Nach einem Beschluß des Staatsrats hat am 1. November 2000 um 0.00
Uhr die 5. nationale Volkszählung begonnen. Sie ist die bisher
größte Volkszählung in China und der Welt überhaupt und eine
grundlegende Untersuchung der umfassenden Landesstärke Chinas.
Die Volkszählung ist eine grundlegende Untersuchung der umfassenden
Landesstärke
Die Volkszählung ist ein Prozeß der Untersuchung und Registrierung
der Bevölkerung innerhalb eines vom Staat festgesetzten Zeitraums,
die nach einer einheitlichen Methode, einem einheitlichen
Fragebogen und zur gleichen Zeit von Haushalt zu Haushalt und von
Person zu Person angestellt werden und der Sammlung, Aufbereitung,
Bewertung, Analyse und Veröffentlichung der gesammelten Daten
dienen, bei denen es sich nicht nur um die Zahl, die Qualität und
die Zusammensetzung der Bevölkerung, sondern auch um verschiedene
Indizes bezüglich Entwicklung der Wirtschaft, Kultur und
Gesellschaft handelt. Sie ist eine umfassende Untersuchung der
grundlegenden nationalen Verhältnisse. Daher wird sie in manchen
Ländern als die Untersuchung der Landesstärke oder der nationalen
Verhältnisse bezeichnet. Die in der Volkszählung gesammelten Daten
spiegeln den Entwicklungszustand der Bevölkerung, Wirtschaft,
Wissenschaft und Gesellschaft sowie des Bildungswesens eines Landes
wider. Durch sie kann man den Entwicklungsstand des Landes
wissenschaftlich beurteilen und auf dieser Grundlage eine
wissenschaftliche Analyse für die zukünftigen Entwicklungsziele
vornehmen und entsprechende Entscheidungen treffen. So dienen diese
Daten als die Grundlage für die Ausarbeitung von Plänen für
Zukunft. Aus diesem Grund haben viele Länder die Volkszählung
gesetzlich verankert. Die USA z. B. haben festgelegt, alle zehn
Jahre eine Volkszählung durchzuführen, und ein ständiges Organ für
die Volkszählung gegründet. Großbritannien hat schon im Jahr 1920
ein Gesetz für die Volkszählung formuliert, um die regelmäßige
Durchführung von Volkszählungen zu gewährleisten.
Die 5. Volkszählung ist von besonderer Bedeutung
China ist eines der Länder, die als erste eine Volkszählung
durchführten. Schon in der Xia-Dynastie (21. Jahrhundert v. Chr.)
gab es in China eine solche Erhebung. Die letzten Volkszählungen
vor der Gründung der Volksrepublik China fanden Ende der
Qing-Dynastie und in den 20er Jahren statt, doch beide wiesen große
Mängel auf. Volkszählungen im modernen Sinne gibt es in China erst
seit Gründung der Volksrepublik.
Jede Volkszählung übte einen großen Einfluß auf die wirtschaftliche
und gesellschaftliche Entwicklung aus. Die Volkszählung im Jahr
1953, die erste dieser Art im Neuen China, ermittelte die
Bevölkerungszahl und lieferte eine zuverlässige Grundlage für die
Wahl der ersten Volkskongresse aller Ebenen und für die
Ausarbeitung des 1. Fünfjahresplans. Die 2. Volkszählung im Jahr
1964 schuf Klarheit über die nationalen Verhältnisse nach der
Readjustierung der Volkswirtschaft und lieferte notwendige Daten
für die Ausarbeitung des 3. Fünfjahresplans. Die 3. Volkszählung im
Jahr 1982 spiegelte die neue Lage nach der Einführung der Reform-
und Öffnungspolitik wider und lieferte neue Daten für die
Ausarbeitung eines Entwicklungsplans für die Bevölkerung,
Wirtschaft und Gesellschaft. Die 4. Volkszählung im Jahr 1990
reflektierte die Erfolge, die bei der Durchführung des 7.
Fünfjahresplans erzielt worden waren, und lieferte eine
wissenschaftliche Grundlage für die Ausarbeitung des 8.
Fünfjahresplans für die wirtschaftliche und gesellschaftliche
Entwicklung.
Die 5. Volkszählung, die nun an der Jahrhundertwende und während
der Ausarbeitung des 10. Fünfjahresplans und des
Perspektivprogramms für das Jahr 2010 durchgeführt wird, ist von
besonderer Bedeutung. Sie wird nicht nur mit ausführlichen
Materialien die großen Leistungen, die seit der 4. Volkszählung in
den 90er Jahren bei der Entwicklung des Landes erzielt worden sind,
aufzeigen und die Zuversicht und das Vertrauen in die Reform und
Öffnung festigen, sondern auch helfen, zu verstehen, an welchem
Ausgangspunkt wir an der Jahrhundertwende stehen und wie wir ein
Entwicklungsprogramm für das neue Jahrhundert wissenschaftlich
auszuarbeiten haben.
