Segen oder Fluch? 5
Dr. Zavos sagte ebenfalls, daß trotz der lauten Oppositionsstimme,
sie mit den Experimenten des menschlichen Klonens fortfahren
würden. „Kein Verbot, in welcher Form auch immer, kann uns hindern,
menschliche Klon-Experimente zu tätigen“, sagte der Professor. „Die
Sicherheitsquote für das menschliche Klonen wird so hoch sein wie
die der Reagenzglas-Babys. Vor 23 Jahren waren Reagenzglas-Babys
ebenfalls verboten. Aber heute sind sie so normal wie eine Scheibe
Brot.“
Antinori ist in keinster Weise beunruhigt. „Ich bin froh, wenn
immer ich etwas für die Menschheit und die Wissenschaft getan habe.
Als der Bakteriologe Alexander Fleming bekanntgab, daß er das
Penicillin gefunden habe, dachte jeder, er sei verrückt.“
Antinori und Zavos erklärten, daß es weltweit 70 Mio. Männer gebe,
die an Sterilität leiden würden, und daß das Klonen von Menschen
der letzte Modus der menschlichen Fortpflanzung sei. Auf einem
Seminar sagte Antinori, daß unter 300 Patienten, die keine Kinder
haben könnten, da sie keinen reifen Samen produzieren könnten, 70%
von ihm wollten, Kinder für sie zu klonen.
„Um mit männlicher Unfruchtbarkeit fertig zu werden, ist die
Klon-Technologie wahrscheinlich die letzte Lösung“, sagte
Antinori.
Dieses Versuchsteam soll bisher von 700 unfruchtbaren Paaren
Bewerbungen erhalten haben. Die Antragsteller kommen aus allen
Teilen der Welt, darunter Argentinien, Japan, Deutschland und
Großbritannien. Antinori hat bekanntgegeben, daß er vorhabe, in 200
Frauen geklonte Embryos zu implantieren.
Segen oder Fluch?
Unter der Opposition gibt es auch die schwache Stimme, die da sagt,
daß die Frage, ob das Klonen von Menschen richtig oder falsch sei,
erst den Test der Geschichte bestehen müsse. Für diese Gruppe von
Menschen ist die Klon-Technologie historisch gesehen wie die
Atom-Technologie, nämlich, daß sie entweder nützlich oder
zerstörend für die Menschheit sein kann. Im wesentlichen sind
„technologische Befürchtungen“ jedoch eher die Angst vor
denjenigen, die die Technologie unangemessen einsetzen als die vor
der Technologie selber. Die Evolution der menschlichen Gesellschaft
macht auch deutlich, daß wenn eine ethische und moralische Krise
bevorsteht, die Menschheit diese direkt und vernünftig angehen
sollte. Historisch gesehen haben die Bluttransfusion und die
Organtransplantation viele hitzige ethische Streitigkeiten
hervorgerufen. Als das erste Reagenzglas-Baby 1978 geboren wurde,
verursachte dieses Ereignis einen richtigen Aufruhr. Inzwischen
gibt es jedoch schon 300 000 Reagenzglas-Babys auf der ganzen Welt.
Ob ein technologischer Fortschritt für die Menschheit nutzen ist,
hängt davon ab, wie die Menschheit ihn handhabt und anwendet.
Einige Leute sagen, daß während einer gewissen historischen Periode
das menschliche Verständnis nur auf einer gewissen Ebene verbleiben
könne. Die Ethik von heute mag über die Wissenschaft triumphieren,
aber die Wissenschaft von morgen könnte beweisen, daß die Ethik von
heute lächerlich ist. Andere sagen, daß die Wissenschaft sowohl
vor- als auch rückwärts gehen könne und nur die wahre Moralität
ewig sei. Manchmal können Desaster, die von der Wissenschaft
herrühren, destruktiver als die Unterdrückung der Wissenschaft
sein. Als Albert Einstein von der Atombombe von Hiroshima erfuhr,
sagte er: „Wenn ich gewußt hätte, daß das passieren würde, hätte
ich es vorgezogen, ein Schuster zu sein.“
Wer recht behalten wird, hängt auch vom Lauf der Geschichte ab.
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