Filmbranche am Scheideweg

Die rückläufige Filmbranche in China lässt Rufe nach einer Neuorientierung laut werden. Bisher kennt China gute Filmproduktionen nur sporadisch.

In diesem Jahr feiert China den 100. Jahrestag des chinesischen Films. In diesem Zusammenhang werden Erinnerungen an den Boom des chinesischen Films während der 40er, 50er und 80er Jahre wach.

Generation für Generation wurde das chinesische Publikum durch eine Vielzahl ausgezeichneter Filme geprägt.

Die Filme "Der Frühlingsfluss fließt Richtung Osten" aus den 40er Jahren, "Eine vergnügte Familie" aus der Zeit Ende der 70er Jahre und "Ein Hirte" aus den 80er Jahren sind kollektiv im Herzen der chinesischen Nation verankert.

Die zunehmende Globalisierung der Filmbranche, die Veränderung des Publikumsgeschmacks und der Managementwechsel in der Filmproduktion brachten Chinas Filmbranche an einen Scheideweg.

China kann nicht von Hollywood lernen, da die dortigen Filmproduktionen riesige Investitionen verschlucken und gelungene visuelle Effekte aufweisen können.

Der Unterschied zwischen östlicher und westlicher Kultur macht eine pure Imitation Hollywoods zu einem eher plumpen und schwierigen Unterfangen.

Aber auch das Kopieren von Filmen aus Hong Kong und Taiwan wird die chinesische Filmbranche in eine Sackgasse führen. Denn dort erscheinen Filme unter ganz eigenen Umständen.

Wie sieht dann die Lösung für die Zukunft aus? Die Antwort ist im Kontext, im Zeitgeist, dem gegenwärtigen Stand der Wirtschaftsentwicklung, im Realismus und dem Einsatz moderner Produktionstechniken zu suchen, darüber hinaus in modernen Ausdrucks- und Managementformen.

In Anlehnung an Hollywood sollte der chinesische Film einen neuen Weg gehen. Dabei sollten westliche Filme und Filme aus Hong Kong und Taiwan lediglich als Inspiration dienen.

Der chinesische Film der Zukunft sollte vor allem Elemente aufweisen, die tief in der chinesischen Kultur verwurzelt sind und von einem ganz besonderen Nationalstolz zeugen. Die Filme "Das Rote Kornfeld" und "Hero" von Regisseur Zhang Yimou sind nur zwei Beispiele für authentische chinesische Filme.

Auch die Filme von Chen Kaige mit ihren heroischen Handlungen und die bissig-humoristischen Filme von Feng Xiaogang stehen stellvertretend für exzellente chinesische Filmkunst.

Doch letztendlich unterliegen Filme dem Blickwinkel des Betrachters. Und dann bedeutet das Entziehen von Aufmerksamkeit das Aus.

Pfuscherei und verzweifelte Profitgier ließen Chinas Filmbranche während der letzten 20 Jahre auf der Strecke bleiben. Deshalb müssen diese Phänomene aus den chinesischen Kinos verbannt werden.

Die Gesellschaft als Ganzes muss sich am Aufbau der Filmbranche beteiligen. Nur mit guten Drehbüchern, der Kultivierung des Filmmarktes sowie adäquaten Investitionen und Unterstützung durch die Regierung steht dem chinesischen Film ein neues Zeitalter bevor.

(China.org.cn, Xinhua, 23. September 2005)