Nach Telefonsex süchtiger Teenager nimmt sich Leben

Ein 14 Jahre alter Junge aus der Provinz Gansu in Nordwestchina, der wegen seiner Sucht nach Telefonsex Selbstmord beging, ließ seine Eltern in tiefer Trauer zurück. Gleichzeitig hinterließ er Telefonschulden in Höhe von 1800 Yuan (173 Euro).

Li Hongbin aus einem Dorf der Stadt Qingyang starb durch die Einnahme eines Pflanzenschutzmittels, das er Anfang November nach einem Besuch durch die lokale Telefongesellschaft und deren Aufforderung zur Begleichung der offenen Rechnung gekauft hatte.

Li, der die Schule im vergangenen Jahr abgebrochen und seither keinen Job gefunden hatte, wählte daraufhin seit August 2005 immer wieder bestimmte Telefonsexnummern an.

Seiner Familie hinterlässt der Junge deshalb eine 16 Seiten lange Telefonrechnung. Der längste Anruf dauerte laut Polizeiaussage über vier Stunden. Die am häufigsten gewählte Rufnummer war die 96296.

Die horrende Telefonrechnung stellte für Lis Familie eine große finanzielle Belastung dar, zumal beide Elternteile behindert sind. Die gesamte Familie ist auf das Gehalt des Familienvaters angewiesen, der in der Stadt einer körperlichen Tätigkeit nachgeht.

Der Vater ist nun verzweifelt und weiß nicht, wem er die Schuld für den Tod des Sohnes geben soll.

Laut Aussage eines Mitarbeiters einer lokalen Telefongesellschaft, der anonym bleiben möchte, nimmt die Zahl der Telefonsexhotlines seit jüngster Zeit rapide zu. Die Kunden werden neuerdings mit Werbeslogans neugierig gemacht, die speziell die sexuellen Fantasien von Männern anregen, wie zum Beispiel der Slogan "Wir bieten die Entjungferung einer zarten Schönheit".

"Pro Minute kostet ein Gespräch drei Yuan (0,29 Euro)", sagt der Betreiber einer Telefonsexhotline. Werbung für solche Hotlines ist in Telefonbüchern und Zeitungen ganz leicht zu finden.

Lis Tod ist wieder einmal ein Zeichen dafür, in welcher Umgebung junge Chinesen heutzutage aufwachsen. China kämpft bereits seit einigen Jahren gegen pornografische und illegale Inhalte an. So will der Staat für ein "anständiges soziales Klima" sorgen. Die Überwachung von Telefonsexhotlines ist dabei auch vorgesehen.

"Gerade Teenager, die in diesem Alter bekanntlich als leichter erregbar gelten, können oft nur schwer den Verlockungen der Telefonsexhotlines widerstehen", sagt ein Bildungsexperte, der für eine Übernahme der Verantwortung auch durch Telefonbetreiber und Regierungsstellen plädiert.

(China.org.cn, Xinhua, 8. Dezember 2006)