Die Fragestellungen ändern sich von Volkszählung zu Volkszählung.
Im Fragebogen der 1. Volkszählung gab es nur sechs Fragen, bei der
2. Volkszählung bereits 9, bei der 3. Volkszählung 19 und bei der
4. Volkszählung 21. Bei der jetzigen 5. Volkszählung sind es 49
Fragen. Diesmal wurden Fragen vor allem über die wirtschaftlichen
Aktivitäten der Bevölkerung, die nicht seßhafte Bevölkerung, die
Wohnbedingungen und die Lebensqualität hinzugefügt, die im
Zusammenhang mit der Reform und Öffnung sowie der Marktwirtschaft
stehen. So werden die Daten der Bevölkerung noch enger mit der
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung verbunden, was
die Bedeutung der Volkszählung erhöht und diese zur Grundlage und
zum Ausgangspunkt für die Ausarbeitung eines Plans für die
zukünftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung des
Staates, die Durchführung der Familienplanungspolitik, die eine
grundlegende Staatspolitik darstellt, die vernünftige Festlegung
der Entwicklungsstrategie für die Beschäftigung und die Regulierung
der Beschäftigungsstruktur, die Beschleunigung der Entwicklung der
Wissenschaft und des Bildungswesens, die angemessene Behandlung der
Beziehung zwischen Bevölkerung, Ressourcen und Umwelt und die
Verwirklichung einer anhaltenden Entwicklung macht. Darüber hinaus
wird dadurch die Entwicklung der wissenschaftlichen Disziplinen,
die sich mit dem Bevölkerungsproblem beschäftigen, gefördert. Von
Interesse ist auch die Tatsache, daß die Rolle des Humankapitals
unter den „vier Kapitalen“ (Naturkapital, Outputkapital,
Humankapital und Sozialkapital) in einem Zeitalter der
Wissenswirtschaft so bedeutend ist wie noch nie zuvor. Die
Volkszählung, die in diesem historisch bedeutsamen Zeitpunkt
durchgeführt wird, ist in der Tat eine „Untersuchung der
Landesstärke“.
Im
Jahr 2000 führten etwa 200 Länder und Regionen Volkszählungen
durch. China ist das bevölkerungsreichste Land in der Welt, und
somit werden die Ergebnisse der 5. Volkszählung Chinas einen großen
Einfluß auf die Welt haben. Die Ermittlung der Bevölkerungszahl
Chinas, die richtige Einschätzung der zukünftigen
Entwicklungstendenz der Bevölkerung und die angemessene Lösung des
Bevölkerungsproblems werden für die zukünftige Veränderung und
Entwicklung der Weltbevölkerung eine ausschlaggebende Rolle
spielen.
Die Volkszählung muß schrittweise durchgeführt werden
Eine Volkszählung ist eine komplexe Maßnahme von zentraler
Organisation und dezentraler Ausführung. Die Bildung von
Zählungsorganen auf allen Ebenen, die Ausarbeitung des
Untersuchungsplans, die Fragestellungen und die Festlegung des
Zeitpunktes der Zählung, der Arbeitsphasen und des Arbeitstempos
werden einheitlich organisiert, um die Einheitlichkeit aller
Materialien zu gewährleisten. Mit dezentraler Ausführung ist
gemeint, daß die Registrierung von Haushalt zu Haushalt und von
Person zu Person erfolgt. Um beides zu vereinheitlichen, muß die
Volkszählung schrittweise durchgeführt werden.
In
der Vorbereitungsphase wird ein Gesetz für die Volkszählung
aufgestellt, Zählungsorgane werden gebildet, Zählungsmethoden
ausgearbeitet, Experimente an ausgewählten Orten angestellt, Zähler
ausgebildet und die Einwohnerlisten überprüft. In der
Registrierungs- und Prüfungsphase befragen die Zähler entsprechend
den Fragebogen jeden Haushalt und jeden Einwohner und füllen die
Fragebogen aus. Nach der Registrierung prüfen sie das Register
genau und korrigieren eventuelle Fehler, die sie bei der
Registrierung gemacht haben. In der Phase der Aufbereitung und
Analyse werden die in die Fragebogen eingetragenen Daten
nummeriert, zusammengefaßt, bewertet und dann veröffentlicht.
Anschließend werden durch besonders geschulte Kräfte die Daten
analysiert und Schlußfolgerungen aus der Volkszählung gezogen. Jede
Phase und jede Maßnahme bei der Volkszählung sind entscheidend.
Jeder Fehler in irgendeiner Phase oder Maßnahme würde die Qualität
der Volkszählung beeinträchtigen.
Die hohe Rückgewinnungsquote der Fragebogen, ihre vollständige
Ausfüllung und die niedrige Fehlerquote bei chinesischen
Volkszählungen werden allgemein anerkannt. In dieser Hinsicht ist
China manchen Ländern, die die Registrierung per Telekommunikation
und mit anderen elektronischen Mitteln durchführen, überlegen.
