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04. 01. 2011 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Das würde heißen, dass die steigenden Lohnkosten für den Standort China keine so große Rolle spielen. Oder gibt es bereits Abwanderungen?
Firmen aus Hongkong, die oft mit sehr geringen Gewinnmarchen operieren, und Betriebe in der Textilbranche sollen Schwierigkeiten bekommen haben. Doch zumindest für die deutschen Unternehmen kann ich solche Abwanderungen nicht bestätigen. Selbst während der Wirtschaftskrise kam es zu keinen größeren Bewegungen in Richtung Vietnam oder Kambodscha. Klar gibt es Firmen, die auf diese Länder schielen. Doch in den meisten Fällen handelt es sich dabei um zusätzliche Präsenzen. Denn der große Absatzmarkt ist oftmals ein Argument, vor Ort zu bleiben. Manche deutsche Unternehmer haben sich sogar fast über die Krise gefreut. Sie sagten, sie hätten endlich Zeit gefunden, ihre Firmen etwas zu konsolidieren. Da in China vor allem die Küstenregionen teurer geworden sind, rechnen wir damit, dass es in den kommenden Jahren eine zunehmende Binnenwanderung ins Hinterland geben wird. Wie weit diese geht, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Bei Standorten wie Chongqing oder Chengdu fallen die Preise und Zeit für die Logistik noch immer ins Gewicht. Von Chongqing brauchen Waren leicht fünf Tage länger und müssen zudem im Hafen von Shanghai noch einmal umgeladen werden.
Und die oft erwähnten Qualitätsprobleme?
Die Qualität hängt von der Qualitätskontrolle ab. Wenn ein Lieferant die Preise übermäßig drückt, kann er ab einem bestimmten Punkt einfach keine Qualität mehr erwarten. Das ist vielen über die Jahre auch bewusst geworden. Der zweite Punkt, den viele deutsche Firmen vernachlässigen: Man muss wirklich vor Ort eine Qualitätskontrolle installieren. Zwar sind die chinesischen Lieferanten auf einem sehr hohen Niveau – sie tun ja seit 30 Jahren nichts anderes, als ausländische Firmen mit Exportprodukten zu beliefern – doch verlassen kann man sich darauf nicht.
Eine der Aufgaben der AHK besteht darin, deutschen Unternehmern zu helfen, Fuß zu fassen. Was sind die häufigsten Fehler, die deutsche Unternehmer begehen?
Viele unterschätzen den administrativen Aufwand. Selbst bei einer Repräsentanz mit nur zwei Mitarbeitern braucht es in Deutschland eine weitere Stelle, welche die beiden betreut. Zudem sollte man wissen, dass es seit 2008 ein strenges Arbeitsvertragsgesetz gibt. Man kann die Leute nicht mehr einfach auf die Straße stellen. Auch die Umweltauflagen sind zum Teil strenger als in Deutschland. Die Rekrutierung und Qualifikation von chinesischen Angestellten ist auch nicht immer leicht. Man findet zwar leicht Leute, doch ist es schwer, diese zu qualifizieren und an die Firma binden. Das kann etwa dadurch geschehen, dass man für seine Mitarbeiter einen Fonds für den Kauf einer Wohnung einrichtet, den dieser erst benutzen kann, wenn er mindestens fünf Jahre im Betrieb war. Deutsche Firmen liegen hier allerdings recht gut. Laut Umfragen in den vergangenen Jahren lag die Fluktuationsrate bei den deutschen Mittelständlern unter dem Managementpersonal bei ungefähr sechs Prozent. Bei japanischen oder taiwanesischen Firmen war die Rate viel höher.
Eine weitere Aufgabe der AHK ist das Lobbying. Hat die deutsche Wirtschaft überhaupt einen Einfluss auf die chinesische Politik?
Auf die deutsche Wirtschaft wird schon gehört. Einer der Gründe liegt darin, dass die deutschen Direktinvestitionen doch recht hoch sind. Zudem ist Deutschland in China sehr anerkannt. Wenn es Einladungen auf Provinzebene gibt, werden die amerikanische, die französische und die deutsche Handelskammer eigentlich immer eingeladen – und der ganze Rest kommt erst danach. Im Bereich Lobbying wird in letzter Zeit die europäische Kammer immer stärker. Sie bündelt die Meinungen und Wünsche von vielen Kammern. Und das ist auch recht so.
Die AHK ist in China nur eine Repräsentanz und keine bilaterale Handelskammer. Was ist das Problem?
In China ist es nicht erlaubt, bilaterale Handelskammern zu gründen. Der chinesische Staat möchte nicht, dass chinesische Unternehmen sich einer ausländischen Handelskammer anschließen. Das heißt, wir dürfen bei uns nur deutsche oder andere ausländische Unternehmen sowie Joint-Ventures aufnehmen. Ein regerer Austausch zwischen deutschen und chinesischen Unternehmen wäre aus unserer Sicht eigentlich wünschenswert.
Wird sich das ändern?
Höchstens langfristig.
Quelle: german.china.org.cn
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