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26. 09. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Tourismus

"Der chinesische Gast hat Ansprüche, auf die man sich einstellen muss" Exklusiv

Schlagwörter: Österreich-Werbung Tourismus Musik Kultur

Worin liegen die Herausforderungen, mit diesem geänderten Reiseverhalten umzugehen?

Früher war das Leben für Touristiker vergleichsweise einfach, denn man hatte seine zehn Reiseveranstalter, die ihre Gruppenreisen zusammengestellt haben. Jetzt differenziert sich das Spektrum und somit die Bearbeitung. Man muss sich heute mehr die Fragen stellen: Womit interessieren wir die Menschen? Die Zahl jener Touristen, die ihre Destinationen bewusst reduzieren und stattdessen mehr von einem Land kennen lernen will, wird größer. Sie sind bereits reiseerfahrener und individueller, und je mehr die Reiseerfahrung zunimmt, umso selbstbewusster und mutiger treten die Menschen auf. Nach meiner persönlichen Einschätzung entwickelt sich so etwas in einem Zeitraum von zehn Jahren, wir sehen das beispielsweise bei einer Gesellschaft wie in Russland: Da hatten wir vor drei Jahren das erste Mal gleich viele Individualreisende und Selbstbucher, die praktisch selbständig ihre Reise zusammenstellen und nicht über Reiseveranstalter. Ich erwarte mir dasselbe hier in China. Das wird natürlich noch dauern, denn diese Entwicklungen spielen sich immer in Zyklen ab. Ich finde das sehr spannend, weil sich Menschen durch das Reisen verändern, umgekehrt wird aber auch das Reisen selbst anders.

Welche inhaltlichen Schwerpunkte setzt die ÖW in China? Üblicherweise kann das Land ja vor allem mit Outdoor-Aktivitäten wie Skifahren punkten.

Beim Skifahren sind wir vielleicht noch eher in der Zukunft orientiert, es wird wohl noch eine Weile dauern, bis sich die Chinesinnen und Chinesen in einer nennenswerten Masse fürs Skifahren begeistern können. Unser Argument ist also eher eine Kombination aus Kultur und Naturlandschaft. Jetzt gibt es Kultur natürlich auch woanders, beispielsweise in Italien oder Frankreich – diese Länder sind bei Chinesen ja auch sehr beliebt. Hier gilt es, vor allem herauszuarbeiten, was das Besondere und Einzigartige an Österreich ist. Momentan ist die durchschnittliche Aufenthaltsdauer des chinesischen Gastes in Österreich 1,4 Tage, das ist natürlich noch eine relativ kurze Zeit. Daher muss man versuchen, sich klar und deutlich zu positionieren. Wir haben daher eine Marktstrategie gewählt, bei der wir nicht nur die Kultur an sich in den Vordergrund rücken, sondern immer eine Verbindung zu einer sehr intakten Landschaft herstellen, außerdem das hautnahe Erleben von österreichischer Lebensweisen, also auch Brauchtum im weitesten Sinne. Das macht es dann doch individuell und differenziert im Vergleich zu anderen Ländern.

Wodurch unterscheidet sich der chinesische Gast von anderen Touristen aus dem Westen?

Aus der Diskussion mit Unternehmern weiß ich mittlerweile, dass der chinesische Gast kein einfacher ist, sondern er hat hohe Ansprüche und eine sehr genau Vorstellung, wie man mit ihm umgehen sollte. Da gehört auch eine bestimmte Art des Kommunizierens dazu und auch Kleinigkeiten wie der Wasserkocher auf dem Zimmer, womit man auf die Lebensweise und Gewohnheiten Rücksicht nimmt. Natürlich sind auch Frühstücksbuffet und Essen große Themen. Das heißt Anbieter, die sich auf chinesische Gäste spezialisieren möchten, müssen sich auch im Produkt und bei der Produktgestaltung einstellen. Der chinesische Gast ist meiner Einschätzung nach nicht derjenige, der seine Lebensgewohnheiten leicht aufgibt und bedingungslos eintauchen will in die österreichische Küche und Lebensart. Er will also schon eine Rücksichtnahme auf die eigenen Gepflogenheiten und hat dadurch hohe Ansprüche.

Worin sehen Sie die größten Herausforderungen, um den chinesisch-österreichischen Tourismus weiter anzukurbeln?

Sprache und Visa sind natürlich wichtige Themen. Wenn man sich auf den chinesischen Gast einstellen muss, gilt das natürlich auch für die Tourguides und die Kommunikation. Bei der Fachklientel kommt man mit Englisch mittlerweile schon relativ weit, das war vor drei Jahren noch anders. Trotzdem muss man sagen, dass die Sprachkompetenz in weiten Bereichen noch nicht so gegeben ist. Das ist eine Herausforderung, auf die man sich bei der Produktgestaltung noch besser einstellen muss. Die Sache mit dem Visum ist natürlich ein großes Thema. In Shanghai und Guangzhou ist mittlerweile die Abwicklung über privatisierte Annahmestellen möglich, was die Visa-Ausstellung erleichtert, indem die Vorprüfungen über private Stellen durchgeführt werden. Aber natürlich bleibt das Visum eine Hürde – man kann noch so viel ins Marketing investieren, wenn potenzielle Touristen kein Visum bekommen, hilft das alles nichts. Verbesserungen in diesem Bereich haben Priorität, und ich kann nur hoffen, dass der hoheitliche Akt der Vergabe durch private Stellen entlastet wird und eine gewisse Erleichterung eintritt. Darüber diskutieren wir auch ständig mit dem in Österreich zuständigen Ministerium. Dort gibt es einen eigenen Arbeitskreis "Visa", wo diese Dinge ständig thematisiert werden.

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Quelle: german.china.org.cn

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