Seit 1978 hat die chinesische Wirtschaft eine auch international
anerkannte enorme Entwicklung genommen.
Das jährliche Wirtschaftswachstum liegt bei über 9%, und eine
wichtige Rolle dabei spielt der Übergang von der Planwirtschaft hin
zur Marktwirtschaft.
Heute wollen wir über diesen Übergang, hinter dem die Reform des
wirtschaftlichen Systems in China steht, informieren:
Duan Peiyu, der Generaldirektor einer Werbeagentur in Beijing, war
im Jahr 1992 noch ein Angestellter in einem staatlichen Betrieb in
der Stadt Anqing der ostchinesischen Provinz Anhui. Allerdings nahm
er in jenem Jahr von seinem Betrieb Abschied und gründete mit
einigen seiner Freunde eine Werbeagentur in Anqing. Inzwischen ist
Duan Peiyu mit seinem Unternehmen nach Beijing gezogen. Hier
beschäftigt sich die Werbefirma in den Bereichen Film, Fernsehen
und Ausstellungen.
Privatunternehmen wie die Werbeagentur von Duan Peiyu gab es vor
Beginn der Reform des Wirtschaftssystems in China 1978 überhaupt
nicht. Damals spielte der Plan bei der Verteilung der Ressourcen in
der Gesellschaft eine wesentliche Rolle. Es gab nur staatliche und
kollektive Betriebe. Materialzulieferung, Produktion, Auslieferung
und Vertrieb wurden von der Regierung kontrolliert. Ebenso war
bereits vorher festgelegt worden, was und wie viel für wen
produziert wird, und auch, was das jeweilige Produkt kosten würde.
So gesehen war der Staat eine einzige riesige Fabrik, andererseits
war jede kleine Werkstatt eine staatliche Produktionseinheit. Dazu
gehöre auch, dass Beruf und Arbeitsstelle der Menschen als Subjekt
der Produktion planmäßig zugeteilt wurden und demzufolge
unveränderlich waren.
In
China gab es damals eine Zentrale Staatliche Planungskommission,
die alle Wirtschaftsaktivitäten plante und regulierte. Eine
staatliche Entwicklungs- und Planungskommission gibt es in China
auch heute noch, allerdings hat die wenig mit ihrer
Vorgängerbehörde gemein.
Der Vizeleiter der Abteilung Politik und Recht in der gegenwärtigen
Kommission, Li Pumin, erläutert die Unterschiede zu damals:„Die
Planungskommission war damals der Knotenpunkt der Volkswirtschaft.
Die meisten der Aktivitäten der Bindeglieder wie Produktion,
Verteilung, Zirkulation und Konsum unterlagen dem Plan mit dem
Charakter von Direktiven, die von der Planungskommission und durch
politische Maßnahmen durchgesetzt wurden.“
Das System der Planwirtschaft war im Jahr 1949 unter den damals
bestimmenden historischen Umständen mit einer unterentwickelten
Wirtschaftsbasis und –Struktur, verschärft durch die
Wirtschaftsblockade westlicher Länder, etabliert worden.
Das System hat viel zur Zentralisation der Arbeitskräfte, der
Finanzen und der materiellen Ressourcen, zum Bau von industriellen
Schwerpunktprojekten, zur Entwicklung der Wirtschaft, zur
Stabilisierung des Marktes und zur Verbesserung des Lebens der
Menschen beigetragen. Im Zuge der Entwicklung der Wirtschaft in
China konnte das System der Planwirtschaft aber nicht mehr an neue
Entwicklungstendenzen angepasst werden – das System wurde zur
Hindernis für die weitere Entwicklung.
In
China können Sie jetzt viele Veränderungen finden. Seit der Reform
des Wirtschaftssystems gibt es in China nicht nur staatliche und
kollektive Betriebe, sondern auch Privatunternehmen, Jointventures,
kooperative Unternehmen und rein auswärtige Unternehmen.
Materialversorgung, Produktion, Zirkulation, Vermarktung und Konsum
werden für die meisten Betriebe in China nicht mehr vom Staat
organisiert, sondern von den Betrieben selbst auf dem Markt.
Die Betriebe sind für Gewinne und Verluste selbst verantwortlich.
Die Preise der meisten Waren und Dienstleistungen werden von den
Betrieben nach Marktbedingungen festgesetzt. Die Wirtschaftsreform
hat somit die Entscheidungsbefugnisse und die Lebenskraft der
Betriebe gestärkt.
