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28. 03. 2013 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
Was sind denn so typische Probleme, mit denen Kunden zu Ihnen kommen?
Das ist natürlich immer spezifisch. Wenn die Firmen schon längere Zeit hier sind, erkennt man anhand des Fragenkatalogs schnell, wo die Probleme sind. Im Endeffekt haben wir zwei Gruppierungen, bei denen Start-up-Unternehmen die Situation falsch einschätzen und typische Anfänger-Fehler begehen. Da haben wir zum einen ein psychologisches Problem der Unternehmer, die von Mitteleuropa nach China kommen; das hat zu tun mit der fremden Kultur und mit der Sprache. Es gibt erstaunlich viele Unternehmer, die möglicherweise nicht einmal des Englischen richtig mächtig sind und vor der chinesischen Sprache und der chinesischen Kultur Angst haben. Die versuchen das Problem damit zu lösen, indem sie sich deutschsprechende chinesische Berater oder Sinologen an Land ziehen und versuchen, hier etwas aufzubauen. Nichts gegen Sinologen, aber ihnen fehlt aufgrund ihrer Ausbildung oft die betriebswirtschaftliche und technische Erfahrung. Der zweite Fehler: Unternehmer versuchen ihre Firmen hier in China von der Struktur her 1:1 abzubilden, ohne die lokalen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Das geht natürlich nicht und muss zwangsläufig scheitern, da Organisationsstruktur, Fertigungsstruktur, Vertriebsstruktur und so weiter völlig anders sind.
Beschäftigen Sie sich auch mit chinesischen Firmen, die im IT-Bereich tätig sind?
Natürlich, ich arbeite auch mit anderen chinesischen Unternehmen zusammen. Da gibt es einige Kooperationspartner für Bereiche, die wir mit unserem eigenen Portfolio nicht abdecken können. Dann holen wir uns dieses Wissen in Teilbereichen von anderen Firmen herein. Insgesamt gesehen schätze ich, was die großen Firmen wie Tencent, Sina oder Baidu hier geleistet und aufgebaut haben. Ich erkenne das an, man muss aber auch sehen, dass diese Firmen vor einem anderen Hintergrund und anderen Möglichkeiten aufgebaut wurden. Was ich hier ein wenig vermisse, ist die Innovation und die Kreativität, neue und eigene Wege zu gehen.
Wenn man vom IT-Bereich in China spricht, ist unweigerlich auch vom Phänomen "Raubkopien" die Rede. Sind Sie damit auch konfrontiert?
Selbstverständlich. Jeder Angestellter muss bei uns ein Papier unterschreiben, dass alles, was er hier tut, in der Firma bleibt. Dennoch kommt es vor, dass Produkte, von denen man weiß, dass sie aus der eigenen Werkstatt kommen, plötzlich irgendwo anders auftauchen, wie beispielsweise ein Buchhaltungssystem, das man vor vielen Jahren einmal geschrieben hat. Meine Erfahrung ist jedoch: Dadurch, dass die Innovationszyklen in unserer Branche immer kürzer werden, muss man diese Produkte ohnehin immer wieder anpassen. Da geht einer Raubkopie schnell die Luft aus. Auch werden gewisse Dinge wie Kundensupport, Marketing und Service in diesen Fällen nicht berücksichtigt, weshalb ich durch die Mitnahme von geistigem Eigentum aus unserer Firma noch nicht zu Schaden gekommen bin. Die einzige Möglichkeit, sich zu schützen ist meiner Meinung nach eine entsprechende schriftliche Absicherung und Sicherheitsvorkehrungen in den Firmen selber, was aber immer schwieriger zu überprüfen ist.
Wie wird Ihrer Meinung nach die Zukunft der digitalen Welt aussehen?
Pfaffinger: Ich denke, wir stehen hier immer noch am Anfang. Als ich zu programmieren begonnen habe, haben wir noch die uralte Programmiersprache "Cobol" verwendet. Wenn ich mir anschaue, wie mächtig die Sprachen heutzutage sind und auch die Werkzeuge für die Entwickler, die Art und Weise wie man Datenhaltung heute löst, bin ich der Meinung, dass sich dieser Trend in einer exponentiellen Form weiterentwickeln wird. Was wir in den nächsten zehn bis 15 Jahren noch sehen werden, davon können wir heute noch gar nicht träumen. Die Geräte werden immer kleiner und mächtiger, und sie gehen immer mehr in unser alltägliches Leben über. Für Entwickler ist es daher noch mehr als zuvor absolut notwendig, dass sie in der Technik immer mit vorne dabei sein müssen. Stillstand bedeutet beim Wissen gleichzeitig Rückschritt. Man muss in den Innovationszyklen mit drin sein, und zwar ganz vorne. Dabei muss man auch kreativ sein und die Innovationen richtig ein- und umsetzen.
INFO
Roman Paffinger wurde 1955 in München geboren und ist Geschäftsführer von Sino German IT Consulting Ltd. mit Sitz in Beijing. Eine Ausbildung im Bereich Industriekaufmann / Betriebswirtschaft / Informatik führte ihn zunächst zur Siemens AG in München. Von 1990 bis 1997 war er Inhaber und Geschäftsführer der "Software 9000 Vertriebsgesellschaft mbH" in München, bevor er schließlich 1997 die Firma in Beijing gründete. http://www.sg-itc.biz
Quelle: german.china.org.cn
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