Als im Jahr 1949 die Volkesrepublik China gegründet wurde, fand man
auf der chinesischen Landkarte den Ortsnamen Daqing noch nicht. Der
Ortsname ist erst durch die Entdeckung des Ölfeldes entstanden. Am
26. September 1959 wurde kurz vor dem 10. Nationalfeiertag im
Becken des Songhua- und des Liaohe- Flusses im Nordosten Chinas
Erdöl entdeckt. Zum Gedenken an diesen Tag wurde das neu entdeckte
Erdölfeld nach Daqing, auf deutsch Große Feier, benannt. Damit nahm
eine große Erdölanlage ihren Betrieb auf, die über das Schicksal
der chinesischen Erölindustrie entschied, – obwohl niemand ahnen
konnte, dass sie sich zu einem gigantischen Erdölfeld entwickeln
würde. Die Menschen aus jenen Jahren wissen noch genau, wie man
damals unter dem Mangel an Erdöl gelitten hat. Im Jahr 1959 wurden
in China insgesamt nur 3, 73 Millionen Tonnen Rohöl gefördert, was
nur 40 % des Erdölbedarfs deckte. Überall im Lande fehlte es an
Erdöl; die Industrie, die Landwirtschaft und Flug- sowie
Kraftfahrzeuge brauchten dringend Treibstoff. Selbst die Busse in
Beijing mussten notgedrungen einen großen Gasbehälter mit sich
führen.
Daqing lag in jenen Jahren in einem Ödland, die Arbeitsbedingungen
waren äußerst hart. Nachdem Wang Jinxi, Leiter einer Bohrbrigade,
in Daqing angekommen war, entlud er mit anderen Arbeitern mit
Händen und Schultern die Einzelteile der großen Bohrmaschinen, die
50 bis 60 Tonnen wogen, vom Güterzug. Am Bohrloch gab es damals
kein Wasser, so holten er und seine Kameraden mit einer
Waschschüsseln Wasser aus einer Stelle, die 500 Meter entfernt war.
Einmal hatte er sieben Tage und Nächte ununterbrochen gearbeitet.
Die Einheimischen sagten zu ihm: „Brigadeleiter Wang, du bist ja
ein eiserner Mann.“ So verbreitete sich der Name Eiserner Mann Wang
im ganzen Land, während man seinen wahren Namen vergaß.
Weil nun zahlreiche Ölarbeitern dem Vorbild des Eisernen Mannes
Wang folgten und Ingenieure und Techniker gewissenhaft arbeiteten,
stieg die Fördermenge von Jahr zu Jahr. Im Jahr 1963 betrug die
Fördermenge 4, 39 Millionen Tonnen und machte 67% der
Gesamtfördermenge des ganzen Landes aus. Damit konnte in jenem Jahr
der dringendste Erdölbedarf in China erstmals autark gedeckt
werden.
Das Jahr 1976 war dann ein weiteres besonderes Jahr für Daqing. In
diesem Jahr wurden in Daqing 50 Millionen Tonnen Erdöl gefördert -
und damit stieß man in die Dimensionen der größten Erdölfelder der
Welt vor.
Seit 25 Jahren bleibt diese jährliche Fördermenge aufgrund
wissenschaftlicher und technischer Neuerungen konstant, was
eigentlich ein Wunder für Erdölfelder dieser Größenordnung ist.
Daqing leistet damit nicht nur einen großen Beitrag zur
Industrialisierung in China, sondern liefert auch viele wertvolle
Erfahrungen für die Erkundung und Förderung von Erdöl.
In
Daqing wurden insgesamt 45.000 Ölquellen gebohrt, und würde man
diese Bohrungen aneinander reihen, dann ergäbe dies eine Borstrecke
von insgesamt 60.000 Kilometern.
Durch die Anwendung neuer Technik und Verfahren wurde die
Arbeitsbelastung verringert und die Produktivität ebenso erhöht,
wie der Grad der Mechanisierung. Das Erdölfeld Daqing wurde mit 12
Preisen des Staates und mit 131 Preisen der Provinz bzw. des
Ministeriums ausgezeichnet.
