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06. 05. 2014 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Was ist der Mercator Salon und worauf zielt er ab?
Am Anfang stand die Veranstaltungsreihe "Aufklärung im Dialog", die wir 2011/12 parallel zur Ausstellung "Die Kunst der Aufklärung" in Beijing ausgerichtet haben. Damals hatten wir große Foren in Kooperation mit dem Nationalmuseum am Tian'anmen und kleinere Salons, die wir in Eigenregie in kleinen Galerien organisiert und durchgeführt haben. Wir haben damals festgestellt, dass dieses kleinere diskursive Format eine sehr offene Diskussion erlaubt und haben auch sehr positive Resonanzen darauf bekommen. Es wurde angeregt, dass wir das auch zu anderen Themen fortsetzen. Das haben wir aufgenommen und führen so seit 2011 alle paar Monate Salons jeweils zu einem bestimmten Thema durch. Im letzten Jahr waren das zum einen "Geld und Glück" und zum anderen "Wissenschaft und Macht und die Rolle von Intellektuellen". Es sind immer wechselnde Themen. Wir haben einen Expertenbeirat ins Leben gerufen, weil wir Themen behandeln möchten, die sowohl in China als auch in Deutschland die öffentliche Diskussion mitprägen und bestimmen, also die Menschen wirklich interessieren. Es geht uns vor allem darum, einen Dialog zwischen Intellektuellen, Wissenschaftlern und anderen Personen des öffentlichen Lebens zu unterstützen, der beide Seiten inspiriert und sie dabei unterstützt, einander besser zu verstehen. Über den Expertenbeirat können wir diese Themen besser identifizieren. Bei den beiden Salons zum Thema "Geld und Glück" ging es etwa darum, was macht uns glücklich, wie misst man den Erfolg einer Nation, eines Landes, und was treibt nicht zuletzt eine Stiftung an. Der Stiftungssektor in China entwickelt sich ja auch rasant. Ähnlich war es bei dem Thema "Macht und Ohnmacht von öffentlichen Intellektuellen". Da hatten wir beispielsweise Ines Pohl, die Chefredakteurin der taz zu Gast, die auch im Beirat von "Reporter ohne Grenzen" sitzt. Sie meinte rückblickend, dass alleine die Vorbereitung und Vorgespräche ihr sehr viel gebracht und geholfen hätten besser zu verstehen, wie dieses Land funktioniert und was die Menschen bewegt. Wir führen die Vorgespräche immer durch, um schon im Vorfeld eine Annäherung und Verständigung der Referenten zu ermöglichen. Aufgrund der insgesamt sehr guten Resonanz haben wir uns auch entschieden, die Salonreihe fortzusetzen und wir werden die nächsten Salons im Juni durchführen. Wir werden das Format ein bisschen anpassen und jetzt vier statt zwei Salons zu einem großen Thema machen, um noch stärker in die Tiefe gehen zu können. Die Salons werden dann im Zeitraum von 2 Wochen stattfinden, das nächste große Thema ist Zukunft.
Zwischen China und dem Westen kommt es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten, die auch Deutschland betreffen. Haben diese eigentlich auch auf die Arbeit der Stiftung Mercator abgefärbt?
Bisher eigentlich nicht. Im internationalen Bereich geht es um vor allem um den Austausch von Menschen und Ideen und wir sind überzeugt davon, dass gerade in schwierigen Zeiten der Dialog und Kontakt wichtig sind. Trotzdem beobachten wir auch die Lage und die Stimmung und ob wir darauf reagieren müssen. Der prominenteste Fall bisher war vielleicht der Tag nach der Eröffnung der Ausstellung "Die Kunst der Aufklärung" und unserer Veranstaltungsreihe "Aufklärung und Dialog", als Außenminister Westerwelle abreiste und Ai Weiwei verhaftet wurde. Da ging eine große Diskussion in Deutschland los, ob man solche Programme mit China stoppen sollte. Das war natürlich spannend, da wir gerade unser erstes richtig großes Projekt gestartet hatten. Es ist insofern positiv ausgegangen, als sich die Diskussion in Deutschland auf den Konsens zuspitzte: Dialog muss sein. Mit unserer Veranstaltungsreihe waren wir da ganz gut positioniert. Derzeit sind die Beziehungen zwischen China und Deutschland sehr gut. Es gibt ein großes Interesse an China und am Dialog mit Deutschland, das möchten wir natürlich nutzen.
Abschließend noch eine persönliche Frage: Was hat Ihr Interesse an China ursprünglich hervorgerufen?
Richtig eingesetzt hat das lustigerweise erst, nachdem ich schon im Studium war. Ich habe ein interdisziplinäres Studium mit modernen Chinastudien, Volkswirtschaft und internationaler Politik begonnen, weil ich mich für verschiedene Perspektiven interessierte. In den 90er Jahren dachte ich mir, das Land sei spannend, es wird wichtig sein und ich würde gerne noch eine Sprache lernen, die nicht jeder bei uns beherrscht, die man aber trotzdem anwenden kann. Das waren die ausschlaggebenden Punkte, dieses Studium überhaupt anzufangen. Ich war davor noch nie in China. Nach meinem ersten Studienjahr bin ich zum ersten Mal hierhergekommen und sechs Wochen durchs Land gereist, was wahnsinnig erschöpfend war. Ich war nicht länger als drei Tage an einem Ort. Aber es war so spannend, dass ich gesagt habe, das mache ich weiter.
Quelle: german.china.org.cn
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