Auf
einem Hang des Helan-Berges im Autonomen Gebiet Ningxia der Hui-Nationalität
in Westchina, knapp hundert Meter westlich der beiden Pagoden in Baisikou, haben
Archäologen eine erstaunliche neue Entdeckung gemacht: 62 Pagodensockel,
die jahrhundertelang von Erde und Stein verschüttet gewesen waren, wurden
ans Tageslicht gebracht. In ihnen wurden etwa hundert sorgfältig hergestellte
Pagodenmodelle, kleine Buddhafiguren und eine geringe Menge von Totenasche und
nicht ganz verbrannte menschliche Knochen gefunden. Die bunten Malereien auf der
weißen Kalkverkleidung der Pagodensockel sind heute noch farbenprächtig.
Die Entdeckung der Ruinen eines so großen Pagodenkomplexes ist in der archäologischen
Geschichte Chinas einmalig. Während einer mehr als zwei Monate dauernden
Ausgrabung wurden o. g. 62 Pagodensockel auf einer Fläche von 3600 m²
freigelegt. Die Funde sind maximal 0,6 m und minimal kaum mehr als 10 cm hoch.
Ihr Durchmesser beträgt maximal 3,5 m und minimal weniger als 2 m. Sie haben
drei Formen: kreuzförmig, achteckig und quadratisch. 57 Pagodensockel sind
kreuzförmig, drei quadratisch und nur zwei achteckig. Die Anordnung dieser
Pagoden ist unregelmäßig. Es scheint, daß sie keinen Unterschied
hinsichtlich der Stellung hatten. Die Untersuchung zeigt, daß sie über
eine lange Zeitspanne erbaut wurden. Die Pagodenkammern sind in der Größe
unterschiedlich. Sie sind aus Steinen, Ziegelsteinen oder ungebrannten Lehmziegeln
gebaut. Fast alle Pagoden sind mit einer 2 cm dicken Kalkschicht verkleidet, auf
der farbige Muster gemalt sind. Wann wurden diese Pagoden, die wohl als Gräber
dienten, gebaut? Nach der Analyse der Veränderungen der farbigen Muster und
der unregelmäßigen Anordnung der Pagoden stellten die Archäologen
fest, daß sie nicht in derselben Zeit gebaut wurden. Aus den Ruinen wurden
weiter ein Ziegelstein mit Xixia-Schriftzeichen und vier antike Münzen freigelegt.
Sie liefern wichtiges Beweismaterial für die Datierung der Pagoden. Zwei
Münzen stammten aus der Tang- bzw. der Song-Dynastie und die übrigen
zwei aus der Xixia-Dynastie. Daraus schlossen die Archäologen, daß
diese Pagoden wahrscheinlich in der Periode von der Blütezeit der Xixia-Dynastie
(1038-1277), einer von nationalen Minderheiten im 11. Jahrhundert im Nordwesten
Chinas gegründeten Dynastie, bis zur Yuan-Dynastie (1271-1368) gebaut wurden. Die
Archäologen haben aus den Ruinen noch kleine Buddhafiguren aus Lehm, Bodhisattwafiguren,
Majolika-Pagodensockel, glasierte Bauteile, Bruchstücke von Porzellanware
usw. geborgen. Obwohl die meisten von ihnen nicht mehr unversehrt sind, haben
sie immer noch einen archäologischen Wert. Informationen zufolge wurde
zum ersten Mal ein derartig großer Pagodenkomplex wie dieser in China entdeckt.
Die Entdeckung der Ruinen dieser Pagoden ist für das Studium der Tempel und
Grab-Pagoden der Xixia-Dynastie, der Verbreitung und Entwicklung des tibetischen
Buddhismus und der Xixia-Kultur sowie der Politik, Wirtschaft und Geschichte der
Xixia-Dynastie von großer Bedeutung |