Chinesische Wissenschaftler haben vor kurzem das Reis-Genom
entschlüsselt und auf dieser Basis einen genauen Katalog der
genetischen Struktur dieser Getreideart erstellt.
Dies gab die in Beijing ansässige Akademie für Naturwissenschaften
im Dezember letzen Jahres bekannt.
In
den vergangenen 20 Jahren hat China große Fortschritte bei der
biowissenschaftlichen Forschung gemacht und internationales
Spitzenniveau erreicht. So waren chinesische Wissenschaftler 1999
an dem internationalen Programm zur Entschlüsselung des
menschlichen Genoms beteiligt.
Nach der erfolgreichen und weltweit als effizient anerkannten
Mitwirkung am menschlichen Genom-Forschungsprogramm begannen in
China im Jahr 2000 eigenständige Arbeiten zur Erforschung des
Reis-Genoms. Ein exaktes Abbild des Reis- Genoms wurde im Oktober
2001 erstellt, zwei Monate später wurde das Ergebnis in
internationalen Forschungskreisen publiziert.
Dazu Yu Jun, der Leiter des chinesischen Reis-Genom-Projekts:
„Die Sequenzen von 97% der Reis-Genome haben wir bereits
festgestellt. Das heißt, wenn es im Reis 100 Genome gibt, kennen
wir die genauen Positionen und Reihenfolge von 97.
Wir sind in der Lage, in einem beliebigen Chromosom Genome zu
finden, die die Erb-Informationen des Organismus bestimmen.“
Die kartografische Erfassung der Reis-Genome verdeutlicht die
führende Position Chinas in der Gen-Forschung. Praktischer Nutzen
erwächst aus diesen Arbeiten für die Saatgutzucht, die
Seuchenabwehr und eine ertragreiche Reisproduktion.
Auch die Entwicklung neuen Saatgutes mit veränderten
Erbinformationen kann dadurch vorangetrieben werden.
Die Gen-Forschung erfordert vor allem eine Erfassung und
Verarbeitung unzähliger Daten. Der Bereich Reis-Genome bildet dabei
keine Ausnahme. Chinesische Wissenschaftler haben eigens dafür
zahlreiche entsprechende Softwares entwickelt. Eingesetzt wurde
außerdem der in China entwickelte Großrechner vom Typ „Shuguang
3000“.
Nach den Worten von Lu Yongxiang, Direktor der chinesischen
Akademie für Naturwissenschaften, basieren die erfolgreichen
Forschungsarbeiten zur Entschlüsselung der Reis-Genome auf dem
hohen Niveau der Verarbeitung biowissenschaftlicher Daten in
China:
„Beim Computer-gestützten Rechnen und der Verarbeitung
komplizierter biowissenschaftlicher Daten haben wir einen stolzen
Schritt getan. Dies hat zudem solide Grundlagen für weitere
Forschungsarbeiten gelegt.“
Besonders hervorzuheben ist, dass China zunächst nicht zu den
ersten Ländern gehörte, in denen an der Erforschung der Reis-Genome
gearbeitet wurde. Vor China hatten weltweit mehrere
Forschungsgruppen bereits begonnen, die genetischen
Erbinformationen von Reis zu entschlüsseln.
Die chinesischen Wissenschaftler waren dennoch in der Lage, die
Versäumnisse aufzuholen, die Fachkollegen im Rest der Welt zu
überholen und als erste die Forschungsergebnisse bekannt zu
geben.
Weltweit anerkannt werden dabei nicht nur die Forschungsergebnisse
selbst, sondern darüber hinaus die vergleichsweise geringen Kosten
des chinesischen Programms. Offiziellen Angaben zufolge machen die
Forschungsausgaben für Chinas Reis-Genom-Projekt lediglich ein
Siebtel des Weltdurchschnitts aus.
Die erfolgreichen Forschungen im Bereich Reis-Genome in China sind
mittlerweile von vielen renommierten internationalen
Fach-Zeitschriften gewürdigt worden, darunter „Science“ aus den USA
und „Nature“ aus Großbritannien.
Auf der Basis des durch die erfolgreichen Forschungsarbeiten
erhöhten Niveaus konnten die chinesischen Wissenschaftler auch die
akademische Kooperation mit dem Rest der Welt ausbauen.
Dazu sagte Zhu Zuoyan, der stellvertretende Leiter der staatlichen
Kommission für die Stiftung Naturwissenschaften:
„Die hohe Effizienz, gute Qualität und niedrigen Kosten, die
chinesische Wissenschaftler bei der Entschlüsselung des Reis-Genoms
bewiesen haben, sind weltweit auf großes Interesse gestoßen. Mit
den USA, Dänemark und der Weltbank haben wir bereits Verhandlungen
über die Zusammenarbeit in der Gen-Forschung und in weiteren
relevanten Bereichen aufgenommen.“