Seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik vor mehr als 20 Jahren
war es angesichts der raschen Entwicklung der Privatwirtschaft für
die chinesischen staatlichen Unternehmen unvermeidlich, sich zu
entwickeln und wettbewerbsfähig zu werden. Eine Reihe von
Maßnahmen, darunter die betriebswirtschaftliche Eigenverantwortung
der Unternehmen und das Verantwortlichkeitssystem der
Betriebsdirektoren haben dabei erste Erfolge gezeigt.
1992 hat die KP Chinas den Aufbau eines sozialistischen
Marktwirtschaftssystems zum Ziel gesetzt. Damit ist auch die Reform
der staatlichen Unternehmen in eine neue Entwicklungsphase
eingetreten. Zudem hat das ZK der KP Chinas 1993 beschlossen, eine
moderne Betriebsführung zum Kern der Reform der staatlichen
Unternehmen zu erklären. Dies waren bedeutende Meilensteine für die
Entwicklung der staatlichen Unternehmen in der Marktwirtschaft.
Dabei ergänzen eine moderne Wirtschaftsführung und
Unternehmensstruktur die weiter geltende Bedeutung des Eigentums
des Staates an den Unternehmen. Auch wenn also die Betriebe
weiterhin dem Staat gehören, so sind sie doch wirtschaftlich
selbständig und eigenverantwortlich. Der Staat, also
Regierungsbehörden aller Ebenen, mischen sich nicht mehr in die
direkten wirtschaftlichen Aktivitäten des Betriebes und in die
Betriebsführung ein. Die Unternehmen sind selbst verantwortlich für
Gewinn und Verlust und müssen sich im Wettbewerb auf dem Markt
behaupten.
Damals gab es in China insgesamt mehr als 100.000 staatliche
Unternehmen, und zwar sowohl gute wie auch schlechte.
Deshalb hat die chinesische Regierung begonnen, die staatlichen
Unternehmen strategisch zu regulieren, nämlich die staatlichen
Unternehmen in wichtigsten Branchen in der Volkeswirtschaft zu
unterstützen, damit sie weiter die führende Rolle spielen und die
Qualität der staatlichen Wirtschaft in anderen Branchen möglichst
verbessern.
Durch solche Maßnahmen sind eine Reihe von großen staatlichen
Unternehmensgruppen entstanden - in Schlüsselbranchen wie
Raumfahrt, Stahl und Petrochemie. Andererseits durchliefen
zahlreiche staatliche Betriebe, die seit langem Verlust machten und
keine Entwicklungsperspektive mehr hatten, ein Konkursverfahren.
80% der kleinen staatlichen Unternehmen konnten damit entschuldet
werden.
Bob Boase vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) in
China beurteilt die Reformen im Bereich der chinesischen
Staatsbetriebe insgesamt positiv:
„Die chinesische Regierung hat viele Unternehmen, die keinen Gewinn
machen, geschlossen. Einige Unternehmen wurden an Privatpersonen
oder private Untenehmen verkauft. Die Regierung hat Eigentumsrechte
und Bewirtschaftungsrechte getrennt und gleichzeitig auf
Fachkompetenz gesetzt und sich immer weniger eingemischt.
All dies trägt dazu bei, dass die chinesischen Unternehmen Gewinne
erzielen und sich selbständig entwickeln können. Inzwischen haben
die Reformen gute Ergebnisse gebracht.“
1997 setzte sich die chinesische Regierung das Ziel, innerhalb von
3 Jahren die meisten großen staatlichen Unternehmen zu entschulden.
Dazu waren weitere Maßnahmen erforderlich: Vereinfachung der
Verwaltungsstrukturen, Schuldenerlass und Beschleunigung der
technischen Umwandlung und der Strukturreform der staatlichen
Unternehmen. Die Effizienz der Unternehmen konnte dadurch deutlich
erhöht werden.
Cai Weici, der Vize-Direktor des chinesischen Verbandes für
Maschinenbauindustrie, sieht als Ursache für den Aufschwung der
Branche in den vergangenen Jahren die Anpassung der
Produkt-Struktur, die beschleunigte technische Innovation und den
Strukturwandel in der staatlichen Industrie. Dazu sagte er:
„Unsere Autoindustrie hat dieses Jahr ein Wachstum von mehr als 30%
erreicht. Dies ist den Bemühungen der meisten staatlichen
Unternehmen um die Entwicklung neuer Produkte, die die
Erfordernisse im Umweltschutz und in der Energiesparung erfüllen,
zu verdanken. Unsere Werkzeugmaschinenindustrie hat sich dafür
eingesetzt, den Anteil von Hochpräzisions- und digital gesteuerten
Maschinen zu erhöhen, und unsere Baumaschinenindustrie hat nach
Anstrengungen in den vergangenen Jahren den Abstand zur
ausländischen Konkurrenz deutlich verringert und ist damit
wettbewerbsfähiger geworden “.
Ende 2000 war das Ziel, innerhalb von 3 Jahren die meisten großen
staatlichen Unternehmen zu entschulden, im großen und ganzen
realisiert. Fast alle staatliche Unternehmen landesweit machten
unter dem Strich tatsächlich Gewinne, nur 2 von 14 wichtigsten
Industriebranchen arbeiteten weiterhin mit Verlust und mehr als 70%
der staatlichen großen und mittleren Unternehmen waren
entschuldet.
Inzwischen machen staatliche Unternehmen und regierungseigene
Industrieholdings nur noch 1/4 der Gesamtzahl aller Firmen im Lande
aus. allerdings entfallen jeweils 50% der Industriewertschöpfung,
der Gewinne und der Arbeitnehmer landesweit auf Staatsbetriebe. Die
staatlichen Unternehmen werden also bei der Entwicklung der
chinesischen Volkeswirtschaft weiterhin eine führende Rolle
spielen.