Vor kurzem hat die chinesische Regierung Bestimmungen über den
gemeinsamen Betrieb von Lehr- und Ausbildungseinrichtungen durch
chinesische und internationale Träger in China erlassen. Damit
sollen derartige Kooperationsprojekte im Bildungswesen weiter
gefördert und standardisiert werden.
Die Zusammenarbeit zwischen China und dem Ausland im
Bildungsbereich begann damit, dass chinesische Lehrer und Studenten
zur Weiterbildung ins Ausland geschickt wurden und gleichzeitig
ausländische Lehrer und Dozenten nach China kamen. Seit Anfang der
80er Jahre des 20. Jahrhunderts nahmen dann chinesische Hochschulen
eine direkte Zusammenarbeit mit Partnerhochschulen im Ausland auf,
gleichzeitig begann in diesem Rahmen auch der Aufbau von
Ausbildungsprojekten und Studiengängen mit internationaler
Beteiligung in China. Dies war der Beginn des gemeinsamen Lehr- und
Ausbildungsbetriebes von chinesischen und ausländischen Partnern
hier in China.
Dazu meint Xu Boliang, Mitglied des Staatsrats-Komitees für
akademische Bildung, die Ausbildungsprojekte mit dem Ausland seien
ein sachdienlicher Bestandteil des chinesischen Bildungswesens.
Deshalb unterstütze die chinesische Regierung die Entwicklung des
gemeinsamen Lehrbetriebes chinesischer und ausländischer
Partner:
„China unterstützt die Zusammenarbeit beim Betrieb dieser
Lehreinrichtungen und den Import von ausländischen
Qualitätslehrmaterialien und fördert auf diese Weise die Ausbildung
der für den wirtschaftlichen Aufbau und die gesellschaftliche
Entwicklung erforderlichen qualifizierten Fachleute.“
Seit mehreren Jahren entwickeln sich damit die gemeinsam mit
ausländischen Partnern in China betriebenen Bildungseinrichtungen
sehr schnell. Dazu sagt Nie Ruilin von der Abteilung internationale
Kooperation beim chinesischen Bildungsministerium:
„Seit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation vor über
einem Jahr zeichnet sich verstärkt ein Trend zur beschleunigten
Entwicklung der Zusammenarbeit mit dem Ausland beim Betrieb von
Lehreinrichtungen hier China ab. Besonders in den Küstenregionen
hat die Zahl derartiger gemeinsam betriebener Ausbildungsprogramme
und Studiengänge rasch zugenommen, und in Mittel- und Westchina hat
diese Entwicklung inzwischen ebenfalls begonnen. Außerdem sind die
Formem der Kooperation vielfältiger geworden.“
Unvollständigen statistischen Angaben zufolge gab es Ende 2002 mehr
als 700 Bildungsprogramme in China, die gemeinsam mit ausländischen
Partnern betrieben wurden. Das waren 10 Mal so viel, wie 1995.
Dabei handelt es sich bei den chinesischen Partnern derartiger
Gemeinschaftsprojekte hauptsächlich um Universitäten und
Hochschulen. Die ausländischen Partner sind zumeist
Bildungseinrichtungen aus entwickelten Ländern, wie z. B. aus
Deutschland, den USA, aus Australien, Kanada, Singapur,
Großbritannien und Frankreich. Thematische Schwerpunkte der
Zusammenarbeit sind die Ausbildungsfächer Betriebswirtschaft,
Sprachen und Literatur, Wirtschaftsinformatik, Kunst und
Pädagogik.
Viele derartige Kooperationsschulen befinden sich, wie bereits
gesagt, in der Küstenregion und in Ostchina, so beispielsweise in
Shanghai, Beijing, Shangdong, Jiangsu und Guangdong. Seit einigen
Jahren gibt es aber gemeinsam mit ausländischen Partnern betriebene
Ausbildungsprogramme auch in Großstädten in Westchina wie in Xi’an
oder in Chengdu.
Die Universität für Landwirtschaft in Beijing ist dabei ein Pionier
des gemeinsamen Lehr- und Studienbetriebes mit ausländischen
Partnern in China. Seit 1994 arbeitet sie mit den Fakultäten etwa
für Viehzucht oder auch für Internationale Wirtschaft mehrerer
Hochschulen in Großbritannien und in den USA zusammen. Dies
ermöglichte unter anderem die Ausbildung von mehr als 800
chinesischen Studenten. Die gemeinschaftlichen Ausbildungsgänge
finden hier in China oder aber teilweise in China und teilweise im
Ausland statt. Lehrpläne und Lehrmaterialien sind dabei entweder
identisch oder aber sehr ähnlich und aufeinander abgestimmt. Zwei
Drittel der Lehrkräfte der Gemeinschaftsstudiengänge hier in China
kommen von den ausländischen Partnerhochschulen. Da diese
Kooperationsprojekte der Universität für Landwirtschaft mit den
ausländischen Partnerhochschulen sowohl von den chinesischen, als
auch von den Bildungsbehörden in den jeweiligen Partnerländern
bestätigt wurden, werden die Hochschulabschlüsse wechselseitig
anerkannt.
Ein weiterer Ausbau der internationalen akademischen Kooperation
soll nun durch die neue Verordnung der chinesischen Regierung
gefördert werden. Dabei soll die Zusammenarbeit der neuen
Verordnung zufolge vom Hochschulbereich auch auf die berufliche
Aus- und Weiterbildung ausgedehnt werden. Weithin ausgenommen von
der internationalen Zusammenarbeit sind allerdings die Bereiche
Elementarbildung und Mittelschule der unteren Stufe sowie alle
Ausbildungsgänge in den Bereichen Militär, Polizei und Politik. Für
alle übrigen Bereiche legt die neue Verordnung detailliert fest,
unter welchen Bedingungen Kooperationsstudiengänge eingerichtet
werden können und wie die Ausbildungsinhalte auszusehen haben.