Geschichte
Alte Geschichte (von der Frühzeit bis 1840)


China ist eines der ältesten Zivilisationsländer der Welt und hat eine Geschichte von etwa 4000 Jahren, die mit der Schrift belegt werden kann.

Der "Yuanmou-Mensch", dessen Fossilien in der Provinz Yunnan gefunden worden sind, lebte vor ca. 1,7 Millionen Jahren und war damit der älteste Urmensch auf dem chinesischen Territorium. Der "Peking-Mensch" lebte vor ca. 400 000 bis 500 000 Jahren in Zhoukoudian von Beijing und konnte nicht nur aufrechtgehen, sondern auch einfache Werkzeuge herstellen und Feuer benutzen.

Nach einer sehr langen Zeitspanne der Urgesellschaft wurde etwa im 21. Jahrhundert v. Chr. die Xia-Dynastie gegründet, die erste Dynastie der chinesischen Geschichte. Mit ihr begann in China die Sklavenhaltergesellschaft. Auf die Xia folgten die Shang-Dynastie (etwa 16.(11. Jahrhundert v. Chr.) und die Westliche Zhou-Dynastie (etwa 11. Jahrhundert(770 v. Chr.), in denen sich die Sklavenhaltergesellschaft voll herausbildete. Darauf folgten die Frühlings- und Herbst-Periode (770-476 v. Chr.) und die Zeit der Streitenden Reiche (475(221 v. Chr.), die als eine Übergangsepoche von der Sklavenhalter- zur Feudalgesellschaft betrachtet werden.

China gehört zu einem der wirtschaftlich am frühesten entwickelten Länder der Welt. Bereits vor 5000 bis 6000 Jahren wurde im Einzugsgebiet des Gelben Flusses neben dem Ackerbau auch Viehzucht betrieben. In der Shang-Dynastie vor 3000 Jahren kannte man schon die Bronze-Hüttentechnik und verwendete Eisengeräte. Glasierte Tonwaren kamen vor, die Seidenproduktion entwickelte sich und die Jacquardwebtechnik wurde erfunden. In der Frühlings- und Herbstperiode gab es bereits Stahlwaren. In der Zeit der Streitenden Reiche wurde ein großes Wasserbauprojekt, der Staudamm Dujiangyan bei Chengdu, Provinz Sichuan, gebaut, der für die Bewässerung, Hochwasserableitung und Sandabspülung sorgte, ein geniales Projekt, das heute noch funktioniert.


In der Frühlings- und Herbstperiode und in der Zeit der Streitenden Reiche erfuhr das Geistesleben eine stürmische Entwicklung. Vertreter aller Schulrichtungen verfaßten Bücher, diskutierten und analysierten die Politik und Gesellschaft. Man prägte damals den Begriff "Hundert Schulen wetteifern miteinander". Laozi (Laotse), Konfuzius, Mozi und Sunzi waren Vertreter dieser Zeit.

Im Jahr 221 v. Chr. setzte Yingzheng, der Herrscher des Qin-Reichs, dem Separatismus der Fürstentümer ein Ende, gründete den ersten feudalistischen und zentralisierten Nationalitätenstaat der chinesischen Geschichte, die Qin-Dynastie, und ernannte sich selbst zum Kaiser. Er vereinheitlichte die Schrift, die Maße und die Münzen, errichtete ein System von Präfekturen und Kreisen, ließ die Große Mauer und in Xianyang, Lishan und anderen Orten prachtvolle Paläste und sein eigenes Mausoleum bauen. Obwohl nur ein Teil seiner Grabanlage freigelegt ist, fasziniert die eindrucksvolle Terrakottaarmee des ersten Kaisers von China alle Besucher.

Die Herrschaft der Qin-Dynastie wurde durch Aufstände unter Führung von Liu Bang gestürzt. Schließlich siegte Liu Bang über Xiang Yu und gründete im Jahr 206 v. Chr. die mächtige Han-Dynastie.

