Kultur und Kunst
Literatur


Die Literatur aus dem Altertum ist ein kostbarer Teil des Erbes der jahrtausendealten chinesischen Kultur. Neben Mythen und Legenden, die in manchen klassischen Werken gesammelt wurden, ist das im 6. Jahrhundert v. Chr. zusammengestellte Shijing (Buch der Lieder) die erste Gedichtsammlung Chinas. Sie umfaßt 305 Volkslieder aus der Zeit von der Westlichen Zhou-Dynastie bis zur Frühlings- und Herbstperiode. Das Buch der Lieder und das Chu Ci (Klagelied von Chu), geschrieben von Qu Yuan in der Zeit der Streitenden Reiche, gelten als die beiden frühesten Kulminationen in der chinesischen Literaturgeschichte. Die schlichte Prosa vor der Qin-Dynastie, die Reimprosa aus der Han-Zeit und die Yuefu-Balladen gegen Ende der Han-Zeit repräsentierten die damalige Literatur. Shi Ji (Historische Aufzeichnungen) von Sima Qian und Kongque Dongnan Fei (Der Pfau fliegt nach Südosten) sind zwei Meisterwerke davon. Die chinesische Literatur erfuhr während der Wei- und der Jin-Dynastie eine weitere Blütezeit. Bekannte Vertreter aus dieser Zeit waren Cao Cao und seine Söhne Cao Pi und Cao Zhi. In der Tang-Dynastie traten dann zahlreiche Dichter wie Sterne am literarischen Himmel Chinas auf.
Allein in Quan Tang Shi (Die gesammelten Tang-Gedichte) sind rund 50 000 Gedichte von mehr als 2200 Dichtern enthalten, von denen Li Bai, Du Fu und Bai Juyi die herausragendsten waren. In der Song-Dynastie kam die hohe Zeit der Ci-Dichtkunst. Die Ci-Dichter der Song-Dynastie lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Die eine durch Liu Yong und Li Qingzhao vertretene Gruppe thematisiert vor allem die Liebe zwischen Mann und Frau sowie den Kummer der Trennung. Hingegen schilderten die Dichter der anderen Stilrichtung, vertreten durch Su Shi und Xin Qiji, in einem unbefangenen und kraftvollen Stil mit Vorliebe Landschaften und ihre Gefühle in Gedanken an das Vergangene. Die Zaju, das waren Dramen in poetischer Form, stellten die größte Leistung der Literatur der Yuan-Dynastie dar. Dou E Yuan (Schnee im Hochsommer) von Guan Hanqing und Xi Xiang Ji (Das Westzimmer) von Wang Shifu gelten heute noch als Meisterwerke. In der Ming- und der Qing-Dynastie erschienen immer mehr Romane. Die Drei Reiche von Luo Guanzhong, Die Räuber vom Liangshan-Moor von Shi Naian, Die Pilgerfahrt nach dem Westen von Wu Cheng'en und Der Traum der Roten Kammer von Cao Xueqin sind die vier großen Meisterwerke der klassischen chinesischen Literatur.

Die Bewegung für eine neue Kultur in den 20er Jahren des 20.
Jahrhunderts war von Anfang an stark durch antiimperialistische und antifeudalistische Ideen geprägt. Zusammen mit Lu Xun als Hauptvertreter haben mehrere fortschrittliche Schriftsteller die moderne chinesische Literatur begründet. Meisterwerke aus dieser Zeit sind die Novellen Das Tagebuch eines Wahnsinnigen und Die wahre Geschichte von Ah Q von Lu Xun, die Gedichtsammlung Die Göttinnen von Guo Moruo, der Roman Die Mitternacht von Mao Dun, die "Trilogie der Turbulenzen" (Familie, Frühling und Herbst) von Ba Jin, der Roman Rikschakuli von Lao She sowie die Theaterstücke Gewitter und Sonnenaufgang von Cao Yu.

Mit der Gründung der Volksrepublik 1949 trat die chinesische Literatur in die Phase der Literatur der Gegenwart ein. Die literarischen Werke der 50er und 60er Jahre beinhalten vor allem den harten Kampf und die Opferbereitschaft des chinesischen Volkes im langjährigen Befreiungskrieg sowie seine Selbstlosigkeit beim Aufbau des neuen sozialistischen China. Zu den wichtigen Romanen aus dieser Zeit gehören Roter Felsen von Luo Guangbin und Yang Yiyan, Das Lied der Jugend von Yang Mo, Gewittersturm von Zhou Libo und Die Geschichte der Pionierarbeit von Liu Qing. In den zehn Jahren der "Kulturrevolution" erlebte die chinesische Literatur einen starken Rückschlag, doch seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik wurde sie wiederbelebt.

Mit Lu Xinhuas Die Narbe erschien der erste zahlreicher Romane, die das Leben und die Schicksale der einfachen Leute während der "Kulturrevolution" darstellen. Aufsehen erregten u.a. die Novellen Rote Magnolien hinter hoher Mauer von Cong Weixi, Grüne Bäume von Zhang Xianliang, Der Hibiskus-Marktflecken von Gu Hua und Heute abend kommt ein Schneesturm von Liang Xiaosheng. Auch die danach erschienenen Novellen und Romanen, die als "Die Wurzel suchende Literatur" bezeichnet werden, zeugen von einem tiefen Eindringen der Autoren in die Lebensfragen. Repräsentative Werke hierfür sind Rotes Sorghumfeld von Mo Yan, Schwarzes Edelroß von Zhang Chengzhi, Die Schnupftabakdose von Deng Youmei und Fuxi Fuxi von Liu Heng.
Landschaft von Fang Fang, Tapu von Liu Zhenyun und Menschenleben voller Kummer von Chi Li sind wichtige Werke des Neorealismus.

In den letzten Jahren bietet das literarische Schaffen ein mannigfaltiges Bild. Unter den Romanen mit historischen Themen sind vor allem Himmelssohn in der Jugend von Ling Li, Zeng Guofan von Tang Haoming, Der Kaiser Yongzheng von Er Yuehe und Wiedergutmachung des Himmelsrisses von Huo Da zu nennen. Die Wahl von Zhang Ping und Abschied vom bitteren Winter von Zou Yuezhao spiegeln das Leben realistisch wider.