Von Li Yafang und Zheng Wenhua
„Es freut mich, daß die zeitgenössische Kunst aus dem fernen China bei uns ausgestellt werden kann, und ich bin fest davon überzeugt, daß ihre hervorragenden Werke vom deutschen Publikum anerkannt werden.“
Dies sagte Prof. Dr. Peter-Klaus Schuster, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, am 18. September abend auf der Eröffnungszeremonie der Ausstellung der chinesischen zeitgenössischen Kunst „Living in Time“, die in der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof stattfand.
Trotz des heftigen Regens kamen Hunderte von Deutschen in die Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, um die Ausstellungswerke von 29 zeitgenössischen Künstlern aus China zu bewundern.
Seit etwa zwanzig Jahren, verstärkt seit Beginn der neunzigen Jahre, ist die Volksrepublik ein Land des grundlegenden Wandels. Über politische, ökonomische und ideologische Veränderungen hinaus, haben sich in der chinesischen Gesellschaft und ihrer Kultur neue Tendenzen herausgebildet. Durch die aktive Beteiligung Chinas am Globalisierungsprozeß und durch die grundsätzliche Öffnung des Landes für die Marktwirtschaft sind in China ein enormes Wachstum der Städte und eine ebenso rasante Durchdringung des Lebens mit neuen Technologien festzustellen. Die spektakuläre Entwicklung der Archtektur in den Großstädten und der Einzug der elektronischen Medien sind die treibenden Kräfte in der zeitgenössischen Kultur Chinas – eine der ältesten Kulturen verwandelt sich derzeit in eine Gesellschaft des Aufbruchs und der grundlegenden Erneuerung.
Es sind die zeitgenössischen Künstler Chinas, die besonders sensibel auf die Veränderungen in ihrem Land reagieren. Als Individuen mit verschiedensten Versionen setzen sie sich aktiv mit dem Wandel auseinander. Stets bewegen sie sich in künstlerischen Grenzbereichen, setzten sich der Spannung zwischen der Tradition und Moderne aus und verbinden städtische Wirklichkeit mit Naturerfahrung, kollektiven Enthusiasmus mit individueller Freiheit, Geschichte mit Erinnerung sowie bestehende Sprachen mit neuen Medien. In diesem Prozeß entstehen Kunstwerke, die die aufregenden Erfahrungen in China präsentieren.
Vor einem Exponat mit dem Titel „Beijing“ blieben Stefan Kahlfeldt und sein 10jähriger Sohn Julius lange da stehen und beide schauten das Kunstwerk gewissenhaft an. „In Berlin, der kulturellen Metropole, kann man viele klassische Künste kennenlernen, aber man muß auch ein bißchen ans Neue gewöhnen. So bringe ich meinen Sohn mit, damit er von Kindheit an einen Überblick über die zeitgenössische Kunst aus dem antiken Kulturland China haben kann“, sagte der Vater.
In einer kleinen Ausstellungshalle im ersten Stockwerk hat ein junges Ehepaar mit einem kleinen Baby uns sehr beeindruckt. Der junge Vater schrieb mit Pinsel auf einem Streifen Stein Tagesbuch, was schien, als ein Künstler da seine Werke schuf.
„Ich finde diese Ausstellung einfach super!“ sagte der junge Vater Daniele Maruca, Praktikant in der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof. „Man kann nicht nur die Werke mit eigenen Augen sehen, sondern auch mit eigenen Händen schaffen. Ich habe das Gefühl, daß ich selber auch ein Künstler bin.“
Noch zu erwähnen ist, daß vor dem Haupteingang der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof ein großartiges Kunstwerk zu sehen war. Es wurde mit 183 kg Schokoladen und einer Unmenge von Äpfeln geschaffen und „18. 09.2001“ betitelt. Man sagte, es sei dadurch gekennzeichnet, daß diese Austellung am 18. September eröffnet wurde und, nicht zuletzt, seien die Zahlen 9 und 18 glückliche Ziffern in China, die nicht nur zum Erfolg sondern auch zum Reichtum führen sollten.
Die Ausstellung chinesischer zeitgenössischer Kunst mit dem Titel „Living in Time“ wurde im Rahmen der 3. Asien-Pazifik-Wochen ab dem 18. September in der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof eröffnet, die zwei Monate lang andauern wird. Man hat das Recht zu glauben, daß durch diese Ausstellung das deutsche sowie europäische Publikum die Offenheit und akademische Eigenschaften der chinesischen Künste ins Auge sehen und ein Kennenlernen von der Kunst und vom Kulturumfeld Chinas besitzen kann.
(www.china.org.cn/4. Oktober 2001)