Welche Schwierigkeiten gibt es in der 5. Volkszählung?
Bei der 5. Volkszählung werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um
Fehler zu vermeiden. Trotzdem gibt es einige Schwierigkeiten.
1.
Die Zahl der nicht seßhaften Bevölkerung ist sehr groß, was
Probleme für die Registrierung bringt. Angesichts der Tatsache, daß
viele überschüssige ländliche Arbeitskräfte in die Städte strömten
und dort zu ständigen Stadteinwohnern geworden sind, wird bei der
5. Volkszählung das Prinzip verfolgt, daß alle Personen an ihrem
ständigen Wohnsitz registriert werden. Der Index für die
Aufenthaltsdauer der ständigen Einwohner an einem Ort wird von
einem Jahr wie bei den letzten vier Volkszählungen auf sechs Monate
verkürzt, und der Index für ihren Aufenthaltsort wird von Kreisen
und Städten auf Gemeinden und Straßen verkleinert.
2.
Wegen der raschen Entwicklung der Städte und des Aufbaus der
Infrastruktur sind viele Menschen von ihrem ständigen Wohnsitz
getrennt.
3.
Das Bewußtsein der Menschen für ihr Recht auf Privatsphäre hat sich
erhöht. Manche Einwohner weigern sich, mit den Zählern
zusammenzuarbeiten. Wie gesagt, umfaßt der Fragebogen der 5.
Volkszählung mehr als doppelt soviele Fragen wie der der 4.
Volkszählung. Die Fragen über die Finanzlage, den Familienstand
usw. betreffen in verschiedenem Grad die Privatsphäre. Außerdem
gibt es in der Gesellschaft bereits viele Untersuchungen zu
kommerziellen Zwecken. Deshalb hegen manche Einwohner Antipathien
gegenüber Zählern, die an ihre Wohnungen klopfen. Das erschwert die
Untersuchung und Registrierung.
Angesichts dieser Umstände ist im Dokument „Methoden für die 5.
Volkszählung“ klar festgelegt, daß jede Person nur an einem Ort
registriert werden soll. Jene, die über sechs Monate lang nicht in
ihrem ständigen Wohnsitz gelebt haben, werden nicht als ständige
Einwohner dieses Ortes eingetragen, nur ihre Zahl wird registriert.
In dem o. g. Dokument ist ferner festgelegt: „Die in der
Volkszählung registrierten privaten Daten dürfen nicht als
Grundlage für die administrative Verwaltung oder für Auszeichnung
und Bestrafung dienen“; „Alles, was die Haushalte berichten, muß
geheimgehalten werden“ und „Es ist streng verboten, die Daten von
Privatpersonen und Haushalten zu veröffentlichen“.
Die Ergebnisse der Volkszählung sind vielfältig auszuwerten
Vergleicht man die Vorbereitungsphase der Volkszählung mit der
Aussaat im Frühling und die Registrierungs- und Prüfungsphase mit
dem Wachstum im Sommer, so ist die Aufbereitungs- und Analysephase
die Ernste im Herbst. Wichtig ist, die Ergebnisse der Volkszählung
so gut wie möglich auszuwerten.
Die Ergebnisse der Volkszählung lassen sich in zwei Kategorien
einteilen. Die eine Kategorie ist die Nummerierung und
Zusammenfassung der Daten von registrierten Haushalten und Personen
und die Veröffentlichung eines Kommuniqués, das die Gesamtzahl der
Haushalte, die Bevölkerungszahl, die Zahl der beiden Geschlechter,
die Zahl der Geburten, die Zahl der Sterbefälle usw. behandelt. Die
Daten werden aufbereitet und in Form von Tabellen veröffentlicht,
damit man einen Überblick über die Zahl, die Qualität und die
Zusammensetzung der Bevölkerung gewinnt. Diese Arbeit wird
hauptsächlich von den Organen für die Volkszählung und deren
Mitarbeitern geleistet. Bei der 5. Volkszählung wird erstmals eine
neue Technik angewandt, nämlich die Eingabe der Daten in Computer
durch Abtastung. Dadurch werden Fehler bei der Dateneingabe
vermieden und die Qualität der Zusammenfassung der Ergebnisse der
Volkszählung erhöht.
Die andere Kategorie ist das Studium und die Auswertung der Daten,
um den Regierungsorganen aller Ebenen und den Forschungsinstituten
für die Ausarbeitung der Politik sowie für wissenschaftliche
Forschungen die erforderlichen Unterlagen liefern zu können. Diese
Arbeit wird nicht nur von den Organen für die Volkszählung, sondern
auch von den betreffenden Abteilungen, Forschungsinstituten und
Hochschulen gemeinsam geleistet. Auch ausländische Experten werden
dazu herangezogen, und es werden im Zusammenhag mit der
Volkszählung einige internationale Symposien veranstaltet.
(CIIC/11. Januar 2001)