Als Dienstleistungssektoren, die in China am ehesten nach außen hin geöffnet wurden, haben sich Rechnungswesen, Buchhaltung und Consulting besonders nach dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation im Jahr 2001 stark weiterentwickelt. Das Buchhaltungswesen in China wurde weiter nach außen hin geöffnet und orientiert sich nun an internationalen Standards.
Seit Anfang der 90er Jahre wurde in China im Gefolge des Aufbaus des Systems einer sozialistischen Marktwirtschaft mit der Reform im Buchhaltungswesen begonnen. Dazu sind eine Reihe von einschlägigen Verordnungen erlassen worden, die zur allmählichen Herausbildung eines neuen Rechungs-, Bilanz- und Buchführungssystems in Übereinstimmung mit marktwirtschaftlichen und internationalen Anforderungen führten. Dieses neue System ist inzwischen im wesentlichen etabliert, es besteht aus Tausenden großen und kleinen Accounting-, Consulting- und Buchführungsbüros und rund 60.000 amtlich zugelassenen Wirtschaftsprüfern.
Herr Peterson, ein belgischer Buchhalter, der schon mehrmals mit chinesischen Buchhaltern zusammengearbeitet hat, berichtet über seinen positiven Eindruck über die rasche Entwicklung des Bereiches Wirtschaftsprüfung in China:
„Ich denke, die chinesischen Buchhalter sind sehr erfahren, sehr professionell und die Ausbildung von Buchhaltern ist auch sehr gut organisiert. Das chinesische Buchhaltungswesen entwickelt sich zur Zeit derart schnell, sodass man schon in einigen Jahren professionelle Buchhaltungsinstitute in ganz China haben wird.“
Buchhalter Peterson erwartet auch für die absehbare Zukunft eine nachhaltige stabile Wirtschaftsentwicklung in China, was auch etablierten internationalen Accounting-, Consulting- und Wirtschaftsprüfungs-Firmen Geschäftschancen in China bieten werde. Statistiken zufolge gibt es zur Zeit in China mehr als 1200 amtlich zugelassene ausländische Unternehmen, 174.000 staatliche Unternehmen, 82.000 kollektive Unternehmen, 410.000 Joint Ventures und mehr als 2,2 Millionen private Unternehmen.
Sowohl auf dem Gebiet Bilanzierung und Rechnungsprüfung, als auch im Bereich Consulting ist China auf globaler Ebene zu einem wichtigen Markt für entsprechende Dienstleistungen avanciert.
Seit Mitte der 90er ist es ausländischen Accounting- und Consulting- Unternehmen erlaubt, Vertretungen oder Zweigstellen in China zu betreiben. Inzwischen unterhalten 11 derartige internationale Firmen insgesamt 26 Zweigstellen in China, unter ihnen die 4 größten der Welt - KPMG, Ernst & Young, Deloitte & Touche und Price Water House Coopers.
Xiao Jun arbeitet schon mehr als 20 Jahre als Buchhalter und Wirtschaftsprüfer. Seiner Meinung nach steht die sich entwickelnde Branche in China mit der WTO-Mitgliedschaft durch die Konkurrenz der großen ausländischen Wirtschaftsprüfungsfirmen vor großen Chancen und Herausforderungen. Dazu Xiao Jun weiter:
„Der Beruf „amtlich zugelassener Wirtschaftsprüfer“ erfordert hohe fachliche Qualifikation, birgt hohe Risiken und verspricht ein überdurchschnittlich hohes Einkommen.“
Xiao Jun sieht in China trotz der großen Fortschritte in der qualifizierten Aus- und Weiterbildung von Buchhaltern und Wirtschaftsprüfern und der Modernisierung der Buchhaltung in China im Vergleich zu anderen Ländern weiteren Nachholbedarf. Hier könnten die jahrzehntelangen Erfahrungen der Branche in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong genutzt werden, wie der Vorsitzende der Kammer für Wirtschaftsprüfung, Huang Dewei, meint. Fachleute aus Hongkong könnten die Entwicklung vorantreiben, zumal die Wirtschafts- und Handelskontakte zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland seit der Rückkehr Hongkongs vor mehr als 5 Jahren immer enger geworden sind. Die Buchhalter aus Hongkong kennen die Verhältnisse auf dem Festland besser als ausländische Kollegen und verfügen zumeist über chinesische Sprachkenntnisse, sodass sie mit ihren Kollegen im chinesischen Binnenland besser zusammenarbeiten können, als Nicht-Chinesen. Gleichzeitig können die Buchhalter aus Hongkong mit ihren internationalen Erfahrungen die Rolle des Vermittlers zwischen ausländischen Investoren und chinesischen Geschäftsleuten spielen.
Immer mehr chinesischen Buchhaltern wird die Bedeutung einer verbesserten beruflichen Qualifikation bewusst. Jedes Jahr nehmen nun in China Hunderttausende an der Eignungsprüfung zum registrierten Buchhalter teil. Zudem hat die chinesische Regierung ein staatliches Buchhaltungsinstitut errichtet, um die Weiterbildung der Buchhalter zu verbessern.
Gleichzeitig hat die chinesische Regierung den wissenschaftlichen Austausch und die internationale Zusammenarbeit im Bereich Wirtschaftsprüfung, Accounting und Consulting ausgebaut. Die 16. Weltkonferenz der Wirtschaftsprüfer Ende des vergangenen Jahres in Hongkong bot mehr als 1.800 Buchhaltern aus dem chinesischen Binnenland die Möglichkeit zur Begegnung mit der internationalen Fachwelt.
Der Direktor der Abteilung für Koordination der Weltkonferenz, Peter Johnston, erwartet von der aktiven Beteiligung Chinas an der Konferenz Impulse für eine verbesserte berufliche Qualifikation in China:
„Ich weiß, dass die chinesische Regierung zur Zeit einen ehrgeizigen Plan zur Ausbildung von Buchhaltungsexperten verfolgt, um der internationalen Wirtschaftsentwicklung auf gleicher Ebene zu begegnen. Ich denke, die Konferenz hat den chinesischen Buchhaltern eine sehr gute Lernchance geboten.“