Delamu: ein Dokumentarfilm von Tian Zhuangzhuang (2004) |
Chinas Provinz Yunnan ist bekannt für die beinahe 1000 Jahre alte Karawanenstrasse - auf chinesisch Chama Gudao - über welche Tee, Salz und Getreide an die unterschiedlichsten Ziele transportiert wurden. Tian Zhuangzhuang gehört zur fünften Generation der chinesischen Regisseure. Sein neuestes Werk, der Dokumentarfilm "Delamu", erzählt die Geschichte einer solchen Karawane und beschreibt das Leben der Leute im Nujiang-Tal im Nordwesten Yunnans. "Delamu" bedeutet auf Tibetisch "Göttin der Sicherheit". Die Drehzeit nahm fünf Jahre in Anspruch, wobei der Film selbst mit keinerlei Kommentaren versehen ist und auch nicht das Ziel verfolgt, die Landschaften Yunnans oder Tibets zur Schau zu stellen. Der Film wirft im Vorspann einen Blick auf das wunderschöne, von Bergen umgebene Dorf Bingzhongluo, gefolgt von Geschichten über eine Karawane, welche die harte, 93 Kilometer lange Reise zwischen Bingzhongluo in Yunnan und Cawarong in Tibet auf sich nimmt. "Ich habe noch nie einen Film gesehen, in welchem die Bewohner dieser Region so anmutig und ehrwürdig erscheinen", beschrieb ein Freund von Tian seine Gefühle, nachdem er den Film gesehen hatte. Nach der Ansicht von Tian ist Yunnan das Gebiet, welches am nächsten zu Gott liegt und dessen Einwohner ein mythisches Leben führen. Der Film beschreibt das Leben einer 15-köpfigen Familie, die untereinander in sechs verschiedenen Sprachen kommuniziert, einen 84-jährigen Geistlichen, der aufgrund seines Glaubens 15 Jahre im Gefängnis verbrachte, eine über 100 Jahre alte Frau der Nu-Minderheit, welche sich noch immer am Genuss handgemachter Nudeln erfreut, den 82-jährige Reiter und Guotou (Karawanenanführer) Ma, einen jungen Mann, der aufgrund einer unglücklichen Liebe zum Lamaismus konvertierte, oder eine junge tibetische Lehrerin, die sämtliche Heiratsanträge ihrer Verehrer ablehnte, da sie die ganze Welt sehen möchte. Der Film zeigt das religiöse Bewusstsein der Bewohner dieser Region so wie deren Einstellung zum Tod. Beim Drehen legt Regisseur Tian größten Wert auf Komposition, Lichteffekte und Farben so wie auf die Vollständigkeit der Persönlichkeiten. Delamu fängt die Landschaften Yunnans mit der einzigartigen ökologischen Umgebung ein, wie zum Beispiel die Schluchten des Nujiang-Flusstales mit den steilen Trümmerfelsen. Der Dreh zu Chinas erstem digitalen Dokumentarfilm wurde von der japanischen Fernsehstation NHK finanziert.
Um diesen Film zu drehen, engagierten Tian und seine Crew eine Karawane von 70 Pferden und 40 Leuten, reisten von Yunnan nach Tibet und überquerten die Flüsse Nujiang und Lancang, um das Leben der Leute entlang des Karawanenweges nachzuvollziehen. "Vor Drehbeginn hatte ich einige Pläne entworfen", sagt Tian. "Aber als ich am Drehort angekommen war, musste ich feststellen, dass ich diese Pläne eigentlich gar nicht hätte entwerfen müssen. Es war viel wichtiger, das Leben der Bewohner dieser Region aufmerksam zu beobachten, um es schließlich nachvollziehen zu können". Sein Hauptgrund, den Film zu drehen, war das Ziel, seine eigenen Gefühle zeigen zu können, wo Religionen, Kulturen und Traditionen verschiedener ethnischer Gruppen auf natürliche Weise harmonisieren. Tian Zhuangzhuang wurde 1952 in Beijing geboren und graduierte 1982 an der Pekinger Filmakademie in der Abteilung Regie. Seit 1978 ist er als Regisseur am Pekinger Filmstudio tätig. Seit dem Abschluss hat er seinen eigenen Stil entwickelt, wobei er vor allem auf eine detaillierte und lebhafte Darstellung der Gefühle der Persönlichkeiten achtet. Tian wurde in der Vergangenheit bereits mehrere Male an internationalen Filmfestivals als bester Regisseur ausgezeichnet. Martin Scorsese schrieb, nachdem er den Film gesehen hatte, in einem Brief an Tian, dass der Film ihn sehr bewegt habe. Vor allem die Musik, die Bilder und die fröhliche Atmosphäre. Der Film könne als poetisches Werk und als historisches Dokument betrachtet werden, da er die Harmonie der verschiedenen Religionen und Kulturen im Gebiet entlang der Chama Gudao aufzeige, schrieb der amerikanische Regisseur. Der Kritiker der New York Times, A.O. Scott, sagt, Delamu sei ein großartiger Dokumentarfilm und fange die Landschaften in einem abgelegenen Gebiet Chinas gekonnt ein. (China.org.cn, China im Bild)
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