Nun schauen wir uns genauer um in Sachen Folklore in und um Taiyuan. Und ganz besonders wollen wir Ihnen hier eine traditionelle Parade in dem kleinen Dorf Xugou empfehlen. Die Parade heißt dort im Volksmund „Beitiegun“. Und diese Beitiegun- Parade hat meinen Kollegen Jens Herrman sehr beeindruckt.
Laute Trommeln und Hörner durchbrechen die Stille des kleinen Dorfes Xugou. Das Dorf in der Nähe von Taiyuan wirkt sonst eher verschlafen, heute aber hält es niemanden zu Hause. Auch die letzten Feldarbeiter sind heimgekehrt. Dichtgedrängt stehen die Leute des Dorfes in einer kleinen Straße und auf dem angrenzenden Marktplatz. Die Trommeln kündigen große Dinge an, ein Spektakel der besonderen Art. Abgeschirmt von der Menge gehen in einer Seitengasse die Vorbereitungen für ein besonderes Spektakel in die letzte Phase. Dann endlich gibt die Menge eine Gasse frei für die bunt gekleideten kräftigen Männer, die tanzend den Rhythmen der Trommeln folgen. Die Männer tragen mit einem Lächeln im Gesicht auf ihren Schultern schwere Gestelle, große Balken, Sonnenschirme oder einen großen Ast. Darauf, weit oben, sieht man kleine 7, 8-jährige Mädchen in farbigen Kostümen, die scheinbar auf den getragenen Lasten stehend, mit ihren Armen und bunten Tüchern tänzerische Bewegungen zeigen. Fliegende Akrobaten nennt man sie auch, und wahrlich akrobatisch ist auch die Leistung der jungen Mädchen. Denn sie hängen an einem Stockgestell, an dem sie vorher festgebunden wurden. Diese unangenehme und höchst unbequeme Stellung über lange Zeit durchzuhalten, versuchen sie mit Fröhlichkeit und einem Lächeln zu ertragen. Für die Mädchen ist der Tanz jedoch eine Auszeichnung. Denn nur die Schönsten des Dorfes werden dafür ausgewählt. Das Spektakel ist Teil einer alten Tradition aus der Ming-Dynastie vor mehreren Jahrhunderten. Es beschreibt die Geschichte eines Dramas während der Jiajing Periode vor etwa 400 Jahren. Bis heute ist das Schauspiel mit oft über 100 Artisten in dieser Gegend eine beliebte Straßenaufführung und ist zum Frühlings- oder Laternenfest sowie bei anderen feierlichen Anlässen zu sehen.
Richtig. Die Beitiegun-Parade hat eine 400 bis 500-jährige Geschichte. Der 74-Jährige Han Jian aus dem Dorf Xugou war einst einer der Paradentänzer. Er sagt uns:
„Ihren Ursprung findet die Beitiegun-Parade bereits in der Ming-Dynastie, vor etwa 400 bis 500 Jahren. Es war eigentlich eine rituale Zeremonie. Dabei betete man für reiche Niederschläge zu Anfang eines Jahres oder besonders in der Dürrezeit. Nach und nach entwickelte sich diese Parade dann zu einer Vergnügungspräsentation. Dabei dürfen für die Parade nur diejenigen Mädchen ausgewählt werden, die besonders hübsch aussehen.“
Unweit von Xugou mit den lauten Trommeln der Beitiegun- Parade findet sich ein stilles, kleines und grünes Tal, das „Qingxu-Traubental“. Dieses Traubental ist eines der 4 wichtigsten Traubenanbaugebiete in China. Die Weinbauern sind im Herbst, der Lesezeit, sehr beschäftigt. In dem kleinen Tal ist zu dieser Zeit viel los. Denn zur Weinlese findet natürlich auch ein Traubenfest statt.
Wu Lihua ist im Dorf Qingxu aufgewachsen. Ab und zu stellt sie sich den Touristen als ehrenamtliche Begleiterin zur Verfügung. Sie erzählt uns von der langen Geschichte des Traubenanbaus in Qingxu:
„Bereits in der Han-Dynastie vor etwa 2 Jahrtausenden begann man hier in Qingxu Trauben anzubauen. Der Kaiser Han-Wu-Di schickte seinen Minister Zhang Qian auf den Weg ins Westliche Vorland, um Kontakte mit den Völkern dort zu knüpfen. Die Seidenstraße kam allmählich mit seiner Reise nach Westen zustande. Als Geschenke brachte Zhang Qian Gold, Seide, Ochsen und Schafe mit. Und auf dem Rückweg nahm er viele im Westen beheimatete Pflanzen mit - wie Trauben, Granatäpfel und Feigen. Ein Junge namens Wang aus unserem Dorf war einer der zahlreichen Begleiter im Gefolge von Zhang Qian auf der Reise. Er brachte von der Entdeckungstour nach Westen die Traubensaat mit zurück nach Hause. Die damals in China seltene Saat wuchs auf dem Boden von Qingxu tüchtig heran.“
Und was bietet das Traubental den Besuchern während des Traubenfests?. Dazu noch einmal Frau Wu:
„Das jährliche Traubenfest findet Ende August bis Anfang September statt. Normalerweise fällt die Weinlese mit dem chinesischen Mondfest zusammen. Während des Festes können Touristen dann mit den Bauern Trauben ernten und Wein probieren, der aus den Trauben aus Qingxu hergestellt wird.“
Ja, und wenn Sie Interesse haben, dann kommen Sie doch einmal zum chinesischen Mondfest nach Qingxu zum Traubenfest. Ich bin sicher, dass Sie da bestimmt viel Interessantes erleben können und außerdem viel Spaß haben werden.