In der Han-Dynastie erfuhren Landwirtschaft, Handwerk und Handel eine große Entwicklung. Während der Regierungsperiode des Kaisers Liu Che (140-87 v. Chr.) erreichte die Han-Dynastie ihren Höhepunkt. Er besiegte die Hunnen, schickte den Gesandten Zhang Qian in die westlichen Regionen und belebte den Verkehr von Chang'an (heute Xi'an, Provinz Shaanxi) über Xinjiang und Zentralasien bis zur Ostküste des Mittelmeeres, wodurch chinesische Waren, insbesondere Seide, über diese "Seidenstraße" in den Westen gelangten. Im Jahr 33 v. Chr. heiratete Wang Zhaojun, eine Hofdame der Han-Dynastie, den Hunnenkönig Huhanxie. Die Macht des Nationalitätenstaates konnte durch diese Maßnahmen gefestigt werden. Die Han-Dynastie existierte insgesamt 426 Jahre. Es folgte die sog. Zeit der Drei Reiche (220(265).
Die bekanntesten Politiker in der Zeit der Drei Reiche waren Cao Cao, Zhuge Liang und Sun Quan. Cao Cao war der Begründer des Reiches Wei. Er scharte zahlreiche talentierte Leute um sich und stationierte Truppen in den Grenzgebieten, wo er Brachland urbar machen ließ. Zhuge Liang war der Kanzler des Reiches Shu. Seit Generationen stimuliert sein Geist ¾ "Ich werde keine Mühe scheuen, um meine Pflicht bis zu meinem letzten Atemzug zu tun" ¾ das chinesische Volk. Sun Quan war der Begründer des Reiches Wu. Im Bündnis mit dem Reich Shu versetzte er Cao Cao bei Chibi und später Liu Bei bei Yiling große Niederlagen. Er richtete Landwirtschaftsämter ein und ließ die Soldaten Ackerbau betreiben, was die Bodenerschließung südlich des Yangtse enorm förderte. All dies ist nachzulesen in dem Buch Die Drei Reiche, einem der klassischen literarischen Werke Chinas.

Den Drei Reichen folgten die Jin-Dynastie (265(420), die Südlichen und Nördlichen Dynastien (420(589) und die Sui-Dynastie (581(618). Li Yuan gründete dann im Jahr 618 die Tang-Dynastie (618(907). Sein Sohn Li Shimin (reg. 626-649) gilt als einer der weisesten Kaiser der chinesischen Geschichte. Nicht nur wurde unter seiner Herrschaft die Landwirtschaft weiter entwickelt, auch Handwerk, Handel, Weberei, Färberei, die Porzellanindustrie, die Verhüttung und der Schiffsbau erlebten große Fortschritte. Die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen mit Japan, Korea, Indien, Persien und den arabischen Ländern wurden gepflegt.

Der Tang-Dynastie folgte die Zeit der Fünf Dynastien und Zehn Reiche (907(960). Im Jahr 960 zettelte Zhao Kuangyin, ein General des Reiches Zhou, einen Putsch an und gründete die Song-Dynastie (960(1279). 1206 vereinigte Dschingis Khan die mongolischen Stämme und rief ein mongolisches Königreich ins Leben. Sein Enkel Kublai nahm 1271 Zentralchina ein und gründete mit Dadu (heute Beijing) als die Hauptstadt die Yuan-Dynastie (1271(1368). In der Song- und der Yuan-Dynastie waren Gewerbe, Handel und Außenhandel schon weit entwickelt. Zahlreiche ausländische Händler und Reisende kamen nach China. Marco Polo bereiste China und schilderte das reiche und starke China seiner Zeit lebendig in seinen Reiseberichten. Die Papierherstellung, die Druckkunst, der Kampaß und das Schießpulver, die "Vier Großen Erfindungen" Chinas, wurden in der Song- und der Yuan-Dynastie weiterentwickelt und in andere Teile der Welt gebracht.
1368 gründete Zhu Yuanzhang in Nanjing die Ming-Dynastie (1368(1644). Sein Sohn Zhu Di ließ nach der Thronbesteigung die Stadtmauer, Paläste und Tempel in Beijing bauen und verlegte die Hauptstadt im Jahr 1421 dorthin. In der Ming-Dynastie erlebten Landwirtschaft und Handwerk einen großen Aufschwung. Am Ende der Ming-Dynastie gab es bereits Anzeichen von Kapitalismus. Gleichzeitig wurde der freundschaftliche Verkehr zwischen China und Ländern in Asien und Afrika ausgebaut.

In der späteren Periode der Ming-Dynastie wuchs die Macht der Mandschuren zwischen dem Changbai-Gebirge und dem Fluß Heilongjiang in Nordostchina. Unter Führung von Nurhachi überwanden die Mandschuren schließlich nach einem Kampf von drei Generationen die Ming-Dynastie und gründeten 1644 die Qing-Dynastie (1644(1911). Die berühmtesten Kaiser der Qing-Dynastie waren Kangxi (reg. 1661-1722) und Qianlong (reg. 1735-1796), unter deren Herrschaft die sogenannte "Blütezeit von Kang und Qian" erreicht wurde. In der Qing-Dynastie erschienen einige Romane, die heute zu den chinesischen Klassikern zählen, darunter Der Traum der Roten Kammer von Cao Xueqin, der das Schicksal einer adligen Familie vom Aufstieg bis zum Untergang schildert.