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30. 08. 2013 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Christian Y. Schmidt

Der Briefschreiber von drüben Exklusiv

Schlagwörter: Im Jahr des Hasendrachen Christian Y. Schmidt Aha-Erlebnis

In Ihren Büchern spielen Sie häufig mit Klischees, die Sie dann ironisch ad absurdum führen. Welche China-Klischees stimmen Ihrer Meinung nach – und welche sind grundlegend falsch oder obsolet?

Je länger ich in China bin, desto unsicherer werde ich, was die Klischees angeht. In einem anderen Interview habe ich einmal gesagt: Man glaubt, man wüsste ganz genau, wie die Chinesen ticken, zumindest hinsichtlich einer Eigenschaft, und wenn man länger darüber nachdenkt, findet man heraus: Es gilt ja auch das genaue Gegenteil. Ich glaube, das ist die einzige Aussage, auf die ich mich wirklich festlegen kann.

In Ihrem letzten Buch schildern Sie eine Gegebenheit, in der Sie der deutschen Bundeskanzlerin in der Touristenmeile Nanluoguxiang "auflauern" – gewiss nicht Ihr bevorzugter Ort in Beijing. Wären Sie Touristenführer der Kanzlerin, welche Orte würden Sie ihr zeigen?

Ich würde mit ihr U-Bahn fahren in die Suburbs, auf einer der neuen Linien wie der Changping- oder der Fangshan-Linie. Einerseits würde sie dann verstehen, was in China tatsächlich passiert. Und andererseits ist die oberirdische Streckenführung der beiden Linien auch sehr reizvoll. So hat man Beijing vorher nicht gesehen.

Sie erwähnen in Ihren Büchern häufig Ihre Dolmetscherin, die gleichzeitig Ihre Ehefrau ist. Wie haben Sie sich kennen gelernt?

An einem toten Briefkasten, als ich meine Geheimagentenberichte an die chinesische Regierung einwerfen wollte... Äh, nein, auf einer Hochzeit in Frankfurt am Main.

Sie deuten in Ihrem 2009 erschienenen Buch "Allein unter 1,3 Milliarden" an, dass der Schwiegervater ob Ihrer Mandarin-Kenntnisse etwas unglücklich zu sein scheint. Ist er diesbezüglich mittlerweile mehr zufrieden?

Mein Schwiegervater? Habe ich das geschrieben? Ich glaube, ich war es selbst, der unglücklich war. Und ich kann leider immer noch nicht richtig Mandarin sprechen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich immer wieder so lange Interviews geben muss und deshalb nicht zum Chinesischlernen komme.

Im besagten Buch schildern Sie Ihre Erfahrungen während einer Reise von Shanghai nach Kathmandu. Ganz ehrlich – hat es während dieses Trips Momente gegeben, in denen Sie Angst hatten oder dachten, Sie würden nicht mehr weiterkommen?

Den gefährlichsten Moment erlebte ich wohl in Bayi, einer Garnisonsstadt rund 400 Kilometer östlich von Lhasa, als eine junge Spanierin, die illegal in der Autonomen Region Tibet war, noch illegaler bei mir im Hotelzimmer übernachtete. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich dachte, gleich werden wir verhaftet. Es ist dann aber rein gar nichts passiert. Sonst gab es jede Menge Erdrutsche und oft sah ich unseren Jeep in Tibet auch schon zerschmettert auf dem Boden einer tiefen Schlucht liegen. Aber am Ende ging alles gut.

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Quelle: german.china.org.cn

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