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17. 02. 2013 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Lassen Sie uns noch einmal von chinesischen Investitionen in Deutschland sprechen – ist nicht die Eurokrise ein großes Hindernis für chinesische Investitionen? Die Unsicherheit im europäischen Markt macht Investitionen noch unberechenbarer, als sie es sonst schon wären. Einige chinesische Experten sind der Meinung, dass man vor diesem Hintergrund lieber diversifizieren und in andere aufstrebende Schwellenländer sowie in den Kauf wichtiger Rohstoffe – beispielsweise in Afrika – investieren sollte. Wäre das Ihrer Meinung nach nicht auch viel sinnvoller, als weiter in das absteigende Europa zu investieren?
Es ist ein eindeutiger Trend, dass die chinesische Regierung für Technologie-Investitionen nach Europa gehen will. Die Rohstoffversorgung ist ja ein ganz anderes Thema. Der Trend, also chinesische Investitionen nach Europa, ist ja so deutlich, dass dahinter ganz eindeutig eine klare strategische Entscheidung der chinesischen Regierung steckt. Und das gilt gerade auch für chinesische Investitionen in Deutschland – jeder weiß doch, wie wichtig heutzutage Technologie, Innovation und vor allem auch bekannte Marken sind. Auch modernes Managementwissen ist sehr wichtig. In vielen dieser Bereiche hat Deutschland Unternehmen, die weltweit führend sind oder zumindest zur Spitzengruppe gehören. Deutschland ist daher für China ein strategisch wichtiger Markt, in dem es mit seinen Unternehmen präsent sein will und muss.
Während Euro und Dollar international an Ansehen verlieren, wird der chinesische Yuan immer stärker. Wird der Yuan zur internationalen Reservewährung?
Die Rolle des Yuan als Transaktionswährung wird in der Tat immer wichtiger. Ob er wirklich zu einer internationalen Reservewährung wird, werden aber die Märkte entscheiden. Ich denke, die chinesische Regierung hat es selbst in der Hand, dafür zu sorgen – vorrausgesetzt, dass die Fakturierung und der grenzüberschreitende Einsatz in chinesischen Yuan weiter erleichtert wird. Zudem könnte die Zentralregierung den chinesischen Finanzmarkt weiter öffnen und attraktiver gestalten. Durch eine stabilitätsorientierte Wirtschaftspolitik könnte die chinesische Regierung auch die internationalen Investoren überzeugen, einen Teil ihres Vermögens in China anzulegen.
In jüngster Vergangenheit wurde auch von Plänen für eine Freihandelszone zwischen China und Europa berichtet. Halten Sie eine solche Zone für machbar – und falls ja: bis wann könnte sie realisiert werden?
Auf der Agenda steht eigentlich derzeit ein anderer Schwerpunkt: Wir prüfen, ob Verhandlungen zu einem bilateralen Investitionsabkommen zwischen China und der EU aufgenommen werden sollen. Einige europäische Länder haben schon ein solches Abkommen mit China. Daher ist es wichtig, dass wir in einem solchen Abkommen über das hinausgehen, was einzelne Staaten schon erreicht haben. Sollte ein solches Abkommen zustande kommen, könnte es die Investitionsbeziehungen zwischen China und Europa auf eine neue Stufe heben. Hierfür wären aber deutliche Fortschritte im Bereich der Marktöffnung notwendig.
Wie weit ist dieser Diskussionsprozess denn schon fortgeschritten?
Das Mandat für die Verhandlungen wird derzeit innerhalb der EU diskutiert. Bis wann diese Diskussion abgeschlossen ist, kann ich nicht sagen. Genaue Zeitangaben sind da nur sehr schwer möglich.
Machen wir zum Schluss noch einen kleinen Abstecher in die Politik – im letzten Jahr hat der 18. Parteitag der KP Chinas stattgefunden. Dabei wurde das neue Führungsgremium der Partei gewählt. In diesem Jahr werden die neuen Mitglieder der Staatsführung offiziell ihr Amt antreten. Dies wird sicherlich mit der Ankündigung neuer Ideen und Konzepte für die wirtschaftliche Entwicklung Chinas einhergehen. Was sind ihre persönlichen Erwartungen und vielleicht auch Hoffnungen bezüglich der chinesischen Wirtschaftspolitik?
Ich hoffe, dass die chinesische Regierung im Herbst mutige Schritte in Richtung einer weiteren Öffnung Chinas unternimmt. Wenn man sich die jüngste Geschichte Chinas anschaut, dann muss man sagen, dass China selbst vieles erreicht hat. Wichtige Impulse für die positive Entwicklung der chinesischen Wirtschaft sind aber häufig auch aus dem Ausland gekommen. Nur mit einer weiteren Öffnung wird man erreichen, dass China sich von einer überindustrialisierten Exportwirtschaft hin zu einer innovativen Konsumgesellschaft entwickelt.
Das ist natürlich eine absolute Herkulesaufgabe. Wie könnte die chinesische Regierung eine solche Transformation denn erreichen?
Indem sie behutsam aber stetig die dafür nötigen Schritte unternimmt, wie zum Beispiel die vorsichtige Liberalisierung des chinesischen Finanzmarktes. Auch die Öffnung des Dienstleistungssektors würde neue internationale Unternehmen auf den chinesischen Markt bringen, was für mehr Wettbewerb und somit für bessere Qualität zu günstigeren Preisen sorgen würde.
Also sollte China ein qualitativ besseres Wachstum anstreben?
Ja, genau darum geht es der chinesischen Regierung ja. Ich denke, das funktioniert langfristig nur, wenn man den Wettbewerb stärkt: den Wettbewerb zwischen den großen Unternehmen und den kleinen, zwischen staatlichen und privaten – und natürlich zwischen chinesischen und ausländischen Unternehmen.
Und indem man deutsche Technologien kauft?
(lacht) Die stehen sowieso immer zur Verfügung.
Herr Luchtmeier, wir bedanken uns für dieses Interview.
Quelle: german.china.org.cn
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