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10. 11. 2009 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Sie sagten, dass es bei den Emissionsobergrenzen und beim -handel wieder zum nationalen Poker der Staaten kommen wird. Ist es nicht Zeit, sich davon zu verabschieden angesichts eines Weltproblems?
Natürlich brauchen wir eine globale Lösung. Aber die wird es nicht geben, wenn wir uns nicht auf die Kernfragen besinnen und begreifen, dass Klima ein öffentliches Gut ist. Solange wir das nicht sehen, bleibt Raum für nationales Pokern. Ich denke, dass Pokern zum jetzigen Zeitpunkt dazu gehört, wenn es darum geht, wer wie mit welchen Emissionsrechten ausgestattet wird. Deshalb halte ich ein Verfahren in zwei Schritten für sinnvoll: Dass man sich zunächst verständigt, was global notwendig ist, um dann Raum für den "Kuhhandel" zu haben, der zu diesem Geschäft gehört.
Die globalen Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels heißen schmelzende Gletscher, steigende Meeresspiegel, Flutkatastrophen, andererseits Wasserknappheit, Dürren, Wüstenbildung – und vor allem eine Milliarde hungernde Menschen. Nicht zu vergessen die Überbevölkerung und die Umweltverschmutzung. Können wir es uns leisten, die Ökonomie und die Menschheit weiter getrennt voneinander zu betrachten?
Nein, das kann man nicht. Was Sie genannt haben, hat essenziell mit dem Klimawandel zu tun. Aber man muss trotzdem sehen, wie die Prioritäten funktionieren. Wenn wir es nicht schaffen, uns auf ein globales Kohlenstoffbudget zu verständigen, damit die globale Mitteltemperatur bis 2050 nicht mehr als 2 Grad Celsius steigt, dann leben wir in einer Welt, in der auch die Lösung der Armutsfrage unmöglich geworden ist. Eine Emissionsobergrenze ist eine notwendige Bedingung, aber nicht hinreichend, um dieses Problem zu lösen.
Sie sagen, ernsthafter Klimaschutz sei ein "Pfad auf Messers Schneide". Warum?
Weil klar ist, dass zur Lösung des Klimaproblems Maßnahmen wie eine extensive Nutzung von Biomasse in Verein mit CCS nötig sind. Hier gibt es potenzielle Konflikte mit der Nahrungsmittelsicherheit. Wir haben also keine breite Straße, die wir befahren können, sondern nur einen schmalen Pfad auf Messers Schneide. Wir können froh sein, wenn wir einigermaßen vernünftig davon kommen und die unbeabsichtigten Folgen unserer Klimapolitik einigermaßen begrenzen können. Klimapolitik ist die Kur, aber sie darf nicht schlimmer sein als die Krankheit, die Klimaerwärmung, die sie heilen soll. Diese Gefahr besteht immer. Es gibt viele Wege der Emissionsvermeidung. Aber es braucht Augenmaß, damit wir am Ende nicht zu Zielkonflikten kommen und sagen: entweder Nahrungsmittelsicherheit, Bekämpfung des Hungers oder Klimaschlutz. Wir müssen sehen, dass diese nicht miteinander konkurrieren. Das ist unsere Herausforderung. Wenn man sich die internationalen politischen Prozesse anschaut, kann man zurecht daran zweifeln, ob uns das gelingen wird.
Brauchen wir ein "grünes Bruttoinlandsprodukt"?
Wir brauchen keine neue Statistik. Wichtig ist, dass wir bereit sind, die sozialen Kosten unseres Handelns anzuerkennen und zu internalisieren. Dafür bedarf es politischer Instrumente wie den Emissonshandel, die Besteuerung des CO2-Ausstoßes oder Effizienzstandards im Gebäudebereich. Ein neues statistisches Messkonzept ist zuwenig. Es muss finanzielle Anreize geben, in neue nachhaltige Technologien zu investieren.
Wenn Industrieländer in Entwicklungsländern billig produzieren lassen, verursacht das dort soziale Kosten und auch Emissionen. Müssen die reichen Länder da nicht mehr tun?
Sie haben Recht, natürlich wird das noch nicht genügend beachtet. Deswegen brauchen wir internationale Verhandlungen und den Emissionshandel nach dem Verursacherprinzip. Das ist der einzige Weg, dass das Handeln der Industrieländer in den Entwicklungsländern keine negativen Folgen hat.
Quelle: german.china.org.cn
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