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16. 09. 2008 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Verena Bentele: Behinderte Menschen sollen für ihre Rechte kämpfen Exklusiv

Schlagwörter: Verena,Bentele,IPC

von Zhang Yue, Beijing

Die siebenfache paralympische Siegerin und berühmteste deutsche blinde Biathletin, Verena Bentele, hat vor kurzem Beijing besucht. Als Botschafterin des Sports und Repräsentantin des IPCs gab Bentele ein exklusives Interview mit china.org.cn. Dabei sprach sie über Behinderungen und Sport.

Die siebenfache paralympische Siegerin und berühmteste deutsche blinde Biathletin, Verena Bentele, hat vor kurzem Beijing besucht. Als Botschafterin des Sports und Repr?sentantin des IPCs gab Bentele ein exklusives Interview mit china.org.cn. Dabei sprach sie über Behinderungen und Sport.  
 Verena Bentele (Archivfoto)  

China.org.cn: Frau Bentele, sprechen wir vor allem über Biathleton. Wann begannen Sie Ski zu laufen? Wann begann der Leistungssport?

Verena Bentele: Ich habe mit dem Skilaufen angefangen als ich drei Jahre alt war. Damals mit meinen Eltern. Mit dem Langlauf habe ich eigentlich mit elf begonnen. Ich finde, dass dies eine schöne Sportart ist, weil Langlauf vielseitig ist. Man braucht Ausdauer, Kraft und Technik.

Sie haben also das Skilaufen aus Lust gewählt.

Genau, ich habe es aus Lust ganz einfach ausprobiert. Ich wollte gern Sport treiben und mich bewegen. Wenn ich mit meinen Eltern und Brüdern viel draußen war, hatte ich Lust auf Sport. Mit Leistungssport habe ich mit 15 angefangen. Es war mein erster Wettkampf, die Europameisterschaft. Und bei meinen ersten Paralympics war ich 16. Das war 1998 in Japan.

Hatten Sie beim Training Schwierigkeiten?

Ja, einige Schwierigkeiten, zum Beispiel: man braucht für die meisten Trainingseinheiten einen Trainingspartner. Ebenfalls braucht man einem Guide, der beim Langlauf vor einem läuft. Das ist eine der größten Schwierigkeiten. Wenn ein Trainingspartner absagt, dann muss man jemand anderen suchen. Oder wenn ich nicht laufen gehen konnte, dann ging ich eben zum Krafttraining. Man muss flexibel sein, um etwas zu erreichen.

Sie haben einen Begleitläufer erwähnt. Was für eine Rolle spielt der Begleitläufer für die Biathleten?

Für die blinden Biathleten ist der Begleitläufer die wichtigste Person. Im Wettbewerb ist man von ihm abhängig und man muss ihm zu hundert Prozent vertrauen können.

Haben Sie ein Geheimnis, wie die Zusammenarbeit mit Ihrem Partner reibungslos funktioniert?

Bei uns ist eine Sache ganz wichtig: wir müssen es sofort ansprechen, wenn wir uns über etwas ärgern oder etwas schwierig ist. Gleich besprechen wir, wenn man keine gute körperliche Leistung bringen kann. Wir haben ein engeres Verhältnis und verbringen viel Zeit gemeinsam. Ein Tipp für mich und meinen Partner ist, dass wir direkt sagen, wenn was stört oder was verbessert werden soll.

Sie sind siebenmal paralympische Siegerin geworden. Was ist Ihr Ziel bei den nächsten Paralympics in Vancouver?

Ich habe in Turin zwei Mal Gold und ein Mal Bronze gewonnen. Es gibt bei uns zwei Biathlonrennen, 7,5 beziehungsweise 12,5 Kilometer-Rennen. Ich habe bis jetzt nur das kurze Rennen gewonnen bei der Weltmeisterschaft oder den Paralympics, und ich will nun auch das lange Rennen in Vancouver gewinnen. Ich habe das Ziel, auch noch paralympische Meisterin zu werden.

Dann gehen wir zum Thema Botschafterin. Vor kurzem wurden Sie zur Botschafterin des Sports und zur Repräsentantin des IPCs ernannt. Was bedeutet das für Sie?

Ich finde es eine gute Idee, dass das International Paralympics Comitee so was macht. Das IPC hat inzwischen gesehen oder entdeckt, dass man unseren Sport am besten erklären kann, wenn man wirklich Sportler dafür einsetzt, um zu sagen, was sie machen, und um zu zeigen, wie sie trainieren. Ich finde es auch sehr gut, dass das IPC Sportler aus verschiedenen Ländern genommen hat, und auch mit verschiedenen Sportarten. Ich hoffe, dass ich viele Menschen motivieren kann, selber Sport zu treiben. Das bedeutet für mich eine große Ehre, denn es gibt viele gute Sportler, und aus ihnen ausgewählt zu werden, ist sehr schön.

Was sind die Aufgaben Ihrer Reise nach Beijing?

Meine Hauptaufgaben liegen darin, das IPC zu präsentieren, mit Menschen von den Regierungen verschiedener Länder zu sprechen, mit Sponsoren zu verhandeln, wenn möglich, auch Kontakt mit der Bevölkerung aufzunehmen, mit Chinesen über das Thema Behinderung und über Sport zu sprechen. Eine schöne Sache für mich ist, andere Sportarten anzusehen und kennen zu lernen, zum Beispiel im Vogelnest die Leichtathletik zu gucken. Ich finde es total beeindruckend, 90.000 Menschen im Stadion schreien zu hören.

Haben Sie hier genügende Infos über Beijing geholt?

Ich habe zum Glück viel Zeit, um selbst das Land zu erkunden. Und danach in Deutschland werden wir als Botschaft von Medien befragt, "wie war ihr Eindruck von China, wie waren die Menschen und wie war die Stadt?" Deshalb ist es eine meiner Aufgaben, die Stadt zu erkunden. Ich bin zum ersten Mal in Beijing und war beeindruckt von seiner schnellen Entwicklung. Andererseits gibt es viele alte Denkmäler, zum Beispiel die Verbotene Stadt und der Sommerpalast.

Es ist eine Tatsache, dass sich die blinden Menschen in China nicht gut in die Gesellschaft integriert haben. Was möchten Sie ihnen sagen?

Ich hoffe wirklich, dass vor allem die blinden Menschen in China die Chance bekommen, die Schule zu besuchen, und auch arbeiten zu können. Das ist der erste Schritt für die Integration in die Gesellschaft. Man muss wissen, welche Rechte und welche Pflichten in der Gesellschaft hat. Wenn man arbeiten kann, kann man sich selbst versorgen. Ich wünschen ihnen, dass sie dafür kämpfen und eintreten, das gleiche Recht bei Bildung und Arbeit zu haben. Ich möchte auch die Familien mit behinderten Menschen auffordern, ihre Mitglieder zu unterstützen und behinderte Kinder nicht zu verstecken. Das ist ganz wichtig , dass man ihre Kinder in allen Lebenssituationen unterstützt. Wenn man keine Familie hat, ist es ziemlich schwer, selbstständig ein Leben zu führen. Ich habe bis heute Glück, dass meine Eltern mich bei verschiedenen Lebenssituationen unterstützen.

Vielen Dank, Frau Bentele. Wenn China eines Tages auch die Winter-Paralympics veranstaltet, hoffe ich, Sie wieder zu interviewen, und zwar als eine Siegerin in China.

Gern geschehen. Danke.

Quelle: german.china.org.cn

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