dazu aufzurufen, in Zukunft
deutsche Kulturprojekte in China zu zeigen.
www.china.org.cn am 31. August 2001