Überarbeitetes Geschichtslehrbuch aus Shanghai führt zur Diskussionen |
Die Überarbeitung eines Geschichtslehrbuchs in Shanghai ist bereits vor acht Jahren begonnen worden, wurde aber vor kurzem von in- und ausländischen Medien als politische Affäre hochgespielt. Auslöser war ein Bericht in der New York Times mit dem Titel "Where's Mao?", der von der chinesischen Zeitung Youth Reference zum Teil nachgedruckt wurde. Dem Bericht zufolge diskutiert das Lehrbuch in der neuen Auflage nicht viel über Kriege, Kaiserhöfe und die kommunistische Revolution, sondern richtet das Augenmerk mehr auf Themen wie Wirtschaft, Technik, Sitten, Tradition und Globalisierung. Der Lange Marsch und die Kolonialkriege wurden inhaltlich gekürzt. Mit dem Bericht wurde eine breite Diskussion über die Reform des Geschichtslehrbuches losgetreten. Befürworter der Reform sind der Meinung, dass das Lehrbuch in der revidierten Auflage mehr Wert auf einfache Leute als auf führende Personen legen soll. Die Gegenstimme lautet aber, das neue Lehrbuch vernichte Geschichte. Die Schüler werden in der Folge keine Ahnung von der Demütigung Chinas in der Neuzeit mehr haben und die patriotische Denkweise werde vernachlässigt. Angesichts der heftigen Diskussion nahm Su Zhiliang, der Chefredakteur der Neuauflage des Geschichtslehrbuches und Geschichtsprofessor an der Shanghai Normal University offiziell Stellung. Das neue Lehrbuch spiegle die Entwicklung der menschlichen Zivilisation wider, und soll die Geschichte der Menschheit anschaulich machen. Lei Yi, Wissenschaftsrat an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, unterstrich, dass die Beschreibung des kaiserlichen Lebens und der Politik der herrschenden Klasse zwar wichtig sei, aber die Geschichte nicht erschöpfend darstellen könne. Die Veränderung der Gesellschaft und Kultur spiele eine immer wichtigere Rolle. Viele Geschichtslehrer begründen, warum sie eine revidierte Auflage befürworten, damit, dass beim Unterricht nicht nur Wissen vermittelt werden soll, weil man Daten und Fakten über das Internet oder in der Bibliothek recherchieren kann. Es sei viel wichtiger und nützlicher, durch den Unterricht Wertvorstellungen heranzubilden und die Fähigkeit zur Analyse zu entwickeln. Die Überarbeitung des Geschichtslehrbuches erfolgte in Wirklichkeit nicht nur in Shanghai. Sie ist Teil einer landesweiten Reform. Bisher hat das Bildungsministerium bereits 12 Auflagen des Geschichtslehrbuches für Mittel- und Oberschulen überprüft und im ganzen Land veröffentlicht. (China.org.cn, 15. November 2006)
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