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Große Mauer in Südchina
Im Nordchina standen bereits vor 2000 Jahren einzelne Schutzmauern verschiedener Fürstentümer. Der erste chineische Kaiser ließ diese einzelnen Abschnitte dann miteinander verbinden. Später ordnete dann der Kaiser Yong Le in der Ming-Dynastie (1368-1644), der vorletzten Monarchie in China, im 16 und 17. Jahrhundert an, die verfallenen Mauerstücke wieder aus- und aufzubauen. So entstand die Große Mauer in Norden Chinas. Sie sollte dazu dienen, feindliche Angriffe auf den Norden des Reiches abzuwehren. Doch auch durch Südchina schlängelt sich eine Mauer -- die südchinesische Mauer. Der Bau auch dieser Mauer in Südchina begann in der Ming-Dynastie. Der auch als ,,Große Mauer in Südchina" bezeichnete Miaojiang-Grenzmauerabschnitt mit einer Gesamtlänge von 190 Kilometern befindet sich zum größten Teil innerhalb der Grenzen des heutigen Kreises Fenghuang im Westen der Provinz Hunan. Um die nationalen Minderheiten in Südchina, besonders die Miao-Nationalität, im Auge und gleichzeitig auf Abstand zu halten, ließen die Ming- und die Qing- Kaiser diese Grenzmauer errichten. In historischen Aufzeichnungen wurde sie als ,,Kleine Große Mauer" bezeichnet. Heute ist die Große Mauer Südchinas zu einem wichtigen Bestandteil der Geschichte der Miao und zu einem Barometer der über 300 Jahre andauernden Beziehungen der Nationalitäten in Westhunan untereinander geworden. Die Festung Tingziguan liegt im Westen des Kreises Fenghuang und grenzt an die Provinz Guizhou. Es ist eine runde Festung auf einem allein stehenden Berg, deren Mauer den Berg auf halber Höhe umschließt. Und hier in Tingziguan begann einst die Miaojiang-Grenzmauer. Heute allerdings kann man nur noch Reste der Fundamente sehen. Um das Erstarken der nationalen Minderheiten in Südchina, besonders der Miao-Nationalität, zu hemmen, wurde in der Ming- und der Qing-Dynastie (1644-1911), den letzten beiden Monarchien in China, eine Unterdrückungs- und Blockadepolitik durchgeführt. Im Jahr 1615 begann die Ming-Dynastie, für 43.000 Silber-Tael die Grenzmauer bauen zu lassen. Die Bauarbeiten dauerten fünf Jahre, und dann zog sich diese Grenzmauer insgesamt 190 Kilometer durch den Westen der Provinz Hunan. Sie war ein großes und kompliziertes Verteidigungssystem, das aus Burgen, Schießscharten, Passeingängen, Geschütztürmen, Wachtürmen und Stadtmauern bestand. Tingziguan war dabei ein wichtiger Standort am westlichen Ende der Grenzmauer. Die Festung hatte drei Tore nach Osten, Westen und Süden sowie einen Torbogen und vier Geschütztürme auf der Stadtmauer. Heute gibt es hier nur noch die alten Fundamente der vier Geschütztürme, alles andere ist verschwunden. In der Umgegend dieser Burg leben heute Angehörige der Miao- und Han-Nationalität. Die Festung Xinfenghuangying war eine wichtige Kaserne. Sie nimmt eine Fläche von 29.000 Quadratmetern ein und verfügt heute noch über gut erhaltene Stadtmauern und Torbögen. Diese Festung ist das einzige heute noch gut erhaltene Bauwerk aus der Ming- und Qing-Zeit. Xinfenghuangying wurde mittlerweile in Huangsiqiao umbenannt. Damals befanden sich innerhalb des Kreises Fenghuang 848 verschiedene Soldatenwohnungen, Wachtürme und Kontrollstellen. Nach historischen Aufzeichnungen unternahm man in Westhunan in der Ming-Dynastie von 1381 bis 1615 in 234 Jahren insgesamt 30 große militärische Aktionen zur Einkreisung und Ausrottung der Miao. Im Jahr 1795 brach ein großer bewaffneter Aufstand der Miao-Nationalität aus. Zur Niederschlagung des Miao-Aufstandes sammelte der Kaiser in der Verbotenen Stadt in Beijing damals 400.000 Offiziere und Soldaten aus Westhunan. Dieser Krieg dauerte insgesamt 10 Jahre. Wegen der ungleich verteilten Stärke endete der Miao-Aufstand schließlich mit einer Niederlage. In Wangpotun im Dorf Chuanyan, Gemeinde Huanghe, kann man noch heute die Ruinen eines großartigen Grenzmauerabschnittes besichtigen. In der Ming- und Qing-Zeit war Wangpotun ein wichtiger militärischer Standort und ebenfalls eine Festung. Die Grenzmauer fungierte hier gleichzeitig auch als Mauer der befestigten Stadt. Die Festung, deren Mauern zwei Meter dick und zwei bis fünf Meter hoch waren, befand sich auf einem Berggipfel, war 60 Meter breit und 300 Meter lang und hatte eine elliptische Form. Auch hier gab es drei Tore -- nach Osten, Süden und Westen. In den sich häufenden Aufständen der Miao-Nationalität wurde die Grenzmauer mehrmals zerstört. Obwohl der Kaiser ebenso oft deren Wiederaufbau anordnete, wurde der Thron in der Verbotenen Stadt im entfernten Beijing durch die vielen Aufstände in Hunnan und anderen Provinzen ins Wanken gebracht. Zum Beispiel brachen in Westhunan 1628 und 1795 jeweils große Aufstände aus, in deren Verlauf die Grenzmauer jedes Mal völlig zerstört und anschließend vollkommen wieder aufgebaut wurde. In der Neuzeit haben sich die Beziehungen zwischen der Han-Bevölkerungsmehrheit und der Miao-Minderheit normalisiert, die Grenzmauer wurde überflüssig. Nur noch wenige Festungen, weit entfernt von den Dörfern, haben auf einigen Berggipfeln die Zeiten überdauert. (CRI, 31. Dezember 2003)
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