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30. 06. 2010 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Kulturverbreiter

Der Mann für die Bildung Exklusiv

Sie haben selbst an verschiedenen chinesischen Universitäten unterrichtet. Zuerst als Englischlehrer in Qiqihar, im äußersten Norden Chinas. Wie kommt es eigentlich, dass Sie als Nichtmuttersprachlicher Englisch unterrichten konnten?

Das ist mir selbst nicht ganz klar. Ich habe im Rahmen meines Zivildienstes unterrichtet und war Teil eines bereits bestehenden Programms der Hermann Gmeiner-Berufsbildungsschule. Der Name ist Ihnen vielleicht ein Begriff: Gmeiner ist der Mann, welcher auch die bekannten SOS-Kinderdörfer gegründet hat. Ich vermute, dass die Zuständigen damals ganz einfach "Austria" und "Australia" verwechselt haben. Das passiert relativ häufig und wird dadurch begünstigt, dass die beiden Ländernamen auch auf Chinesisch sehr ähnlich klingen. Ich glaube allerdings, dass es dem Sprachunterricht nicht geschadet hat, dass wir keine Muttersprachler waren. Denn das sprachliche Niveau war weder bei der Berufsschule noch in der Universität in Qiqihar, wo ich ebenfalls unterrichtet habe, besonders hoch. Normale 20-Jährige aus Österreich hatten in der Regel ein besseres Englisch als die einheimischen Lehrkräfte. Dies lässt sich mit der schwierigen Lage vor Ort erklären: Qiqihar leidet an einem Eliteschwund, weil es kaum gute Arbeitsplätze gibt. Alle Leute, die es zu etwas bringen wollen, ziehen in den Süden; manchmal auch mit zweifelhaften Berufsaussichten. Zurück bleiben eben nur die mittelmäßigen Lehrkräfte.

Wie empfanden Sie das Unterrichten?

Dazu muss ich vorweg schicken, dass Berufsbildung in China als wenig prestigeträchtig gilt. Deswegen hatten wir es an der Berufsschule vor allem mit Kindern zu tun, die eine Lernschwäche hatten oder sonst mit dem chinesischen Bildungssystem nicht zurechtkamen. Dass dabei manche der Klassen bis zu hundert Schüler hatten, erleichterte das Unterrichten auch nicht gerade. Die meisten waren normale, verwöhnte Stadtkinder. Typischerweise waren ihnen Computerspiele wichtiger als Englischvokabeln. Die Schüler an der Uni hingegen waren hoch motiviert, allerdings häufig extreme Landeier aus den umliegenden Dörfern, die kaum etwas von der Welt wussten. Beim Gestalten des Unterrichts waren wir vollständig frei. Wir sollten uns allerdings vor allem auf die gesprochene Sprache konzentrieren. Weil jede neue Gruppe von Zivildienstleistenden auch neue Lehrbücher mitgebracht hat, konnten wir aus einem reichen Lehrwerkkatalog unsere Unterrichtseinheiten sehr vielfältig und abwechslungsreich zusammen stellen. Wir haben auch eigene Themen zur Sprache bringen können wie etwa die Aids-Aufklärung, die mir persönlich sehr wichtig ist.

Die Provinz Heilongjiang ist für ihre harten Winter bekannt. Hat Sie das nicht abgeschreckt?

Ich habe dort zwei sibirische Winter mit Temperaturen von bis zu minus 40 Grad erlebt. Aber man muss ja zum Glück nicht so oft ins Freie. Ohnehin war die Stadt Qiqihar nicht gerade aufregend. Trotz ihren 1,2 Millionen Einwohnern ist sie eine typische chinesische Kleinstadt. Es gab dort nur zwei touristisch interessante Sehenswürdigkeiten: Einen Stadtpark und etwas außerhalb einen Vogelschutzpark. Aber die Menschen waren sehr herzlich und vor allem neugierig gegenüber uns Ausländern, was auch nicht weiter erstaunt, zumal wir vier österreichische Zivildienstleistende nach den Russen die größte kaukasische Minderheit der Stadt bildeten.

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Quelle: german.china.org.cn

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