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10. 11. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Weltklimapolitik

"Wir dürfen keine Geisterdebatten führen!" Exklusiv

Apropos Vorreiterrolle: Ihr Kollege Professor Zimmermann vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin sagte in derselben Beijinger Diskussion, Deutschland habe seine Kompetenz für "sichere Kernkraft" verspielt, indem es zunehmend auf erneuerbare Energien setze und langsam aus der Kernkraft aussteige. Eine gewagte These angesichts sich häufender Reaktorunfälle in Industrienationen wie Deutschland, Großbritannien, Frankreich oder Japan. Alles Länder, denen man gerne unterstellt, die neuesten Technologien zu verwenden. Die Risiken der Endlagerung, der Strahlung auf der feinstofflichen Ebene sind noch gar nicht erforscht. Hat Deutschland sich nicht im Gegenteil durch den langsamen Umbau seines Energiemixes, weniger Kernkraft, mehr erneuerbare Energien, eine gewisse Kompetenz für die Zukunft erarbeitet?

(Zögert) Natürlich sind die Erneuerbaren wichtig. Im Augenblick trägt die Kernkraft nur 17 Prozent zur weltweiten Stromerzeugung bei, die sich bis 2030 verdoppeln wird. Wenn man den Anteil der Kernkraft konstant halten wollte, müsste man etwa vierhundert neue Kraftwerke bauen. Dass das in den nächsten 20 Jahren passiert, ist eher unwahrscheinlich. Der Anteil der Kernkraft wird daher in jedem realistischen Szenario sinken.

China erzeugt erst seit 1991 Atomstrom. Auch andere Schwellenländer halten das heute für die Option, um ausreichend Strom zu erzeugen und ihre CO2-Emissionen senken. Allein in China gibt es bereits etwa 20 Kernkraftwerke, bis 2020 sollen pro Jahr zwei weitere hinzukommen.

Gut, aber der Großteil wird in China auch weiterhin aus der Verstromung der Kohle kommen. Und dann bleibt immer noch genug Raum für die Erneuerbaren. Es steht meines Erachtens nicht zur Diskussion, dass diese durch Kernkraft ersetzt werden könnten. Sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil jedes denkbaren Szenarios. Wie Sie eben richtig sagten, ist Deutschland bei den Erneuerbaren gut aufgestellt. Es muss seine Position ausbauen.

Klar, Europa wird wahrscheinlich keine Renaissance der Kernenergie erleben, aus vielerlei guten Gründen. China wird teilweise auf Kernenergie setzen und teilweise auf die erneuerbaren. Aber wir müssen uns auf die Kohlefrage konzentrieren und keine Geisterdebatten führen.

China tut im Bereich der erneuerbaren Energien bereits viel. Seit 2006 gibt es Chinas erstes Biomasse-Kraftwerk in Shandong, das weltgrößte Windkraftwerk ist in Gansu im Bau, bis 2020 will China mit insgesamt sieben davon eine Leistung von 160 Gigawatt erzielen. Für Photovoltaikanlagen strebt das Land bis 2011 zwei Gigawatt an, bis 2020 sogar 30 Gigawatt. Chinas Ziel ist ein Anteil von 15 Prozent der erneuerbaren im Energiemix bis 2020.

Es geht nicht in China aber nicht nur um den Bau von Windrädern und solarthermischen Anlagen, sondern vor allem auch, wie man das geschickt in den Energiemix integriert. Zum Beispiel muss man sich darum kümmern, dass das Stromnetz so ausgelegt ist, dass es genügend Kapazitäten dafür hat. Da gibt es noch einen großen Bedarf an Innovationen. Da könnte Deutschland führend werden. Man muss außerdem auch den Markt sinnvoll steuern.

Der Klimawandel ist ein globales Problem. Werden in Kopenhagen wieder, wie üblich, nur einige wenige Länder über das Schicksal der Welt entscheiden?

Das glaube ich nicht. In meinen Gesprächen hier in China war ich sehr begeistert von der Breite und Präzision der Analyse und von der Bereitschaft, das Problem strategisch anzufassen. Man darf keine Wunder erwarten, aber da hat sich seit letztem Jahr viel bewegt. Das merke ich auch im Weltklimarat.

Welche Rolle, meinen Sie, spielt China dabei?

Von China wird bis zu einem gewissen Grad eine Führerschaft bei der Lösung des Klimaproblems erwartet. Und das weiß China. Ich bin optimistisch, dass China mittelfristig einen großen Beitrag dazu leisten wird.

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Quelle: german.china.org.cn

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