Die nationale Buchmesse 2003, die Haupttrends des Verlagsgewerbes in China im laufenden Jahr zeigt, hat vor kurzem im Internationalen Ausstellungszentrum in der chinesischen Hauptstadt Beijing stattgefunden. Trotz des kalten Winterwetters kamen Fachbesucher und Publikum in hellen Scharen, sehr zur Freude der Aussteller, die ein breit gefächertes Angebot von Publikationen präsentierten. Insgesamt – das zeigte der Andrang – sind das Angebot an Publikationen und auch das Publikumsinteresse daran weiter gewachsen.
Mehr als 500 Verlage als Aussteller, 1370 Stände, und über 30.000 Quartmeter Ausstellungsfläche, in einer ganzen Reihe von neuen Rekorden sind Aufschwung und Entwicklung des chinesischen Verlagsgewerbes messbar.
Darüber hinaus kann man hier noch weitere rund 50 Aussteller finden, die mit dem Verlagswesen im engen Kontakt stehen - Druckereien, Software-Firmen und Papierhersteller. Diese Messe ist damit nicht nur eine Buchmesse, sondern ein großes Ereignis für das Verlagswesen, für die Vorstellung neuer Publikationen und für den Informationsaustausch.
Bücherwürmer sind hier in ihrem Element, weil er alle namhaften Verlage Chinas hier zu finden sind, nicht nur aus Beijing, sondern aus allen Landesteilen.
Commercial Press, das älteste Publikationshaus im chinesischen Verlagsgewerbe, wurde 1897 in der ostchinesischen Metropole Shanghai gegründet. 1954 ist der Verlag in die chinesische Hauptstadt Beijing umgezogen. In den vergangenen mehr als 100 Jahren hat Commercial Press mehr als 30.000 Buchtitel veröffentlicht. Und zur Zeit werden hier hauptsächlich ausländische philosophische und soziologische Werke sowie chinesische Nachschlagewerke herausgegeben. Darüber hinaus hat Commercial Press Zweigstellen in Hongkong, Taipeh, Singapur und in Kuala Lumpur in Malaysia.
Auf der Messe präsentiert Commercial Press zahlreiche neue und sehr gut gestaltete Wörterbücher und akademische Werke. Das in China wohl beliebteste Wörterbuch, das Xinhua- Wörterbuch, hat diesmal einen Auftrag für 4 Millionen Exemplare erhalten und ist damit Spitzenreiter der auf der Messe vergebenen Druckaufträge.
Yu Dianli, Direktor der Vertriebsabteilung des Verlages, hatte also viel zu tun auf der Messe, er fand aber trotzdem Zeit für ein Gespräch mit CRI. Über die Messe in diesem Jahr sagte Yu Dianli:
„Unser Verlag hat bisher jedes Jahr an der Beijinger Buchmesse als der größten Auftragsmesse in diesem Bereich in China teilgenommen. Und diesmal haben wir mehr als 180 neue Titel mitgebracht, wobei wir insgesamt rund 1500 Titel hier ausgestellt haben.“
Yu Dianli erzählte uns auch, dass die erste Bücherbestellungsmesse 1987 noch auf dem Sportplatz einer Schule stattfinden konnte. Aber nach und nach ist die Messe, die früher eigentlich nur ein Markt gewesen war, zu einer regulären Messe geworden, die wirklich in einer großen Ausstellungshalle stattfinden muss. Auch dies zeigt wohl das nachhaltige Wachstum des chinesischen Verlagswesens.
Auf der Messe kann man auch zahlreiche Fachverlage besuchen. So finden Landkarten, Atlanten und Erdgloben an den Ständen des Chinesischen Kartographischen Verlages großes Interesse der Besucher. So sagte mir die Vize-Direktorin des Verlages, Liu Tian’an, dass auch ihr Verlag jedes Jahr an dieser nationalen Bestellungsmesse teilnehme. Diesmal würden mehr als 600 kartographische Produkte präsentiert. Und voller Stolz zeigt Frau Liu das wichtigste Produkt ihres Verlages auf der diesjährigen Messe: Die erste amtliche Karte zur Verwaltungsstruktur des Landes im Maßstab 1: 4.000.000, gemeinsam erarbeitet vom chinesischen Zivilministerium und vom staatlichen Topographischen und Kartographischen Amt. Und Frau Liu sagte weiter, dass für diese Landkarte auf der Messe bereits mehr als 10.000 Exemplare geordert wurden. Frau Liu ist mit der Messe zufrieden – besonders mit der Atmosphäre:
„Ich finde, dass alle chinesischen Verlage großen Wert auf die Bestellungsmesse gelegt haben. So wird eine ganze Reihe neuer Produkte hier präsentiert. Und die Verlage bemühen sich mit aller Kraft, ihr Image und ihr besonderes Profil dem Publikum zu präsentieren.“
Und weil vorhin von Globen die Rede war – ich war nicht der Einzige, der die funkelnden und glänzenden Erdkugeln hochinteressant fand. Frau Liu sagte dazu, dass diese Produkte aus einem Joint-Venture ihres Verlages und der deutschen W&S Beteiligungsgesellschaft stammen, dem landesweit modernsten seiner Art. Frau Liu meint, dass ihr Verlag als ein Fachpublikationshaus, der eigentlich auf dem Buchmarkt nur ein Spezialsegment abdeckt, sein Tätigkeitsfeld erweitern muss, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Am Anfang war ja schon die Rede davon, dass auf der Bücherbestellungsmesse die diesjährigen Haupttrends des Verlagsgewerbes in China sichtbar werden. Insofern kann man erste Informationen über die Entwicklungstendenz der Branche erfahren.
Dazu sagte Yu Dianli von Commercial Press, das Verlagswesen in China habe früher direkt der chinesischen Regierung unterstanden und sei von ihr geschützt worden, deshalb sei diese Branche im Vergleich zu anderen auch heute noch stark von der Planwirtschaft geprägt. Zudem wiesen Publikationen im Vergleich mit anderen Produkten einige spezifische Eigenheiten auf. Seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik Ende der 70er Jahre hätten sich aber auch hier nach und nach im Marktmechanismen entwickelt. Zudem habe sich seit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation im Jahr 2001 die Entwicklung der chinesischen Verlage hin zum Markt beschleunigt, und zugleich habe sich die Konkurrenz in dieser Branche verschärft, wenn man die Kräfte der ausländischen Verlage berücksichtige. Wie reagieren nun die chinesischen Verlage auf diese Herausforderungen? Dazu noch einmal Yu Dianli:
„Die chinesischen Verlage müssen rechtzeitig Vorkehrungen treffen. Wir haben keine Angst vor Konkurrenz, solange wir zunächst einmal unsere Aufgaben ordentlich erfüllen. In den kommenden Jahren wird das chinesische Verlagsgewerbe durch die verstärkte Marktkonkurrenz bestimmt eine Reorganisation erfahren.“
Yu Dianli erwartet, dass die großen Verlage durch Fusionen, Kombination oder Zusammenarbeit untereinander immer stärker werden, während die mittleren und kleinen Verlage sehr wahrscheinlich in die Krise geraten werden, falls sie keine strategischen Regulierungen vornehmen.
Alles in Allem vermittelt die nationale Bücherbestellungsmesse 2003 in Beijing den Eindruck, dass das chinesische Verlagsgewerbe durch Reformen im Zirkulationsbereich und durch eine entsprechende Verlagspolitik der chinesischen Regierung sowie durch Innovationen in Image, Technik und Layout eine gute Zukunft haben wird.