Daqing ist eines der wenigen Ölfelder, die jährlich 50 Millionen
Tonnen und mehr Erdöl fördern. Es ist dasjenige Unternehmen in
China, das die meisten Gewinne und Steuern an den Staat
abführt.
Das Erdölfeld Daqing hat sich nach der Phase der Erdölförderung zu
einem großen Unternehmenskomplex entwickelt, zu dem neben der
Förderung auch die Erdölraffinerie und die petrochemische
Produktion gehören. Im Jahr 1970 hatte die Raffinerie eine
jährliche Verarbeitungskapazität von fünf Millionen Tonnen
erreicht. 1976 wurden Anlagen eingeführt, die jährlich 300 000
Tonnen synthetisches Ammoniak und 480 000 Tonnen Harnstoff
produzieren. Außerdem wurden Anlagen zur Produktion von Äthylen
gebaut. 1985 konnte Daqing bereits 60 Arten petrochemischer
Produkte produzieren, manche davon wurden exportiert.
Im
Jahr 1979 wurde die Stadt Daqing offiziell gegründet.
Im
September 1978 war Deng Xiaoping zum dritten Mal bei einer
Inspektion in Daqing. Er erteilte die richtungsweisende Anweisung:
„Aufbau eines schönen Erdölfeldes Daqing“. Von da an begann der
Aufbau einer modernen Erdölstadt. Im Februar 1990 war dann der
damalige Generalsekretär des ZK der KP Chinas, Jiang Zeming, in
Daqing. Er erteilte die Anweisung:„Vorkehrungen treffen und über
die langfristige Entwicklung nachdenken.“ Im April 1994 forderte
der spätere Ministerpräsident Zhu Rongji, Daqing zu einer blühenden
Region im Norden – ähnlich der Region südlich des Unterlaufs des
Jangtse – aufzubauen. Und im Juli 1996 wies der damalige
Ministerpräsident Li Peng darauf hin, dass Daqing zu einer modernen
High-Tech-Stadt im Norden Chinas werden solle. Dank der Anleitung
der Zentralregierung hat Daqing, diese besondere Stadt, einen
gewaltigen Aufschwung genommen und liegt wie eine glänzende Perle
im Becken des Songhua- und des Liaohe- Flusses an der nordöstlichen
Grenze Chinas. Die Chinesen sind stolz auf Daqing, das auch
international Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Menschen in Daqing
haben sich vier Ziele gesetzt: Den Geist von Daqing zur Entfaltung
zu bringen, Pionierarbeit zu leisten, langfristige Prosperität
anzustreben und Daqing zu einer modernen High-Tech-Stadt
aufzubauen.
In
der Periode des 9. Fünfjahresplanes von 1996 bis 2000 habe sich die
Wirtschaft von Daqing stürmisch entwickelt, so der amtierende
Oberbürgermeister Wang Zhibin. Das Bruttoinlandsprodukt der Stadt
lag im Jahr 2000 bei 102,9 Milliarden Yuan und übertraf damit zum
ersten Mal die 100 Milliarden-Marke. Im Vergleich zu 1980 hatte es
sich damit vervierfacht. Die jährliche Wachstumsrate betrug 8,3%
und lag damit über dem Landesdurchschnitt.
Die Pro-Kopf-Produktion in Daqing lag mit 40 000 Yuan um 66 Prozent
über den Vorgaben des 9. Fünfjahresplans.
In
diesem Planjahrfünft wurden 94,1 Milliarden Yuan in festes
Anlagevermögen investiert, 600 Kilometer neue Straßen wurden
angelegt und das Telekommunikationsnetz wurde ausgebaut. Eine
Hauptgeschäftstrasse und ein nach dem Eisernen Mann benannter Platz
wurden neu gestaltet, neue Wasserquellen erschlossen und ein
Kraftwerk, eine Abwasserreinigungsanlage sowie eine
umweltfreundliche Abfallverarbeitungsfabrik errichtet. Dadurch hat
sich das Antlitz der Stadt und ihrer Umgebung völlig verändert.
