Junge Tibeter haben neue Vorstellung von der Ehe |
Cewang Sangbo und Cewang Lhamo, ein junges tibetisches Paar, deren Liebesbeziehung fünf Jahre zuvor begann, wurden kürzlich in einem heiligen Heiratssaal getraut. Auf seiner Hochzeitsfeier verkündete der Bräutigam Sangbo lächelnd, daß er als Repräsentant einer neuen Generation Tibets einen Partner frei auswählen könne. Die Zeiten der arrangierten Heiraten und Musshochzeiten seien vorbei. Früher haben die Eltern die Hochzeit junger Tibeter arrangiert. Junge Paare wussten erst am Hochzeitstag, wie ihre zukünftigen Partner aussehen. Nach der Hochzeit trafen oft sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und Lebensstile aufeinander. Einige Ehen gingen schließlich deshalb auseinander. Zhaxi Doje, ein 75-jähriger Gast auf der Hochzeitsfeier des Paares, schien sehr glücklich. Mit bebender Stimme wünschte er dem jungen Paar Glück und hatte gleichzeitig seine eigene unglückliche Ehe im Hinterkopf. Seine Hochzeit war von den Eltern arrangiert worden. Die Braut, die ihm beinahe völlig fremd war, erwies sich als sehr hübsch und somit wurde er auf seiner Hochzeitsfeier als Glückspilz bezeichnet. Die Ehe jedoch war ein Disaster. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebenseinstellungen stritt das Ehepaar bei jedem kleinsten Anlass täglich. Die Kluft zwischen den beiden vertiefte sich im Laufe der Zeit noch. Zuguterletzt teilten sie ihren Besitz auf und trennten sich. Das ganze Gegenteil sind Sangbo und Lhamo, die sich nach einer Beziehung über fünf Jahre sehr gut kennen. Während der Hochzeitsfeier lächelt die Braut schüchtern und rückt näher an ihren Ehemann heran. Sie erzählt den Gästen, daß sie und ihr Mann für die Zukunft einen Plan ausgearbeitet haben. Einer der Gäste fragte nach, ob vielleicht Kinder "geplant" seien. Lhamo antwortete, daß sie Kinder bekommen möchten, aber erst in drei Jahren. Da sie dieses Jahr erst 24 Jahre alt wird, konzentriert sie sich in den nächsten Jahren lieber auf ihre Karriere, so daß sie für ihre Kinder eine solide wirtschaftliche Basis schaffen kann und der große Eifer, mit dem sie ihre weitere Ausbildung abgeschlossen haben wird, belohnt werden kann. Lhamo ist in der Tat ein typisches Beispiel für junge tibetische Frauen heutzutage. Diese erhalten eine moderne Ausbildung und haben eine neue Lebens- und Welteinstellung. Heutzutage bevorzugen besser ausgebildete Frauen in Tibet eher die Karriere als das Hausfrauendasein. Statistiken belegen, daß die Geburtenrate der Tibeter von 16,1 Prozent pro 1000 Personen im Jahr 1995 auf 12,9 Prozent pro 1000 im Jahr 2000 fiel. Während des gleichen Jahres waren 581 "Karrierefrauen" zu verzeichnen. Lhamo sagte weiter, daß sie und ihr Mann die nationale Ein-Kind-Politik unterstützen und der Meinung sind, daß ein Kind genug ist. Egal, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird, das Kind werde die bestmögliche Ausbildung erhalten. Sie hofft, daß ihr Kind eines Tages einen Doktortitel bekommen kann. Offen bekennt Sangbo, daß tibetische Frauen in der Vergangenheit lediglich Maschinen zur Geburt von Kindern und guten Dienern gewesen waren. Heutzutage hätten diese ihr tragisches Leben abgestreift und seien gleichberechtigt. Deshalb sei es ihm egal, ob sein Kind ein Junge oder ein Mädchen werde. Während er sprach, begann die sanfte Musik des "Hochzeitsmarsches" zu spielen und das junge Brautpaar wurde vom Gastgeber gebeten, zu versprechen, für immer zusammenzubleiben. In tiefer Zuneigung zueinander versprachen sie dies. (China.org.cn, 21. Januar 2002)
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