Geraubte Erbstücke in Hong Kong aufgetaucht

Mehrere Millionen US-Dollar teure Familienerbstücke, die im Februar in Beijing gestohlen wurden, scheinen sich nun in
Hong Kong zu befinden, teilte die Besitzerin der Antiquitäten, Aisin Gioro Baoxuan, mit.

Eins der gestohlenen Stücke, eine Porzellanschüssel, ist Mitte vergangener Woche bei einem Auktionshaus in Hong Kong aufgetaucht.

"Ich sah ein Bild der Schüssel auf der Internetseite des Auktionshauses. Ich bin sicher, dass die braune Schüssel, deren Verzierungen sehr speziell sind, von meiner Familie stammt", sagte Baoxuan zur Shanghai Morning Post.

Baoxuan wollte sich aber nicht weiter äußern, da die Beijinger Polizei sie gebeten habe, zum Schutz der Nachforschungen vorerst keine weiteren Angaben zu machen.

Baoxuan, Präsidentin der Hong Konger Internationalen Musikgesellschaft, sagt, dass sie die Antiquitäten von ihrem Großvater, Gunbu Zhabei, geerbt habe, einem Marquis der Qing-Dynastie (1644-1911).

Baoxuan sagte weiter, die gestohlenen Antiquitäten seien in einer alten hölzernen Truhe in einer Kommode in ihrem Haus im Beijinger Stadtteil Xicheng aufbewahrt worden.

"Ich bin über das Neujahrsfest nach Hong Kong gefahren. Als ich Ende Februar nach Beijing zurückkam, habe ich festgestellt, dass einige Dinge in meinem Haus ein wenig verschoben waren. Ich habe mich aber nicht weiter darum gekümmert, da die Schlösser meiner Haustür und der Kommode keine Spuren einer Beschädigung zeigten", erzählt Baoxian.

Als sie einen Monat später die Kommode öffnete, stellte sie fest, dass die kostbaren Erbstücke verschwunden waren.

"Ich nehme an, dass die Schätze von jemanden, den ich kenne, gestohlen wurden", meint Baoxuan.

Bisher hat die Beijinger Polizei abgelehnt sich näher zu dem Fall zu äußern.

Die gestohlenen Antiquitäten umfassen fast 30 blauweiße Porzellanvasen, Schreibpinsel, Tintenstücke und -tafeln sowie Kupfergegenstände.

Der Gesamtwert der gestohlenen Antiquitäten wird, laut der Beijinger Zeitung Mirror, auf über 70 Millionen Yuan (rund 6,5 Millionen Euro) geschätzt.

Baoxuan erzählt, Qing-Kaiser hätten oft Wertgegenstände an ihre Familien weitergereicht. Einige der Gegenstände seien während der Song- (960-1279) und der Ming-Dynastie (1368-1644) hergestellt worden.

"Ich hoffe, dass die Polizei den Fall so bald wie möglich lösen kann. Ich habe Angst, dass die Antiquitäten aus dem Land geschafft werden könnten", sagt Baoxuan und kündigt an, wenn die Erbstücke wieder gefunden würden, würde sie einige dem Staat spenden.

Baoxuan erzählt weiter, die Antiquitäten seien im Chaos des Krieges in den 1930er und 1940er Jahren gut bewahrt worden. Während der Kulturrevolution (1966-1976) seien sie zwar konfisziert aber 1988 von der Regierung an ihre Familie zurückgegeben worden.

"Ich fühle gegenüber meinen Vorfahren große Reue. Ich habe bei der Bewahrung der Antiquitäten versagt", sagt Baoxuan.

(China.org.cn, China Daily, 19. Mai 2005)