In den vergangenen Jahren wurde in China die Entwicklung des
tertiären Sektors und dessen Öffnung für ausländisches Kapital
gefördert. So konnten Handel, Versicherung, Telekommunikation,
Finanzwesen und Buchhaltung in China durch die Einführung von
auswärtigem Kapital ihre internationale Konkurrenzfähigkeit und
Vitalität verstärken.
In
der Hauptstadt der südchinesischen Provinz Guangdong nahmen die
Journalisten zufällig an der Einweihung eines großen
Lebensmittelsupermarktes teil. Dabei fiel unserer Reporterin auf,
dass die Gäste dabei nicht nur Kantonesisch und Mandarin, also
Hochchinesisch, sprachen, sondern auch Englisch. Schließlich
handelte es sich bei den Gästen um Aktienbesitzer der
Supermarktkette, an der staatliche sowie private inländische und
ausländischen Investoren beteiligt sind.
Der Supermarkt gehört zur Jiaying-Kette, bei der Huang Zhixiong für
das Marketing zuständig ist. Er erzählte mir, seine Firma besitze
genügend Kapital und könne es sehr flexibel einsetzen und anlegen.
Seine Firma werde also einhundert derartige Supermärkte in
Guangzhou errichten. Dazu sagte er weiter:
„Unsere ersten Supermärkte sind allesamt große Supermärkte, und im
kommenden Jahr werden wir noch weitere große und mittlere ergänzen.
Wir hoffen, dass wir in den kommenden 5 Jahren so auf insgesamt 280
Märkte kommen..“
Anfang der 90er Jahre hatte man in China damit begonnen,
auswärtigem Kapital Beteiligungen oder vollständig eigenständiges
Engagement im Handelsbereich zu erlauben. Angesichts des riesigen
Verbrauchermarktes in China sind immer mehr internationale
Einzelhandelsgruppen nach China gekommen, und Supermärkte und
Kaufhäuser mit internationaler Beteiligung schossen in China wie
Pilzen aus dem Boden. Einer Statistik des chinesischen
Handelsverbandes zufolge gab es in China Ende 2001 rund 500
Einzelhandelsunternehmen mit auswärtiger Kapitalbeteiligung. Eine
Reihe weltbekannter Handelsketten wie Wal-Mart, Carrefour und Metro
unterhalten inzwischen Filialen in einigen großen und mittleren
Städten in China, und das Echo bei den chinesischen Kunden ist
gut.
Der Eintritt ausländischer Handelsketten hat den Wettbewerb und die
Vitalität auf dem Einzelhandelmarkt in China verstärkt und positiv
zur Entwicklung der Branche beigetragen. Dies wird von den
chinesischen Konsumenten sehr begrüßt. So freut sich Wang Hongxian
über „ihren“ Wal-Mart in der Nachbarschaft – in der südchinesischen
Stadt Shenzhen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hongkong. Frau
Wang ist des Lobes voll über die Wal-Mart-Supermärkte in ihrer
Stadt:
„Ganz nah bei meinem Haus gibt es einen Wal-Mart. In Shenzhen
insgesamt sind es mindestens 10. Ich finde derartige Supermärkte
sehr gut, man hat hier eine reiche Auswahl, und das Service ist
auch sehr gut, was uns sehr gefällt. Auf der anderen Seite können
die chinesischen Supermärkte viel lernen von der ausländischen
Konkurrenz, besonders bei Service und Verwaltung.“
Auch in anderen Bereichen des Dienstleistungsmarktes sind
ausländische Investoren erfolgreich. Nehmen wir das als Beispiel
Consulting: Inzwischen haben mehr als 10 große internationale
Unternehmen in China über 20 Zweigstellen errichtet, darunter sind
die 4 größten der Welt: KPMG, Ernst and Young, Deloitte und
Price-Waterhouse-Coopers.
Auch Versicherungen haben in den vergangenen Jahren in China nach
und nach einen Boom erlebt. In den großen und mittleren Städten
kann man zahlreiche Werbungen von Kranken-, Renten, und
Lebensversicherungen finden. Zugleich ist das
Versicherungsbewusstsein der Chinesen inzwischen gestärkt
worden.
Seit den 90er Jahren haben mehrere ausländische Versicherungsfirmen
Niederlassungen in China gegründet. Im Zuge der Pflichten als
WTO-Mitglied wird China den Versicherungsbereich in 3 bis 5 Jahren
vollständig für internationale Anbieter öffnen. In Vorbereitung
darauf ist der Versicherungsmarkt in einem Dutzend chinesischen
Städten im vergangenen Jahr versuchsweise liberalisiert worden.
Gleichzeitig erhielten weitere 6 ausländische Versicherungsfirmen
eine Zulassung für den Marktzugang nach China. Inzwischen gibt es
in China insgesamt 34 Versicherungsunternehmen in teilweisem oder
vollständig ausländischem Besitz.
Dazu Meng Zhaoyi, Abteilungsleiter für internationale
Angelegenheiten bei der staatlichen Versicherungskontroll- und
Verwaltungskommission:
„Neben den Joint Ventures und ausländischen
Versicherungsunternehmen haben einige chinesische
Versicherungsunternehmen bei ihrem Börsengang auch
Aktienbeteiligungen ausländischer Versicherungsunternehmen
aufgenommen. Damit können sie voneinander lernen, modernes Know-How
einführen und die Entwicklung neuer Versicherungsprodukte und ihre
Services vervollkommnen.“
Die chinesische Regierung hat beim WTO-Beitritt Chinas die
Verpflichtung übernommen, den tertiären Sektor in den nächsten
Jahren schrittweise bis zur völligen Angleichung zu öffnen.
Gleichzeitig wird die chinesische Regierung alles daran setzten,
ausländische geschäftliche Aktivitäten in China zu standardisieren
und so in Übereinstimmung mit den Interessen des Landes zu
bringen.