Die Stadt Zibo in der ostchinesischen Provinz Shandong ist ein
altes und berühmtes Zentrum der Porzellanherstellung in China.
Besonders in den letzten rund 20 Jahren sind in Zibo viele neue
Porzellanwaren entwickelt worden. Damit haben die Porzellanmacher
von Zibo den Weg der Innovation beschritten, und das mit Erfolg.
Was Sie eben gehört haben, war der Klang eines Porzellantabletts,
das der Vorsitzende der städtischen Wirtschafts- und
Handelskommission von Zibo, Cao Zaitang, auf den Boden fallen ließ,
um die Haltbarkeit des Stücks zu demonstrieren. Und richtig: Das
Tablett war aus einem Meter Höhe auf den Boden gefallen, ohne zu
zerbrechen. Wie das? Nun, Herr Cao hat eine Erklärung dafür: Dieses
Tablett sei nämlich aus einer völlig neuartigen Keramikmischung
hergestellt worden, und diese Mischung habe man in Zibo entwickelt.
Porzellan aus diesem Material habe auf den westlichen Märkten
großen Anklang gefunden.
Die Porzellanherstellung in Zibo hat schon eine lange Tradition.
Bereits im 13. Jahrhundert lief hier eine Massenproduktion. Im 17.
Jahrhundert kam das Porzellan in den gewöhnlichen chinesischen
Haushalten zumeist aus Zibo.
Allerdings war von der großen Tradition nicht mehr viel geblieben,
denn in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden in
Zibo nur noch minderwertige Porzellanwaren hergestellt, vor allem
rohe Porzellanschalen und –teller.
In
den 60er und 70er Jahren ging man in der damals für die
Porzellanherstellung zuständigen Stadtverwaltung von Zibo daran,
die Qualität des Gebrauchsporzellans wieder zu verbessern. Der
ehemalige Direktor des Keramikforschungsinstituts der Provinz
Shandong, Zhang Ruling, erinnert sich:
„Wir wollten nun dabei anstelle von Quarzsand Talkum aus unserer
Provinz benutzen. Auch international wurde damals eher Quarzsand
verwendet.“
Nach 6jährigen Bemühungen hat das Shandonger
Keramikforschungsinstitut endlich die richtige Mischung
gefunden:
Durch den hohen Weißgrad, die große Härte und die gute
Durchlässigkeit war das neue Porzellan hervorragend geeignet für
die Produktion von erstklassigem Tafel- und Teegeschirr. Diese
spezielle und in China entwickelte Technologie für die Herstellung
von Porzellan für den täglichen Gebrauch wurde 1983 und 1987 mit
dem Chinesischen Erfindungspreis und mit einem Goldenen Preis auf
der 36. Yourica--Erfindungsmesse in Brüssel ausgezeichnet.
Mitte der 80er Jahre gehörte Zibo bereits zu den 5 größten
Produktionsstandorten in China für erstklassige Porzellanwaren für
den täglichen Gebrauch. Das neue Porzellan aus Zibo fand nicht nur
in den Haushalten großen Anklang, sondern auch in erstklassigen
Hotels und Restaurants.
Durch eine innovative Technologie wurde nicht nur die Qualität des
Porzellans verbessert, zudem wurde die Stadt Zibo wieder zu einem
Zentrum der Herstellung von erstklassigen Porzellanwaren für den
täglichen Gebrauch. Allerdings ruhte man sich in Zibo nicht auf
diesen Lorbeeren aus. So ging man daran, auch sogenanntes
Knochenporzellan zu entwickeln – wichtigster Rohstoff ist hier
Knochenasche mit einem Anteil von bis zu 50 Prozent.
Anfang der 90er Jahre gelang es den Technikern in Zibo nach
2jährigen Experimenten, ein der Knochenasche gleichwertiges
Naturmineral für die Porzellanmischung zu verwenden und damit
hochwertiges Knochenporzellan herzustellen. Vergleichende
Untersuchungen ergaben, dass das Knochenporzellan aus dem neuen
Material sogar bessere Eigenschaften aufwies als das Original,
zudem werden bei der Produktion Umwelt- und Hygieneprobleme
vermieden, die mit der Verwendung von Knochenasche verbunden
waren.
Dazu der Vize-Direktor des Shandonger Keramikforschungsinstituts,
Fan Zhenkun:
„Durch die erfolgreiche Entwicklung der synthetischen Knochenasche
konnte die chinesische Produktion von Knochenporzellan erheblich
gesteigert werden. Damit ist der Marktanteil der Knochenporzellan
von weniger als 1% auf 5% bis 10% gestiegen.“
Diese und eine ganze Reihe anderer technischer und technologischer
Innovationen haben die Keramikindustrie in Zibo wieder belebt.
Inzwischen gibt es in Zibo mehr als 100 Keramikunternehmen mit
insgesamt mehr als 40.000 Beschäftigten. Die Jahresproduktion liegt
mittlerweile bei mehr als 500 Millionen Stücke. Gebrauchsporzellan
aus Zibo findet dabei nicht nur einen reißenden Absatz in China,
sondern rund zwei Drittel der Produktion werden in 70 Länder und
Gebiete der Welt exportiert. Beispielsweise stammt jede dritte
Kaffeetasse auf dem amerikanischen Markt aus Zibo in der
ostchinesischen Provinz Shandong.