Chinas Provinz Yunnan ist bekannt
für die beinahe 1000 Jahre alte Karawanenstrasse - auf chinesisch
Chama Gudao - über welche Tee, Salz und Getreide an die
unterschiedlichsten Ziele transportiert wurden.
Tian Zhuangzhuang gehört zur fünften
Generation der chinesischen Regisseure. Sein neuestes Werk, der
Dokumentarfilm "Delamu", erzählt die Geschichte einer solchen
Karawane und beschreibt das Leben der Leute im Nujiang-Tal im
Nordwesten Yunnans. "Delamu" bedeutet auf Tibetisch "Göttin der
Sicherheit".
Die Drehzeit nahm fünf Jahre in
Anspruch, wobei der Film selbst mit keinerlei Kommentaren versehen
ist und auch nicht das Ziel verfolgt, die Landschaften Yunnans oder
Tibets zur Schau zu stellen. Der Film wirft im Vorspann einen Blick
auf das wunderschöne, von Bergen umgebene Dorf Bingzhongluo,
gefolgt von Geschichten über eine Karawane, welche die harte, 93
Kilometer lange Reise zwischen Bingzhongluo in Yunnan und Cawarong
in Tibet auf sich nimmt.
"Ich habe noch nie einen Film
gesehen, in welchem die Bewohner dieser Region so anmutig und
ehrwürdig erscheinen", beschrieb ein Freund von Tian seine Gefühle,
nachdem er den Film gesehen hatte. Nach der Ansicht von Tian ist
Yunnan das Gebiet, welches am nächsten zu Gott liegt und dessen
Einwohner ein mythisches Leben führen.
Der Film beschreibt das Leben einer
15-köpfigen Familie, die untereinander in sechs verschiedenen
Sprachen kommuniziert, einen 84-jährigen Geistlichen, der aufgrund
seines Glaubens 15 Jahre im Gefängnis verbrachte, eine über 100
Jahre alte Frau der Nu-Minderheit, welche sich noch immer am Genuss
handgemachter Nudeln erfreut, den 82-jährige Reiter und Guotou
(Karawanenanführer) Ma, einen jungen Mann, der aufgrund einer
unglücklichen Liebe zum Lamaismus konvertierte, oder eine junge
tibetische Lehrerin, die sämtliche Heiratsanträge ihrer Verehrer
ablehnte, da sie die ganze Welt sehen möchte. Der Film zeigt das
religiöse Bewusstsein der Bewohner dieser Region so wie deren
Einstellung zum Tod.
Beim Drehen legt Regisseur Tian
größten Wert auf Komposition, Lichteffekte und Farben so wie auf
die Vollständigkeit der Persönlichkeiten. Delamu fängt die
Landschaften Yunnans mit der einzigartigen ökologischen Umgebung
ein, wie zum Beispiel die Schluchten des Nujiang-Flusstales mit den
steilen Trümmerfelsen. Der Dreh zu Chinas erstem digitalen
Dokumentarfilm wurde von der japanischen Fernsehstation NHK
finanziert.
Um diesen Film zu drehen,
engagierten Tian und seine Crew eine Karawane von 70 Pferden und 40
Leuten, reisten von Yunnan nach Tibet und überquerten die Flüsse
Nujiang und Lancang, um das Leben der Leute entlang des
Karawanenweges nachzuvollziehen.
"Vor Drehbeginn hatte ich einige
Pläne entworfen", sagt Tian. "Aber als ich am Drehort angekommen
war, musste ich feststellen, dass ich diese Pläne eigentlich gar
nicht hätte entwerfen müssen. Es war viel wichtiger, das Leben der
Bewohner dieser Region aufmerksam zu beobachten, um es schließlich
nachvollziehen zu können".
Sein Hauptgrund, den Film zu drehen,
war das Ziel, seine eigenen Gefühle zeigen zu können, wo
Religionen, Kulturen und Traditionen verschiedener ethnischer
Gruppen auf natürliche Weise harmonisieren.
Tian Zhuangzhuang wurde 1952 in
Beijing geboren und graduierte 1982 an der Pekinger Filmakademie in
der Abteilung Regie. Seit 1978 ist er als Regisseur am Pekinger
Filmstudio tätig. Seit dem Abschluss hat er seinen eigenen Stil
entwickelt, wobei er vor allem auf eine detaillierte und lebhafte
Darstellung der Gefühle der Persönlichkeiten achtet. Tian wurde in
der Vergangenheit bereits mehrere Male an internationalen
Filmfestivals als bester Regisseur ausgezeichnet.
Martin Scorsese schrieb, nachdem er
den Film gesehen hatte, in einem Brief an Tian, dass der Film ihn
sehr bewegt habe. Vor allem die Musik, die Bilder und die fröhliche
Atmosphäre. Der Film könne als poetisches Werk und als historisches
Dokument betrachtet werden, da er die Harmonie der verschiedenen
Religionen und Kulturen im Gebiet entlang der Chama Gudao aufzeige,
schrieb der amerikanische Regisseur.
Der Kritiker der New York Times,
A.O. Scott, sagt, Delamu sei ein großartiger Dokumentarfilm und
fange die Landschaften in einem abgelegenen Gebiet Chinas gekonnt
ein.
(China.org.cn, China im Bild)
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