Tunbao -- Burgbewohner in Guizhou |
Wenn die Rede von Burgen ist, erinnert man sich sofort an das Europa des Mittelalters. Doch auch in China gab es früher Burgen. Zum Beispiel sieht man im Kreis Pingba, 72 km westlich von Guiyang, der Hauptstadt der Provinz Guizhou, entfernt, viele Burgen, die dort bereits im 14. Jahrhundert aus Stein erbaut wurden. Die Burgbewohner werden Tunbao genannt. Sie sind der Han-Nationalität zugehörig, haben aber ganz besondere Sitten und Gebräuche. Sie tragen eine den nationalen Minderheiten ähnelnde Tracht und besonderen Schmuck. Außerdem sprechen die Tunbao ihren eigenen Dialekt, der sich vom Hochchinesischen deutlich unterscheidet. Die heute hier lebenden Tunbao sind Nachkommen der in der Ming-Dynastie (1368-1644) hier stationierten Soldaten. Während der Regierungsperiode Hongwu in der Ming-Dynastie versetzte der Ming-Kaiser Zhu Yuanzhang seine Soldaten nach Guizhou und stationierte sie im Gebiet von Anshun, um die Herrschaft seiner Monarchie zu festigen. Die Truppen verteilten sich an verschiedenen Orten in dem Gebiet um die Stadt Anshun und lebten dort für eine lange Zeit. Die meisten Soldaten stammten aus Südchina. Gemeinsam mit den hier stationierten Truppen bildeten sie die Vorfahren der Tunbao. Ein wichtiges Wohngebiet der Tunbao ist die Gemeinde Tianlong innerhalb des Kreises Pingba. Heute gibt es in dieser Gemeinde 1.250 Haushalte mit mehr als 5.000 Menschen. überall sieht man hier eine Welt aus Steinen - alle Straßen, Wohnhäuser, Burgen, Mauern und Mühlen sowie Türen sind aus Stein. Die Burgbewohner sind sehr gläubig, unter ihnen finden sich sowohl Anhänger des Buddhismus, Taoismus oder Konfuzianismus. Fast jede Familie hier hat eine Nische mit Figuren zum Anbeten. Darüber hinaus gibt es hier viele buddhistische Tempel, der wichtigste davon ist der Wulong-Tempel auf dem Tiantai-Berg, der zwei Kilometer östlich der Gemeinde Tianlong liegt. Durch den Lauf der Jahrhunderte haben die Burgbewohner ihre traditionelle Kultur beibehalten. Erwähnenswert ist die Dixi-Oper, die bereits eine Geschichte von 600 Jahren hat. Sie ist aus der ,"Nuoxi", einer Zeremonie zur Gottesverehrung, entsprungen. Die Nuoxi-Oper wurde anfangs in Zhu Yuanzhangs Truppe eingeübt und entwickelte sich später allmählich zur Dixi-Oper. Sie ist ein fester Bestandteil im Kulturleben der Tunbao. Die Dixi-Oper wird auch ,"Tiaoshen", ("Tanzender Gott") genannt und ist eine Art Lokalschauspiel. Die Schauspieler spielen auf dem Boden und werden von den Zuschauern umkreist. Inhaltlich werden meist Kriegsgeschichten dargestellt. Die Tunbao essen gern sauere Speisen, getrocknetes Salzgemüse, getrockneten Tofu und Stangenbohnen. Auch Pökelfleisch und Wurst sowie gesalzenes eingelegtes Gemüse sind auf dem Esstisch der Tunbao unentbehrlich. Die Tunbao sind sehr gastfreundlich. Wenn sie Besuch haben, bewirten sie den Gast mit Tee und Schnaps. Die Burgbewohner, besonders die Frauen, achten sehr auf Hygiene. Alle Straßen und Wohnhöfe sind sehr sauber. Mit der Entwicklung der Wirtschaft haben sich die Lebensbedingungen der Tunbao beträchtlich verbessert. Fast jede Familie besitzt einen Farbfernseher, Kühlschrank und Radioapparat. Viele junge Leute haben sogar Handys. Touristische Informationen: Die Gemeinde Tianlong liegt 72 km von der Stadt Guiyang entfernt. Mit dem Linienbus fahren Sie von Guiyang aus entlang der Guiyang-Huangguoshu-Landstraße westwärts nach Tianlong. Oder Sie fahren von Guiyang aus mit dem Linienbus zuerst nach Anshun und dann nach Tianlong. Nach Tianlong fährt alle zehn Minuten ein Bus. Preis der Fahrkarte 12 RMB. Die Eintrittskarte für die Gemeinde Tianlong beträgt 20 RMB. (China im Bild/China.org.cn, 7. November 2003) |