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08. 11. 2012 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Eine halbe Dekade ist in einem wirtschaftlich so dynamischen Land wie China fast schon eine Ewigkeit – wie haben sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und China in dieser Zeit verändert?
In meiner Zeit hat es praktisch eine Verdoppelung des Handelsvolumens gegeben, in den letzten zehn Jahren sogar eine Vervierfachung. Seit dem WTO-Beitritt hat sich das bilaterale Handelsvolumen um durchschnittlich 20 Prozent pro Jahr gesteigert. Damit ist China unser wichtigster Handelspartner in Asien, zudem steigt auch die Bedeutung als Exportmarkt. China ist auch unser viertwichtigster Lieferant. Wir gehen auch davon aus, dass in den nächsten vier bis fünf Jahren wiederum eine Verdoppelung eintreten wird. Das Wachstum hat sich jetzt zwar ein bisschen abgeschwächt, aber das Exportwachstum wird sicherlich wieder bergauf gehen.
In welchen Sparten ist Österreich besonders erfolgreich?
Ich würde sagen in erster Linie im Bereich der Energie, aber auch Umwelttechnik, in der Automotive-Zulieferindustrie, bei Infrastruktur, Infrastruktur-Support wie etwa der Eisenbahn oder auch bei Kraftwerken und insbesondere natürlich Maschinen. Zwei Drittel unserer Exporte sind Maschinen, Spezialmaschinen und verwandte Produkte. Importiert werden wiederum vor allem Elektro-, Textil-, Leder- und chemische Erzeugnisse.
Wie sehen Sie die Akzeptanz Österreichs auf dem chinesischen Markt?
Ich habe den Eindruck, dass wir hier sehr willkommen sind. Österreichische Unternehmen genießen generell einen sehr guten Ruf. Es hat sich herumgesprochen, dass in unserem Land ähnlich gute Qualitätsprodukte hergestellt werden wie in Deutschland. Auch ist mittlerweile bekannt, dass wir Nischenplayer sind, das heißt, unsere Firmen gelten in ihrem Industrieumfeld als flexible und hochtechnologisierte Anbieter von Speziallösungen und sind daher in gewissen Marktlücken eben sehr gut. Diese Erfahrungen mache ich immer wieder und werde auch oft von offizieller chinesischer Seite dazu eingeladen, neue Geschäfte einzufädeln. Besonders gefragt sind derzeit Spezialmaschinen und Industrieanlagen, Zulieferungen im Infrastrukturbereich, Energie und Umwelttechnik. Ich will hier kein Beispiel gesondert hervorheben. Es gibt sehr viele erfreuliche aber auch einige unerfreuliche Geschäftsfälle. Aber wir werden von den erfreulichen Fällen oft gar nicht informiert. An uns wird meistens herangetreten, wenn es zu Problemen kommt, um diese zu lösen. Aber im Verhältnis zu den vielen Geschäften, die abgeschlossen werden, ist das im Rahmen. Wenn man überlegt, dass über 2000 Firmen regelmäßig in China Geschäfte machen, davon 500 Firmen mit 700 Niederlassungen in China präsent sind, dann ist das eigentlich minimal.
Sehen Sie trotz der Masse an chinesischen Exportgütern eine Chance, die Handelsbilanz mit China zu verbessern oder sogar auszugleichen?
Im Jahr 2011 waren wir schon auf dem Wege dorthin. Das hat sich im Jahr 2012 allerdings wieder leicht umgedreht. Im ersten Halbjahr sind unsere Exporte nur um 5,3 Prozent angestiegen, während die Importe um 7,6 Prozent angestiegen sind. Das heißt, das Handelsbilanzdefizit hat sich leider wieder ein wenig vergrößert. Aber wir haben im letzten Jahr 2011 ein Allzeithoch gehabt im Handelsvolumen und bei den Exporten. Während 2006 der Anteil des Handelsbilanzdefizits am gesamten Handelsvolumen noch über 50 Prozent betrug, liegt es heute bei unter 40 Prozent. Man will natürlich immer mehr, aber es wird nicht so schnell passieren, dass wir das Handelsbilanzdefizit mit China gänzlich abbauen. Dazu muss ich vielleicht noch eine Randbemerkung machen: Die Chinesen haben übrigens in ihrer Statistik mit uns ein Handelsbilanzdefizit, da diese ganz anders berechnet wird als unsere. Das erklärt sich dadurch, dass chinesische Exporte nach Österreich in deren Statistik als Importe in Holland, Deutschland oder Italien aufscheinen und nicht direkt in der Statistik nach Österreich. Umgekehrt ist es auch so, dass die österreichischen Exporte nach China wie gesagt zuerst nach Deutschland gehen, und von Deutschland hierher. Dadurch ist die Statistik der Chinesen meiner Meinung nach stark verzerrt.
Quelle: german.china.org.cn
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