Herausforderungen der WTO sind kultureller Natur
Von Zhang Xiaochong

Laut Feng Yuzhong, ehemaliger Direktor der Universität Liaoning, Professor für Wirtschaftswissenschaften und Berater des Amerikanischen Biografieinstitutes, der an der jährlichen Tagung des 9. Nationalen Volkskongresses in Beijing teilnahm und bereits als Abgeordneter am 7. und 8. Nationalen Volkskongress teilgenommen hatte, wird über die wirtschaftlichen Vor- und Nachteile, die Chancen und Herausforderungen nach Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) heftig diskutiert, aber nicht über den möglichen Einfluss auf die chinesische Kultur und dies obwohl die Herausforderungen, denen sich Chinas Kultur gegenüber sieht, weitaus wichtiger zu sein scheinen.

Nach Chinas Beitritt zur WTO besteht eine Grundnotwendigkeit oder grundlegende Verpflichtung des Landes darin, dass China als WTO-Mitglied eine Reihe von internationalen Bestimmungen befolgen muss. Die wirtschaftlichen Aktivitäten und der internationale Austausch müssen den weltweiten Bestimmungen entsprechen, so Feng.

Die WTO-Bestimmungen entstanden während der jahrelangen Entwicklung einer Marktwirtschaft, so dass sie die Kultur einer modernen Marktwirtschaft verkörpern, die momentan die modernste Kultur der Welt ist. Solche eine Kultur kann zur Armutsbeseitigung sowie Erhöhung des Wissensstandes und des Reichtums beitragen. In diesem Sinne sei es überhaupt nicht übertrieben zu behaupten, dass Chinas Beitritt zur WTO einen Schritt in Richtung moderne Zivilisation bedeute, so Feng.

Die Kultur der modernen Marktwirtschaft sei jedoch mit den traditionellen chinesischen Wertvorstellungen als Gesellschaft und dem chinesischen Denken der letzten 50 Jahre bezüglich einer Planwirtschaft nicht vereinbar. Die Herausforderungen, denen sich China nach dem Beitritt zur WTO de facto gegenübersieht, können durch die folgenden Aspekte charakterisiert werden:

-- Angriff auf die Monopolkultur. Das Monopol ist wesentlicher Bestandteil einer Planwirtschaft und steht in scharfem Gegensatz zu einer Wettbewerbskultur unter einer Marktwirtschaft. Nach den WTO-Bestimmungen sind Monopole nicht zulässig. Die WTO betrachtet es als selbstverständlich, dass eine ablehnende Einstellung gegenüber Monopolen zur menschlichen Zivilisation und Fortschritt gehört. Monopole werden der Bevölkerung Armut, Rückständigkeit und Korruption bringen. Das Aufbrechen von Monopolen in der Verwaltung wird ein Umstrukturierungsprozess unterschiedlichster Interessen, wobei die Maßnahmen die Privilegien und Interessen einiger Behörden und Gruppen berühren werden. Trotzdem werden die wirtschaftliche Entwicklung und der soziale Fortschritt gefördert, die Moral und die Wettbewerbsfähigkeit der Nation verbessert und die Fähigkeit der Unternehmen zur Teilnahme an der internationalen Konkurrenzwettbewerb erhöht.

-- Angriff auf das Beamtensystem. Unter der Planwirtschaft basierte die chinesische Kultur auf Beamtentiteln. Kurz zusammengefasst kann hier von einer "großen Regierung" und einer "kleinen Gesellschaft" gesprochen werden. Nach Chinas Beitritt zur WTO besteht die größte Herausforderung Chinas in einer Umstrukturierung der Regierungsfunktionen. Gerechtigkeit, Transparenz, Ausrichtung auf den Markt und Lockern der Kontrolle sind die grundlegenden Anforderungen der WTO an jede Regierung. Hinsichtlich der Umstrukturierung der Regierungsfunktionen besteht die schwierigste Aufgabe in einer Umstrukturierung der Funktion der Kontrolle.

-- Angriff auf Gesetzesverstöße. Der größte Unterschied besteht zwischen der Kultur, die auf Basis einer Planwirtschaft gegen die Gesetze verstößt und einer Kultur, die auf Basis einer Marktwirtschaft die Gesetze befolgt. Dieser Konflikt wird nach Chinas Beitritt zur WTO immer gravierender. Beispielsweise hat das Problem der Plaggiate auf nahezu jedes Volk Einfluss. Ein Grund dafür ist, dass eine Planwirtschaft eine relativ lockere soziale Umgebung bietet und eine positive öffentliche Meinung zu Plagiatoren unterstützt. Im Kampf gegen Plaggiate werden Maßnahmen von allen Seiten benötigt. Der Kampf gegen Plaggiate muss durch das Entstehen eines Bewusstseins der Bevölkerung und die Verstärkung der Bestrafung von Gesetzesübertretern erfolgen.

In den letzten 20 Jahren des Reform- und Öffnungsprozesses haben im Bewusstsein der Bevölkerung große Veränderungen stattgefunden, so Feng. Einige traditionelle Vorstellungen, die sich unter der Planwirtschaft herausbildeten, existieren nach wie vor. Wenn beispielsweise jemand reich wird, denken die Leute an Korruption, Bestechung und Vetternwirtschaft. Auch benachteiligen die Menschen manchmal noch die private oder kollektive Wirtschaft. All dies resultiert aus dem Denken, den Handel in der traditionellen chinesischen Kultur, in den Medien und bei der Suche nach einem seelischen Gleichgewicht herabzuwürdigen. Was in Angriff genommen werden soll, ist die Veränderung der veralteten Ideologie und das Schaffen einer positiven rechtlichen, politischen, finanziellen, menschlichen öffentlichen Meinung und sozialen Umgebung für private und kollektive Wirtschaftsbereiche. Nur auf diese Weise können chinesische Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern und verhindern, dass sie nach Chinas Beitritt zur WTO gegenüber ausländischen Unternehmen im Nachteil sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die wirtschaftliche Umstrukturierung nach Chinas Beitritt zur WTO auch eine Umstrukturierung der Kultur mit sich bringen wird. Die kulturelle Umstrukturierung ist schwieriger als die wirtschaftliche. China hat seine Türen geöffnet, um der modernen Zivilisation Eintritt zu gewähren. Die Geschichte hat die Chinesen gelehrt, vor neuen Herausforderungen nicht die Türen zu verschließen. Die Globalisierung ist eine nicht rückgängig zu machende Entwicklung. Kein Land kann die durch den internationalen Wettbewerb und Kooperation bedingten kulturellen Veränderungen beiseite tun. "Traditionell chinesische Züge" können keine Entschuldigung sein, sich der modernen Zivilisation zu verschließen.

(www.china.org.cn/27. März 2002)


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