Der friedliche Aufstieg Chinas und die neue Rolle Asiens |
Ein runder Tisch zum Thema "Der friedliche Aufstieg Chinas und die neue Rolle Asiens", gemeinsam veranstaltet vom China Reform Forum, dem Bo'ao Asien-Forum (BAF) und der Asia Society, hat am Freitag in Bo'ao, einem Küstenort in der südchinesischen Inselprovinz Hainan stattgefunden. Der runde Tisch diente Experten aus aller Welt als Plattform zur eingehenden Diskussion des Themas. Der Ausdruck 'Chinas friedlicher Aufstieg" wurde das erste Mal auf der Jahressitzung des Boao Forums 2003 verwendet und ist seitdem zu einem heiß diskutierten Thema geworden, dass intentional Interesse erregt. Seit den späten 1970er Jahren strebt die chinesische Nation nach einer friedlichen internationalen Umgebung für ihre eigene Entwicklung, sagte Zheng Bijian, der Vorsitzende des China Reform Forum. In der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts, meint Zheng, sehe sich das Land drei grundlegenden Herausforderungen in den Bereichen wirtschaftliches und soziales Wachstum gegenüber: die Knappheit an Ressourcen, besonders an Energie; eine weitere Verschlechterung des Ökosystems und eine Reihe von Problemen die aus dem zunehmenden wirtschaftlichen und sozialen Ungleichgewicht stammen. Diese Herausforderungen trügen alle zu einer Erschwerung der Entwicklung des Landes bei. Zheng meint, China sollte einen neuen Weg der Industrialisierung, charakterisiert durch die Einführung modernster Technik, wirtschaftliche Effizienz, niedrigen Ressourcenverbrauch und geringer Umweltverschmutzung, einschlagen. Das Land sollte außerdem weiter an der wirtschaftlichen Globalisierung teilnehmen und eine harmonischere Gesellschaft aufbauen. Das Ziel dieses strategischen Konzeptes sollte die Interdependenz der chinesischen Wirtschaft mit den Volkswirtschaften der Nachbarländer sein und nicht sie zu überholen. "Wir werden weder nach Hegemonie streben noch Hegemonie beanspruchen", sagt Zheng. Ein bedeutendes Ergebnis von Chinas friedlichem Aufstieg und gleichzeitig eine grundlegende strategische Wahl bei Chinas Modernisierung ist die Entstehung eines großen Marktes mit einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen. "Aus diesem Grund bedeutet Chinas friedlicher Aufstieg für Asien und die Welt eine Chance und keine Bedrohung", meint Zheng. China führt der Welt gegenwärtig eine neue Möglichkeit vor, auf die Weltbühne zu treten, sagt Jerome Monod, führender politischer Berater des französischen Präsidenten Jaques Chirac. Dieser Auftritt kann durch aktive Teilnahme an der wirtschaftlichen Globalisierung, den Konkurrenzkampf mit anderen Akteuren auf dem Weltmarkt und die Annerkennung eines für alle vorteilhaften weltweiten Systems Gestalt annehmen. Der Aufstieg der Europäischen Union sei ähnlich dem Aufstieg Chinas verlaufen und die beiden seien heute wirtschaftlich hoch komplementär und teilten viele gemeinsame Ansichten. Dies schließe die Bedeutung des Multilateralismus und eine stärkere Rolle der Vereinten Nationen bei der Lösung regionaler und globaler Konflikte und bei der Koordinierung von Anstrengungen zu globalen Problemen ein. Allerdings sehe er auch zwei Hemmnisse in Chinas Entwicklung, die das Land überwinden müsse. Zum einen steht China vor der Herausforderung durch eine schnell alternde Gesellschaft, ähnlich Japan, Südkorea und Europas, die in den 2020er Jahren voll zum Tragen kommen wird. Zum anderen könnte Chinas Bedarf an Energieressourcen und die daraus folgende Involvierung des Landes in konfliktreiche Regionen wie Zentralasien und Iran, zu Spannungen mit Machtblöcken wie den USA und Japan führen. Der friedliche Aufstieg Chinas muss eine grundlegende Neustrukturierung der geopolitischen Landschaft Asiens mit einschließen, sagt führendes Mitglied des China Programms der Carnegie Stiftung für internationalen Frieden, Pei Minxin,. Vorerst bleibe die geopolitische Situation in Asien eine der dynamischsten und komplexesten in der Welt. Zusammen mit Chinas friedlichem Aufstieg würde der regionale Multilateralismus folgerichtig zu einer neuen asiatischen Gemeinschaft führen, die auf Gleichheit, kollektive Sicherheit und freien Handel gegründet werden müsse, sagt Pei. (China.org.cn, 23. April 2005)
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