Noch wichtiger ist, dass die Subjekte der Produktion, die Menschen
also, mittlerweile Beruf und Arbeitsstelle frei wählen können. Dies
hat übrigens ein beträchtliches Potential schöpferischer
Aktivitäten der Menschen freigesetzt.
Selbstverständlich sind die Veränderungen nicht über Nacht
geschehen. Doktor Tang Huadong von der Grundsatzabteilung des
Staatsratsbüros für die Wirtschaftsreform sieht drei wesentliche
Etappen der Systemveränderung in China:„Die erste Phase von 1978
bis 1983 kann als Etappe des Beginns begrenzter und versuchsweiser
Wirtschaftsreformen bezeichnet werden. Der Schwerpunkt dieser
Reformen lag auf dem Lande. Dort wurde nach entsprechenden Tests
ein System der vertragsgebundenen Verantwortlichkeit in Verbindung
mit dem Produktionsertrag auf der Basis der Haushalte eingeführt,
eine Art Pachtsystem also, bei dem die Überschüsse den Pächtern
zugute kamen. Mit den dadurch freigesetzten Aktivitäten der Bauern
entwickelte sich die Landwirtschaft sehr schnell.“
Die zweite Phase der Wirtschaftsreformen in China dauerte dann von
1984 bis 1991. In dieser Phase konzentrierten sich die Reformen vor
allem auf die Städte. Schwerpunkt der Reform waren die staatlichen
Betriebe, es ging um die Trennung von Regierung und Betrieben. Der
Staat blieb weiterhin Eigentümer der Betriebe, wobei die
wirtschaftslenkenden Funktionen der Regierung deutlich auf
allgemeine Führungsaufgaben beschränkt wurden. Die Produktion, die
Wirtschaftsführung, die Verteilung und der Absatz waren fortan
Sache der Betriebe selbst und von diesen zu organisieren und zu
verantworten.
Die dritte und bis heute andauernde Phase der Wirtschaftsreform in
China begann dann 1992. Diese Etappe wird als Phase der Vertiefung
der Reform des Wirtschaftssystems bezeichnet. Im Frühling 1992
hatte Deng Xiaoping, der als Chefarchitekt der Reform und Öffnung
Chinas gilt, in Reden in Shenzhen und in Shanghai erklärt, wenn die
Reformen der Befreiung und Entwicklung der Produktivkräfte, der
Stärkung des umfassenden Potentials Chinas und einem höheren
Lebensstandard der Bevölkerung dienten, dann müsse man alle nur
denkbaren Maßnahmen wagemutig ausprobieren. Von diesen Reden gingen
starke Impulse für die Reform des Wirtschaftssystems aus.
Auf dem 14. Parteitag der KP Chinas legte Generalsekretär Jiang
Zemin in seinem Bericht eindeutig dar, dass in China ein System der
sozialistischen Marktwirtschaft aufgebaut werden müsse. Damit
traten Wirtschaft und Gesellschaft in China in eine neue
Entwicklungsphase ein. Das umfassende Potential Chinas verstärkt
sich immer weiter, und ebenso stetig erhöht sich das Lebensniveau
der Bevölkerung. Inzwischen ist in China der grundsätzliche Rahmen
einer sozialistischen Marktwirtschaft fest etabliert.
Mit einem Blick zurück auf den Prozess der Reform des
Wirtschaftssystems in den letzten über 20 Jahren sagte der Experte
des Büros des Staatsrates für Reform des Wirtschaftssystems, Hu
Deqiao:„Die Reform des Wirtschaftssystems förderte die Reform auf
dem Lande. Die Chinesen konnten ausreichend mit Kleidung und
Nahrung versorgt werden. Warenproduktion und Zirkulation,
Marktwirtschaft und Wettbewerbsmechanismen haben die Wirtschaft in
Stadt und Land angekurbelt. Die Regulierung und Vervollkommnung der
Eigentumsstruktur in der Wirtschaft sowie die Entwicklung der
Betriebe und die Reform der Betriebsführung wurden gefördert.
Bei der Reform der Regierungsorgane wurden die Funktionen der
Regierung in großen Maßen verändert. Gleichzeitig wurde die
Wirtschaft Chinas im Zuge der Reform und Öffnung enger mit der
internationalen Wirtschaft verbunden.“