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15. 10. 2010 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Kommen wir einmal zum Themenbereich Medien. In letzter Zeit liest man viel darüber, dass das Chinabild in den deutschen Medien nicht besonders positiv ist. Sie waren lange Zeit in China. Wie empfinden Sie diese Darstellung?
Oftmals kann ich selbst diese negative Berichterstattung nicht nachvollziehen. Ich denke, ein Problem ist, wie so oft, dass die Leute nicht genug wissen und aus Unwissenheit wird einfach nur wiederholt, was andere schon geschrieben oder gesagt haben. Ich denke, dass viele von uns hier am Goethe Institut mit der Berichterstattung sehr unzufrieden sind. Wenn man eine Situation selbst erlebt, nimmt man sie häufig als vielschichtiger war, als sie von einem einzelnen Medium berichtet werden kann.
Was kann man tun, um solche Vorurteile abzubauen?
Das, was wir hier machen – persönliche Begegnung und Erfahrung.
Wie empfinden Sie die chinesische Medienpolitik mit ihren Zensurauflagen?
Wir haben Probleme mit der chinesischen Medienpolitik, denn sie behindert unsere Arbeit. Wir können zum Beispiel keine Filme in den Kinos zeigen. Die Behörde genehmigt nur 18 ausländische Filme pro Jahr, zu achtzig Prozent sind das dann amerikanische Produktionen. Für alle anderen Länder bleiben dann nur zwei bis drei Filme übrig. Wir können also nicht die Filme zeigen, die wir gerne zeigen würden. Unser Interesse bezieht sich ebenfalls mehr auf ganze Filmreihen, um über das aktuelle Filmschaffen in Deutschland zu informieren.
Auch die Deutsche Welle hat schon seit einigen Jahren ein Problem und kann in China nicht gesehen werden. Auch You Tube, Twitter oder Facebook können in China nicht genutzt werden. In anderen Ländern nutzt das Goethe Institut solche sozialen Netzwerke.
Kann das Goethe Institut zu diesem Zweck nicht die chinesischen vergleichbaren Medien nutzen?
Das Goethe Institut denkt hier internationaler. Wir möchten zum Beispiel bei Facebook über uns als Goethe Institut informieren, und wir wollen uns auch gegenseitig informieren. Das machen wir halt nicht auf chinesisch. Es geht aber auch darum, zu Künstlern aus Deutschland oder anderen Ländern Kontakt aufzunehmen. Dafür braucht es eine international verwendbare Infrastruktur. In Beijing selbst sind die Einschränkungen, die wir hier erfahren, kein Problem. Global gesehen aber schon.
Ist es auch schon vorgekommen, dass ganze Projekte abgesagt werden mussten?
Da gibt es einige Beispiele. Gerade im Moment haben wir wieder ein Problem mit einem Film. Das Medium Film ist schwieriger als zum Beispiel das Theater. Wir haben momentan den Schwerpunkt Klimawandel, Kultur und Klimawandel. Zu diesem Thema gibt es einige Filme, welche das Problem verdeutlichen. Wir möchten gerne eine Filmreihe dazu zeigen. Es gibt jedoch einen Film, der nicht gefällt. Uns wurde gesagt, der Film sei nicht "chinafreundlich".
Können Sie das ein wenig verdeutlichen?
Es handelt sich um einen Kurzfilm von vier Minuten. Er zeigt drei Deutsche in einem Restaurant, sie trinken, essen und unterhalten sich. Als dann die Rechnung kommt, stehen dort nicht die Preise für die Speisen, sondern der verbrauchte CO2-Konsum. Dieser Film ist eine Kritik an der globalisierten Konsumgesellschaft. Denn wir konsumieren Güter, die aus der ganzen Welt herbeigeschafft werden müssen. Alle Länder, die diese Art von Konsum betreiben, werden also damit angesprochen und kritisiert. Es geht dabei doch nicht ausschließlich um China. Der Klimawandel ist schließlich ein globales Problem.
Vielen Dank für Ihre Offenheit.
Quelle: german.china.org.cn
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