Home Aktuelles
Multimedia
Service
Themenarchiv
Community
Home>Interview des Monats Schriftgröße: klein mittel groß
20. 10. 2009 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Völkerverständigung

"Die Langnasen": Das Deutschlandbild der Chinesen Exklusiv

Sie meinen die 68er-Bewegung?

Kuan: Genau. Damals gab es in Deutschland auch eine kleine Revolution. Ihre Aktuere haben viel von der chinesischen Kulturrevolution übernommen, zum Beispiel die Idee, die Professoren in ländliche Gebiete zu schicken. In den 1970er Jahren kannten zwar nur wenige Deutsche die neue Volksrepublik, fanden sie aber sehr interessant. In den 1980er Jahren gab es in Deutschland mit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik Chinas eine "China-Begeisterung“. Erst in der Folge dieser neuen Politik haben viele der Menschen, die sich 1968 an der deutschen Revolution beteiligten, erfahren, wie viel Unglück die Kulturrevolution mit sich gebracht hat. Diese Leute sind enttäuscht und nicht mehr freundlich gegenüber China.

Und wie sieht es mit den Geschäftsleuten aus?

Kuan: Seit den 1990er Jahren haben viele deutsche Geschäftsleute mit großen Hoffnungen in China investiert. Manche haben viel Geld verdient. Manche haben aber auch schmerzhafte Verluste erlitten. Einige von ihnen haben darüber ein Buch veröffentlich. Darin teilen sie den Lesern mit, dass man in China vorsichtig sein soll, wenn man nicht betrogen werden will. Aber das Problem ist doch, dass viele deutsche Geschäftsleute, die in China Geschäfte machen, gar kein Chinesisch sprechen. Würde ein Deutscher, der kein Englisch kann, in den USA Geschäfte machen? Nein. Aber sie machen das in China. Sie glauben, auf dem großen Markt in China könne man viel Geld verdienen. Gerade deswegen muss man die Chinakenntnisse verbessern.

Das Buch haben Sie zusammen mit Ihrer Frau, Petra Häring-Kuan, geschrieben. Wie haben Sie zusammen gearbeitet?

Häring-Kuan: Wir haben immer zusammen die Interviews geführt.

Kuan: Ich habe als Professor an der Uni die Chance, viele Leute kennen zu lernen. Daher konnten wir viele Chinesen, sowohl Diplomaten, Beamte als auch normale Leute in verschiedenen Bereichen, interviewen. Meine Frau schreibt aber feiner als ich.

Viele Deutsche sind der Meinung, dass alle Chinesen ganz gleich aussehen. Sehen die Deutschen im Augen der Chinesen auch alle gleich aus?

Häring-Kuan: Ich habe selber solche Erfahrungen gemacht. Eimal hatte ich mit einer deutschen Freundin in der Provinz Sichuan in China einen Qigong-Kurs besucht. Meine Freundin hat blaue Augen und kurze blonde Haare, ganz anders als ich mit meinen braunen Augen und braunen Haare. Der Qigong-Meister konnte uns trotzdem überhaupt nicht unterscheiden. Oder ein anderes Beispiel war, als ich Kuan 1970 auf einer Party kennen gelernt habe. Wir hatten einen Termin für den kommenden Abend abgemacht. Bereits mittags sah ich ihn auf der Straße und grüßte ihn auf Englisch. Damals konnte er noch kein Deutsch. Ich war überrascht, als der Mann auf deutsch antwortete. Ich fragte ihn: "Bist du nicht Kuan Yu-Chien aus China kommt?“ - "Aus China?“, antwortete er. "Nein, ich bin aus Korea!“

Wann erschien Ihr Buch?

Kuan: Am 9. September.

Gerade vor der Frankfurter Buchmesse?

Häring-Kuan: Genau. China war in diesem Jahr das Gastland der Frankfurter Buchmesse. Es gab im Hinblick darauf schon viele Bücher, die China kritisieren und belehren möchten. Ich glaube, unser Buch ist anders als die anderen.

Danke für das Gespräch!

   zurück   1   2   3   4  


Quelle: german.china.org.cn

Druckversion | Artikel versenden | Kommentar | Leserbrief | zu Favoriten hinzufügen | Korrektur

Kommentar schreiben
Kommentar
Ihr Name
Kommentare
Keine Kommentare.
mehr