Von Li Yafang und Zheng Wenhua
„Wir haben Berlin ausgewählt, die Steinskulpturen aus Qingzhou, die
zu den aufsehenerregendsten Grabungsfunden der letzten Jahre
zählen, zum ersten Male außerhalb Chinas in Mengen auszustellen, um
sie als ein wertvolles Geschenk den 3. Asien-Pazifik-Wochen bzw.
den Berlinern zu überreichen“, sagte Li Bing, Vizeleiter des
Presseamts des Staatsrats in seiner Rede zur Ausstellungseröffnung,
die am 19. September, abends um 7.00 Uhr (lokaler Zeit), im Alten
Museum Berlins stattfand.
Die Exponate seien wunderschön und die Ausstellung der kostbaren
Steinskulpturen hier in Berlin sei nichts anderes als eine
Begegnung der westlichen Götter der Antike und Heilsgestalten des
Fernen Ostens, ein Dialog zwischen den beiden Kulturen und nicht
zuletzt ein Austausch der Gefühle beider Völker, was sicher zum
gegenseitigen Kennenlernen und Verständigen zwischen beiden Seiten
beitragen werde, sagte Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister
von Berlin, in seiner Ansprache.
Laut Zhang Wenbin, Leiter des Staatlichen Hauptamts für
Denkmalschutz, entdeckte man 1996 auf dem Gelände des ehemaligen
Longxing-Tempels in Qingzhou einen Hort von mehr als 320
buddhistischen Steinskulpturen. Eine rechteckige, 8,7 x 6,8 Meter
große Grube, nur eineinhalb Meter unter dem heutigen Erdniveau,
barg die in mehreren Lagen aufgeschichteten zerbrochenen Statuen
und Stelen. Sie wurden dort in der ersten Hälfte des 12.
Jahrhunderts – offenbar in einem Akt buddhistischer
Frömmigkeit—ehrenvoll „bestattet“. Viele der Skulpturen sind fast
vollständig erhalten oder konnten aus wenigen Bruchstücken wieder
zusammengesetzt werden. Sie weisen oftmals gut erhaltene und reiche
alte Farbfassungen sowie Vergoldung auf und stammen überwiegend aus
dem 6. Jahrhundert.
Die diesmalige Ausstellung präsentiert auf rund 700 qm
Ausstellungsfläche 35 Votivstelen, Buddha- und Bodhisattva-Statuen
sowie Buddhaköpfe, die während der Herrschaft nordchinesischer
Dynastien, der Nördlichen Wei (386-534), der Östlichen Wei
(534-549) und der Nördlichen Qi (550-577), entstanden. Zu den
Darstellungen auf den blattförmigen, zugespitzten Aureolen der
Stelen zählen engelhafte, fliegende Gestalten, himmlische
Musikanten und wundersame fliegende Stupas, ebenso auch Drachen,
aus deren Mäulern Lotosblüten emporranken.
Wie selten zuvor, machen diese Skulpturen anschaulich, welch reiche
Farbigkeit ihnen ursprünglich zueigen war, da sich Farbpigmente und
Vergoldung vielfach gut erhalten haben. Der subtile goldene Glanz,
der von seinem Körper ausgeht, zählt zu den bedeutungsvollsten
„Schönheitsmerkmalen“ Buddhas. In den buddhistischen Texten werden
zweiunddreißig „Schönheitsmerkmalen“ aufgeführt, die seine
transzentrale Natur kennzeichnen.
Mit der „Rückehr des Buddha“ gelangen erst vor wenigen Jahren
wiederentdeckte Schätze religiöser Kunst aus China nach Berlin, die
ein neues und facettenreicheres Bild von der Hochblüte chinesischer
Plastik entwerfen.
„Die Figuren sind fein und einmalig“, sagte Herr Dr. Dieter J.
Dreier begeistert, „Ich konnte mir es einfach nicht vorstellen, wie
die Chinesen zur damaligen Zeit sowas anfertigen konnten.“ Herr
Dreier ist ein Hausarzt, der diesmal mit seiner Frau und beiden
Jungen extra von München hierher gefahren ist, um diese Ausstellung
anzuschauen.
Der pensionierte Kulturreferent Heinz Jentner teilte uns mit, er
hatte zusammen mit seiner Frau die Buddhafiguren zweimal
angeschaut, die ihn sehr tief beeindruckten, und zwar hatte er sich
früher nur für griechische Steinskulpturen interessiert.
Die Eröffnungszeremonie wurde vom Prefessor Dr. Klaus-Dieter
Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, geleitet.
Anwesend waren ebenfalls Dr. Ludger Volmer, Staatsminister im
Auswärtigen Amt und Dr. Herbert Butz, Stellvertretender Direktor
des Museums für Ostasiatische Kunst. Sie haben auch je eine Rede
gehalten.
Die Ausstellung der buddhistischen Steinskulpturen, die von dem
Staatlichen Hauptamt für Denkmalschutz Chinas und der Stiftung
Preußischer Kulturbesitz gemeinsam veranstaltet geworden ist und
unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten der Bundesrepublik
Deutschland Dr. Johannes Rau und des Staatspräsidenten der
Volksrepublik China Jiang Zemin steht, wird in Berlin im Rahmen des
CHINA FESTES und der 3. Asien-Pazifik-Wochen bis zum 18. November
gezeigt.
(www.china.org.cn/20. September 2001)