Auch die Wohnsituation der Stadtbewohner hat sich verbessert.
Auch die Öffnung nach außen erreichte eine neue Phase. Innerhalb
von drei Jahren wurden 5110 Projekte ausgeführt, in die 24,5
Milliarden Yuan flossen. Für alle Kinder der Stadt ist die
neunjährige Schulpflicht verwirklicht, und die Quote der
Schulabsolventen, die die Aufnahmeprüfung für ein Hochschulstudium
bestanden haben, ist die höchste in der ganzen Provinz. Im Bereich
Sport wurden in Daqing sechs Weltrekorde gebrochen.
Der Oberbürgermeister hat aber noch weitergehende Pläne: Danach
soll Daqing zu einem Zentrum der Telekommunikation, der Kultur, der
medizinischen Betreuung und des Tourismus ausgebaut werden, und
zwar in drei Schritten innerhalb von drei bis fünf Jahren. Im
ersten Schritt soll sich Daqing zu einem regionalen Zentrum im
Westen der Provinz Heilongjiang entwickeln, im zweiten Schritt soll
es dann zu einer Provinzmetropole und im dritten Schritt zu einer
internationalen Stadt werden. In insgesamt zehn Jahren soll Daqing
damit zu einer voll funktionsfähigen modernen Stadt werden.
Erdöl ist ein nicht nachwachsender Rohstoff. Für eine langfristige
Prosperität müssen also bereits jetzt Alternativen für die
Erdölförderung ins Auge gefasst werden, es gilt, die
Wirtschaftsstruktur auf eine Zeit nach dem Erdöl vorzubereiten. So
begann bereits im Frühjahr 1992 mit Genehmigung des Staatsrates der
Aufbau eines Technologieparks. Damit begann – bereits zum zweiten
Mal in Daqing – Pionierarbeit.
Der im Aufbau befindliche Technologiepark Daqing ist der einzige
seiner Art in China überhaupt, der sich auf die Erdölindustrie und
Petrochemie stützt. Die Erschließung des neuen Gebiets bildet
günstige Voraussetzung für die Entwicklung der regionalen
Wirtschaft. Dabei bilden die schnell wachsenden Branchen Veredelung
von chemischen und landwirtschaftlichen Produkten,
Informationstechnologie, Baugewerbe, Pharmazeutik und Tourismus
inzwischen die Standbeine einer alternativen Industrie-Struktur.
Diese neuen Industriezweige tragen wesentlich zur wirtschaftlichen
Entwicklung der Stadt bei.
In
den Aufbau des Technologieparks Daqing wurden bereits 12, 3
Milliarden Yuan investiert, 526 Betriebe sind entstanden.
Verschiedene Branchen haben sich hier niedergelassen; es gibt
kulturelle Einrichtungen und Einrichtungen des Bildungs- und
Gesundheitswesens. Weitere Wirtschaftzweige haben sich angesiedelt,
darunter Finanzen, Versicherungen, Handel, Gastronomie und
Tourismus. Der sekundäre und der tertiäre Sektor entwickeln sich
koordiniert. Heute ist das Gebiet in vier Teile aufgeteilt:
Produktion, Wissenschaft und Technologie, Verwaltung und
Dienstleistung sowie Marketing.
Beim Aufbau hat man nicht nur die Entwicklung der „Hardware“ wie
die Versorgung mit Wasser, Strom und Gas sowie den Bau von Straßen
berücksichtigt, sondern von vornherein auch großen Wert auf die
„Software“ gelegt. So wurden als Investitionsanreize eine Reihe
Vergünstigungen ausgearbeitet, die der Optimierung des
gesellschaftlichen Umfelds dienen sollten.
Im
neuen Jahrhundert ist der Aufbau des Technologieparks Daqing in
eine neue Phase eingetreten. Verstärkt geht es um Innovationen,
damit sich das Gebiet zu einer Basis neuer Technologien und neuer
Produkte entwickeln kann. Das Ziel ist eine von moderner
Wissenschaft und Technologie geprägte moderne Stadt.