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20. 10. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Völkerverständigung

"Die Langnasen": Das Deutschlandbild der Chinesen Exklusiv

Helmut Schmidt hat für Ihr neues Buch "Die Langnasen" ein Geleitwort geschrieben. Sie haben schon 16 Bücher veröffentlicht. Wie viele Bücher von Ihnen erhalten ein Vorwort von einem Ex-Bundeskanzler?

Kuan: Nur für dieses Buch habe ich ein Geleitwort von Helmut Schmidt bekommen. Herr Schmidt schreibt übrigens eher selten ein Vorwort für ein Buch.

Warum hat Schmidt es denn für Ihr Buch getan?

Kuan: Weil er mich mag. (lacht.)

Häring-Kuan: Obwohl es ganz einfach ist, eine Flugkarte zu kaufen und nach China zu fliegen, wissen die wenigsten Deutschen, was die Chinesen denken. Dabei geht es nicht nur um Sprachprobleme. Fragt man einen Chinesen nach seiner Meinung, dann denkt der sich vielleicht: "Warum soll ich dir das sagen? Bist du ein Journalist?" Außerdem haben wir beim Schreiben des Buches die Namen der Befragten anonym behalten. Da waren etwa die Namen der chinesischen Angestellten bei deutschen Firmen.

Kuan: Ich habe bei einem Besuch bei Herrn Schmidt das Manuskript für das Buch mitgebracht. Er sagte mir, dass er ziemlich beschäftigt sei und dass er wohl einige Wochen brauche, um den Text durchzulesen. Doch bereits vier Tage später rief sein Sekretär an und teilte mir mit, dass Herr Schmidt das Vorwort bereits geschrieben habe. Das hat mich freudig überrascht.

Warum ist Ihrer Meinung nach das Verständnis zwischen China und Deutschland wichtig?

Kuan: Deutschland ist zwar kein großes Land, aber seine wirtschaftliche Stärke ist weltweit bedeutend. China hat viel von Deutschland zu lernen, wie zum Beispiel das Rechtssystem. Das deutsche Wirtschaftssystem ist eine soziale Marktwirtschaft, die anders funktioniert als die liberale Marktwirtschaft in den USA. China entwickelt seine Wirtschaft auch nach dem Prinzip der sozialen Marktwirtschaft.

Häring-Kuan: Die Beziehung mit China ist für Deutschland auch sehr wichtig, weil Deutschland ein Exportland ist. Es braucht den Markt in China. Übrigens sind die Chinesen Deutschland gegenüber eigentlich sehr freundlich eingestellt. Warum soll man die Beziehungen verschlechtern? Wir Deutschen können natürlich unsere eigene politische Meinung haben. Wir sollten aber auch anerkennen, dass die Menschen in anderen Ländern andere Meinungen haben. Die Deutschen sollten die Chinesen nicht immer kritisieren und belehren.

Sie leben seit 1969 in Deutschland. Wie hat sich Ihrer Meinung nach das Chinabild der Deutschen in den vergangenen 40 Jahren verändert?

Kuan: Deutschland lernte China später kennen als viele anderen Länder, wie zum Beispiel Großbritannien, Frankreich, die USA. Zwar hatte Deutschland einst mit Qingdao eine Kolonie, aber dies dauerte nur zwanzig Jahre lang. Großbritannien und Frankreich konnten ihre Kolonien viel länger halten. Erst in den letzten Jahrzehnten begannen sich die Deutschen für China interessieren. Nehmen wir das Sinologiestudium an den Universitäten als Beispiel: Die Universität Hamburg war die erste deutsche Uni, die ein Sinologie-Studium anbot. Es war im Jahr 1909. Im Vergleich dazu hat man in Frankreich das Fach Sinologie schon 1814 gegründet. Von den vier wichtigsten chinesischen Literaturwerken wurde bisher erst der "Traum der Roten Kammer" ins Deutsche übersetzt. Es waren die Missionare, welche die westliche Kultur nach China gebracht und dort verbreitet haben. Umgekehrt ist die chinesische Kultur eher von normalen chinesischen Migranten nach Deutschland mitgebracht worden. Besonders in den sechziger Jahren fanden die Deutschen die neue Volksrepublik sehr interessant.

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Quelle: german.china.org.cn

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