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11. 10. 2012 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Herr Botschafter, Sie haben viele Jahre in Europa gearbeitet und gelebt. Die westlichen Länder haben in den vergangenen Jahren dem sich friedlichen Aufstieg Chinas mehr und mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Können Sie angesichts Ihrer Erlebnisse etwas über diese Veränderungen erzählen? Welche Vorurteile hat Europa gegenüber dem stärker werdenden China?
Vor 40 Jahren bin ich in die Außenpolitik eingetreten und wurde zum ersten mal nach Ostberlin geschickt, um dort zu studieren. Da hatten sich die BRD und die DDR noch nicht vereinigt und China hatte gerade diplomatische Beziehung mit der BRD aufgenommen. 40 Jahre später kehre ich wieder nach Berlin zurück. In der chinesischen Botschaft in Deutschland wurde vor kurzem ein Empfang zum 40-jährigen Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern gegeben. Mehr als 500 deutsche Gäste, einschließlich dem deutschen Außenminister Guido Westerwelle, waren dabei anwesend. Ende August dieses Jahres haben China und Deutschland die zweiten Regierungskonsultationen veranstaltet und Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eine große Delegation von 150 Leute, darunter neun Bundesminister und Staatssekretäre, mit nach China gebracht, um mit den chinesischen Partnern zu handeln und Diskussionen zu führen. Vor 40 Jahren betrug das Handelsvolumen zwischen China und Deutschland 274 Millionen US-Dollar, während es im Jahr 2011 bei 169,1 Milliarden US-Dollar lag, also ein Wachstum um das 617-fache. Vor 40 Jahren hat die deutsche Presse nur selten über China berichtet, während heute fast alle deutsche Medien jeden Tag über China berichten. Vor 40 Jahren sprachen nur wenige Deutsche Chinesisch, aber heute gibt es in Deutschland 14 Konfuziusinstitute und -kurse, in denen 12.000 Deutsche Chinesisch lernen. Es kommen noch 5400 deutsche Jugendliche hinzu, die in China studieren. Solche Beispiele sind im einzelnen nicht aufführbar, was bedeutet, dass die Stellung Chinas erhöht wird und die westlichen Länder China noch nie so einen hohen Wert beigemessen haben. Aber andererseits konnte Europa die schnelle Entwicklung und Veränderung Chinas nicht deutlich verfolgen und hat daher komplexe Gefühle gegenüber Chinas Entwicklung. Die deutschen Medien haben tiefe Vorurteile gegenüber China. Die Gründe dafür sind vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Leute kein Bild von der Geschichte, der Staatslage und Entwicklung Chinas haben und die Denkweise des Kalten Krieges auch nicht loswerden. Es ist nicht leicht, diesen Zustand zu verbessern. Es bedarf Zeit, Geduld und eines eisernen Willen. Aber ich bin voller Zuversicht, dass die westlichen Länder die Entwicklung Chinas rationeller, praktischer und objektiver betrachten werden, wenn wir an dem Weg zur friedlichen Entwicklung, der Zusammenarbeit, dem Weg zum Sozialismus mit chinesischer Prägung und der Reform- und Öffnungspolitik festhalten. Wir sollten selbstverständlich auch unser Land auf effektivere Weise nach außen hin vorstellen, mehr Verständnis und Unterstützung gewinnen und eine chinafreundlichere öffentliche Meinung schaffen.
Im kommenden Jahr findet die Bundestagswahl in Deutschland statt. Welche Einflüsse wird Ihrer Meinung nach das Wahrergebnis auf die chinesisch-deutschen Beziehungen ausüben?
Blickt man auf den Verlauf seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Deutschland in den vergangenen 40 Jahren zurück, dann haben die bilateralen Beziehungen kein großes Auf und Ab erlebt, obwohl es auch Windungen und Wendungen gab. Sie haben sich ständig stabil entwickelt. Alle vorangegangenen Bundesregierungen haben großen Wert auf die Beziehungen zu China gelegt. Diese Stabilität stellt einen wichtigen Bestandteil der Außenpolitik Deutschlands dar. Alle deutschen Parteien haben sich darauf geeinigt. Zurzeit herrscht auf der Welt noch eine turbulente Situation. Die Wirtschafts- beziehungsweise Finanzkrise hält noch an. Es tauchen ständig verschiedene neue Herausforderungen auf. China und Deutschland befinden sich in einer ähnlichen Lage und haben gemeinsame Interessen. Deswegen haben beide Länder eine solide Kooperationsbasis und enge Kontakte. Ich glaube, China und Deutschland könnten noch enger zusammenarbeiten – die bilateralen Beziehungen haben noch weitere Perspektiven.
Quelle: german.china.org.cn
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