In den vergangenen Jahren hat sich das Antlitz chinesischer Städte
von Tag zu Tag verändert. Die Straßen wurden immer breiter und die
Autos, die darauf fahren, wurden immer mehr. Mittlerweile hat man
zur Kenntnis genommen, dass man gar nicht so schnell Straßen bauen
oder ausbauen kann, wie die Zahl der Autos in den Städten zunimmt.
Es wird gebaut, und es gibt trotzdem Staus und
Verkehrsbehinderungen. Um diese Situation unter Kontrolle zu
bringen, hat sich die chinesische Regierung das Verkehrssystem
entwickelter Länder zum Vorbild genommen.
Es
ist allen bekannt, dass China ein bevölkerungsreiches Land ist. Zur
Zeit gibt es in China bereits 155 Städte mit jeweils über einer
Million Einwohnern. Zwar wächst ganz allgemein gesagt die Zahl der
Autos überall in den chinesischen Städten, gleichzeitig gibt es
aber auch regionale Unterschiede. Beispielsweise gibt es in einigen
Städten mehr Motorräder, während in den anderen Städten Fahrrad
immer noch als das wichtigste Verkehrsmittel gilt. Oft befinden
sich Autos, Motorräder, Fahrräder und Fußgänger gleichzeitig auf
den Straßen, was zu einem Chaos führen kann und eben ein
kompliziertes Verkehrsproblem in China darstellt, das es in
entwickelten Ländern so nicht gibt. Cai Wenqin von der Leitstelle
für die Entwicklung moderner Verkehrssysteme in China erläutert das
Problem:
„China unterscheidet sich in der Entwicklung von Verkehrssystemen
im Wesentlichen darin von anderen Ländern, dass es hier andere
gesellschaftliche und kulturelle Hintergründe sowie andere
Verwaltungssysteme gibt. Deshalb wird sich das chinesische
Entwicklungsmodell moderner Verkehrssysteme immer von anderen
Ländern unterscheiden. Aus diesem Grund müssen wir ein eigenes
Entwicklungsmodell entwickeln.“
Um
eine Lösung für das Verkehrsproblem in China zu finden, hat die
Zentralregierung zusammen mit Lokalregierungen mehr als 100
Forschungsprojekte in den Bereichen Verkehrskontrolle und
-verwaltung, Straßeninformationssysteme, Telekommunikation und
Umweltschutz finanziert. Viele Forschungsergebnisse sind bereits in
die Praxis umgesetzt worden.
Verkehrsleitsysteme gibt es inzwischen in über 100 Großstädten
Chinas. Nehmen wir die Hauptstadt Beijing als Beispiel: Die
Verwaltungsbehörde hat an belebten Straßenkreuzungen Kameras
installiert, um rechtzeitig über die Verkehrssituation informiert
zu sein. Gleichzeitig dienen die Kameras zur Überwachung von
Verkehrssündern, die anhand des Bildmaterials überführt werden
können.
Die Verkehrsverwaltung hat zusätzlich Hinweisschilder aufgestellt,
um die Autofahrer über die Situation auf den Straßen zu
informieren, damit sie eventuell auf andere Straßen ausweichen
können. Darüber hinaus wird die aktuelle Verkehrssituation über
Rundfunk bekannt gegeben und Verkehrsalarmstationen eingerichtet,
die es Verkehrspolizisten möglich machen, innerhalb von zwei
Minuten am Ort eines Unfalls einzutreffen. Durch diese Maßnahmen
konnte die Verkehrskapazität auf den Straßen Beijings erhöht
werden.
Zudem wird bei der Entwicklung von modernen Verkehrssystemen der
öffentliche Verkehr Vorrang eingeräumt. Zum Beispiel werden auf
Bussteigen in der südchinesischen Stadt Shenzhen elektrische
Anzeigetafeln errichtet, damit die Passagiere ablesen können, wo
sich der Bus derzeit unterwegs befindet, worauf sie warten. In
Qingdao, Guangzhou und Shenzhen können die Passagiere mittlerweile
mit Magnet-Karte zahlen, damit hat sich das Gedränge an den
Schaltern der Fahrkartenverkäufer verringert. Außerdem erleichtert
inzwischen ein GPS-System in den Bussen der Hauptlinien in Beijing
und Shanghai das Management der Busse.