Mehr als 95% aller Chinesen sorgen sich um die Umwelt

Eine Umfrage von China Youth Daily und der Webseite www.qq.com hat ergeben, dass die Chinesen sich zunehmend Sorgen über Umweltfragen machen.

Das Problem, über das sich die Öffentlichkeit am meisten sorgt, ist die Wasserverschmutzung. 87,1 Prozent der 6653 Befragten gaben dies als ihre Hauptsorge an. An zweiter Stelle steht die Luftverschmutzung (85,6 Prozent), gefolgt von Haushalts- und Industrieabfällen (73 Prozent), der Belastung der Lebensmittel (63 Prozent), Rückgang der Vegetation und Wüstenbildung (57,2 Prozent) sowie Lärmverschmutzung (52,1 Prozent).

Menschen erfreuen sich am Westseepark in Fuzhou in der Provinz Fujian an Blumen

Laut der Umfrage machen sich 82,4 Prozent der Menschen große Sorgen über den sauren Regen. Auf ihre Ansicht zum sauren Regen angesprochen, sagten 34,8 Prozent "schockiert", 63,1 Prozent meinten "es ist zu erwarten gewesen."

"Wir haben hier jedes Jahr Sandstürme. In diesem Frühling sind Tonnen von gelber Erde über der Stadt niedergegangen. Daher überrascht uns sauerer Regen hier in Beijing nicht", schreibt ein Internetnutzer.

Das Beijinger Umweltamt veröffentlichte am 14. November Statistiken zum sauren Regen. Demnach habe die durchschnittliche Häufigkeit von Niederschlägen mit saurem Regen im Juli und August bei 5,9 Prozent gelegen, ein deutlicher Rückgang von vor zwei Jahren. "Beijing ist kein von saurem Regen belastetes Gebiet", gab das Amt bekannt und wies damit Vermutungen zurück, die Stadt werde regelmäßig von saurem Regen heimgesucht.

Diese Bekanntgabe kann die Sorgen der Menschen dennoch nicht beseitigen. Aus der Umfrage geht hervor, dass 83,2 Prozent der Menschen der Ansicht sind, "die Zunahme des sauren Regens bedeutet, dass sich die Luftverschmutzung verschlimmert."

Rund 94,8 Prozent der Befragten sind der Meinung, "Chinas Umwelt hat sich in den letzten zwei Jahren verschlechtert." Nur 1,1 Prozent sind der Auffassung, das Problem sei "nicht sehr ernst".

Nach einem Bericht der Volkszeitung vom 14. April 2005 betragen die durch sauren Regen verursachten wirtschaftlichen Verluste in der südwestchinesischen Provinz Sichuan 11,3 Milliarden Yuan (1,1 Milliarden Euro) jährlich.

Die Guangming Daily berichtete am 2. August 2005, dass Abgasemissionen die Hauptquelle der Luftverschmutzung des Landes seien, wobei das Land hinsichtlich des Volumens des ausgestoßenen Kohlenmonoxids weltweit auf dem ersten Platz liege. Am 29. November 2005 berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua, dass chinesische landwirtschaftliche Produkte unter Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung litten.

China News Service berichtet am 27. Dezember 2005, dass das Grundwasser in 90 Prozent der chinesischen Städte mit organischen und anorganischen Stoffen verschmutzt sei.

Einige Internetnutzer beschrieben Chinas Umweltprobleme als sich "von lokaler Begrenzung auf das ganze Land" ausdehnend.

Eine von dem Umweltamt der Provinz Shanxi durchgeführte Umfrage ergab, dass 91,95 Prozent der Bürgermeister und Beamte auf Stadtebene befürchten, dass höhere Investitionen in den Umweltschutz die wirtschaftliche Entwicklung beeinflussen könnten. Die Frage "Wer bezahlt Steuern, wenn verschmutzende Fabriken geschlossen werden? " spiegelt eine weit verbreitete Sorge wieder.

Die chinesische Regierung räumt dem Umweltschutz in der letzten Zeit mehr Bedeutung ein. Ma Kai, Minister der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform versprach auf einer Konferenz über Energieeinsparung am 26. Juli, den Index zum Energieverbrauch des Landes und das System zur Abschätzung der lokalen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung umfassend zu bewerten.

Die Organisationsabteilung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas veröffentlichte Dokumente, in denen der Energieverbrauch als eines von 22 Bewertungskriterien für die Leistungen lokaler Regierungsvertreter aufgeführt wird.

Am 7. November veröffentlichte die Entwicklungs- und Reformkommission einen Plan, nachdem die lokalen Regierungen im Verlauf des 11. Fünfjahresplans (2006-2010) ihren Energieverbrauch verringern müssen. Nach dem Plan soll der Energieverbrauch gemessen am Bruttoinlandsprodukt um 20 Prozent unter dem des 10. Fünfjahresplans liegen.

Umweltminister Zhou Shengxian teilte der Beijing News im April mit, dass Beamte, die den Umweltschutz vernachlässigen oder den Jahresplan nicht erfüllen, nicht befördert werden.

Von den Befragten, sind 80,2 Prozent der Ansicht, dass vor allem die Regierung für den Umweltschutz in China verantwortlich ist. Rund 70,7 Prozent glauben, dass die lokalen Regierungen in den letzten Jahren großen Wert auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes gelegt, aber den Umweltschutz vernachlässigt haben. 20,6 Prozent glauben, die Regierung habe ihr bestes getan, aber keine greifbaren Ergebnisse erzielen können.

(China.org.cn, 30. November 2006)