Internationale Institutionen wie die Weltbank und die UNESCO wissen die Erfolge, die die chinesische Regierung seit den 50er Jahren bei der Beseitigung des Analphabetentums und der Durchführung der Schulpflicht erzielt hat, zu würdigen. Im Jahr 1949 konnten nur 20% der schulpflichtigen Kinder in die Schule gehen, und 80% der Erwachsenen waren Analphabeten. Im Jahr 2002 waren landesweit über 90% der betreffenden Bevölkerungsgruppen von der Durchführung der neunjährigen Schulpflicht und der Beseitigung des Analphabetentums erfasst. Der Anteil der Analphabeten unter den Jugendlichen und Menschen mittleren Alters war auf unter 5% gesunken, die Einschulungsrate der unteren Stufe der Mittelschule betrug 88,6%.
Die überraschendste Entwicklung erfolgte in den vergangenen zehn Jahren. 2002 nahmen die ordentlichen Hochschulen und Universitäten von 5,27 Millionen Prüflingen 3,2 Millionen auf, während es vor zehn Jahren nur 750 000 von über 4 Millionen Kandidaten möglich war, eine Hochschule zu besuchen. Während vor zehn Jahren nur 2,18 Millionen Studenten ein ordentliches Studium oder ein maximal dreijähriges berufsorientiertes Studium machten, waren es im Jahr 2002 9,03 Millionen. Die Zahl der Postgraduierten belief sich vor zehn Jahren auf 94 000, im Jahr 2002 hingegen auf 501 000. Im Jahr 2002 studierten mehr 15 Millionen Studenten in Hochschulen und Universitäten, die Aufnahmerate der Hochschulen und Universitäten erreichte 15%, während sie 1995 unter den Jugendlichen zwischen 18 und 22 nur 7,2% betrug. Vor zehn Jahren war der Begriff MBA im Wesentlichen unbekannt, während im Jahr 2002 in 62 Schulen über 30 000 MBA-Studenten studierten. Auch EMBA und MPA sind heute keine fremden Begriffe mehr. Das Komitee für die akademischen Grade beim Staatsrat erteilte im Jahr 2001 24 Hochschulen und Universitäten, darunter der Peking-Universität und der Qinghua-Universität, die Vollmacht, MPA-Studenten aufzunehmen. Zur Zeit werden rund 2400 MPA-Studenten ausgebildet.
Die Ausgaben für das Bildungswesen wurden in den letzten Jahren deutlich aufgestockt. Seit 1998 wurden die Ausgaben für das Bildungswesen im Verhältnis zum gesamten Haushalt der zentralen Finanzbehörden jährlich um einen Prozentpunkt erhöht. Die meisten Provinzen und Städte sind dem Beispiel der Zentralregierung gefolgt und haben die Ausgaben für das Bildungswesen im Verhältnis zum Haushalt gleichfalls erhöht. Im Jahr 2002 wurden aus dem Staatshaushalt 336,6 Milliarden Yuan für das Bildungswesen ausgegeben, was 3,3% des Bruttoinlandsprodukts ausmachte, das höchste Niveau, seit diese Statistik erstellt wird.
Ein Gesetzessystem für das Bildungswesen, eine moderne Verwaltungsordnung und ein moderner Betriebsmechanismus wurden etabliert bzw. vervollständigt, zahlreiche neue Ansichten hinsichtlich der Bildung werden allmählich von der Öffentlichkeit angenommen und dringen in das gesellschaftliche Leben ein. Der Markt für die Bildungsangebote entwickelt sich rasch, Kurse und Prüfungen zur Qualifikationsfeststellung in Bezug auf Computertechnik, Fremdsprachen und andere Fächer sind an der Tagesordnung. Fort- bzw. Weiterbildung sind gefragt, immer mehr Menschen nehmen Abschied von der Vorstellung, dass ein einmaliges Studium über das spätere Leben entscheidet, und nutzen die Angebote für ein lebens-langes Lernen.
Die Regierung hat zugesagt, in den kommenden 10 bis 20 Jahren den Bürgern immer mehr Bildungschancen zu geben und das Bildungsniveau des Volkes spürbar zu erhöhen. Nach einem Plan des Bildungsministeriums soll es im Jahr 2020 unter 100 000 Bürgern jeweils 13 500 Menschen mit mindestens einem Fachhochschulabschluss und 31 000 mit einem Oberschulabschluss geben; das Analphabetentum und Halb-Analphabetentum soll auf unter 3% gesenkt werden; die durchschnittliche Zeit der Bildung soll dann elf statt wie derzeit acht Jahre betragen.